Havarierter Frachter im Hafen - Gefahr fürs Wattenmeer gebannt
Die Bergung der havarierten "Fremantle Highway" ist geglückt. Aber in Eemshaven kann der Autofrachter auf Dauer nicht bleiben. Der zerstörte Warenwert auf dem Schiff wird auf 300 Millionen Euro geschätzt.
Seit Donnerstag liegt die "Fremantle Highway" in Eemshaven. Auf dem Schiff selbst soll erst einmal nichts passieren. Die 3.800 geladenen Autos bleiben vorerst an Bord. Auch das Löschwasser und 1.600 Tonnen Schweröl werden vorerst nicht abgelassen. Derzeit beraten Hafenbetreiber, Reederei und die Versicherung, wie es weitergeht. Der Bürgermeister von der Gemeinde Het Hogeland, zu der der Seehafen gehört, hat bereits Druck gemacht: Bis zum 14. Oktober müsse der Frachter weg sein, weil der Liegeplatz anderweitig vergeben sei.
Kosten der Bergung der "Fremantle Highway" noch unklar
Geplant ist, die noch fahrtüchtigen Autos demnächst auf einem großen Parkplatz zwischenzulagern. Alle durch den Brand zerstörten Autos sollen per Bahn oder Lkw entsorgt werden. Laut Versicherungsexperten ist allerdings keines der Fahrzeuge noch brauchbar. Bergungsspezialisten hatten zuvor vermutet, dass rund 800 Autos auf dem Schiff noch einigermaßen intakt sind. Der zerstörte Warenwert wird auf 300 Millionen Euro geschätzt. Wie viel die Bergung des Frachters gekostet hat, ist noch unklar.
Gute Nachricht für den "einzigartigen Nationalpark"
Unterdessen reagierten Politikerinnen und Politiker erleichtert über die Ankunft des Havaristen im Hafen. "Das Wattenmeer entgeht einer potenziell verheerenden Umweltkatastrophe", sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) am Donnerstag. Das sei eine gute Nachricht für alle Bewohner und "den einzigartigen Nationalpark". Denn auch die deutschen Küsten wären bei einer Ölpest gefährdet gewesen. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) erklärte, jetzt gehe es darum, das Wrack zu untersuchen, die Unglücksursache zu finden und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Vorschnelle Debatten über die Sicherheit beim Transport von Elektroautos seien dabei "wenig hilfreich".
Meyer: Bundesregierung muss Konsequenzen ziehen
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) forderte die Bundesregierung auf, Konsequenzen zu ziehen und für "Gefahrguttransporte, zu denen auch große Autotransporter gehören, die küstenferne Route mit größerer Entfernung zum geschützten Nationalpark Wattenmeer vorzugeben". Das Wattenmeer sei wahrscheinlich gerade noch von einer verheerenden Ölpest verschont geblieben. Meyer begrüßte, dass die Weltschifffahrtsorganisation IMO der Vereinten Nationen die Sicherheits- und Brandschutzstandards für Autofrachter erhöhen will.
Batterie eines Elektro-Autos als Brandherd?
In der Nacht zum 26. Juli war auf der "Fremantle Highway" ein Feuer ausgebrochen. Das Schiff einer japanischen Reederei befand sich zu dem Zeitpunkt auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur vor der niederländischen Insel Terschelling. Von der viel befahrenen Schifffahrtsstraße wurde es vorübergehend zu einem Ankerplatz nordöstlich der Insel Schiermonnikoog gebracht. Vermutet wird, dass der Brandherd die Batterie eines E-Autos sein könnte, das muss aber noch untersucht werden. Bei der Evakuierung des Schiffes kam ein Mensch ums Leben.