Risiko Schiffsbrand: Wie gefährlich sind E-Autos auf Fähren?

Stand: 27.07.2023 20:30 Uhr

Das verheerende Feuer auf dem mit Autos beladenen Frachtschiff "Fremantle Highway" in der Nordsee könnte ersten Erkenntnissen zufolge von einem Elektrofahrzeug ausgelöst worden sein. Auch auf Autofähren werden immer mehr E-Autos transportiert. Reicht der derzeitige Brandschutz aus?

Der Brand auf dem Frachter "Fremantle Highway", nach ersten Erkenntnissen mutmaßlich von einem Elektro-Auto ausgelöst, entfacht die Debatte um die Sicherheit von Elektro-Autos neu. Aus Mecklenburg-Vorpommern legen täglich zahlreiche Fähren auf dem Weg nach Gedser oder Trelleborg ab, die Elektro-Autos transportieren. Und auch der Rostocker Hafen verlädt Fahrzeuge mit Elektro- oder Hybrid-Antrieb, die anschließend über die Ostsee verschifft werden. Wie gefährlich sind sie für die Überfahrten?

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Eine Luftaufnahme zeigt den deutschen Notschlepper "Nordic" (l), der das Feuer auf einem brennenden Frachter in der Nordsee bekämpft. © Herman IJsseling/FLYING FOCUS aerial photography/dpa Foto: Herman IJsseling
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"Elektro-Autos und Verbrenner haben das gleiche Risiko in Brand zu geraten", sagt Christof Tietgen, Sprecher des ADAC Regionalclubs Hansa, bei NDR MV Live. Crashtests hätten gezeigt, dass es keine Unterschiede gibt, so Tietgen weiter. Allerdings können Brände von Elektroautos verheerende Feuer auslösen, die mehr Schaden anrichten. "Wenn die Lithium-Ionen-Batterie eines solchen Fahrzeugs brennt, kann das die Feuerwehren aktuell vor große Herausforderungen stellen" bestätigt die DEKRA.

Brennende Batterien: "Eigentlich kann niemand den Brand löschen"

Wie Tietgen erklärt, seien die Batterien von außen gegen Löschwasser gut geschützt. "Das heißt also: Es brennt und brennt und brennt und eigentlich kann niemand den Brand löschen." Gerade für Rettungskräfte sei es "herausfordernd" eine solche Situation unter Kontrolle zu bekommen. Löschschaum oder -pulver, wie auf Frachtern häufig üblich, würden nichts gegen brennende Batterien ausrichten, einzig Wasser könne die Temperatur des Fahrzeugs unter Kontrolle bringen. Das sei ein Problem, wenn das Löschwasser auf Schiffen nicht abfließen kann.

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Versicherer kritisieren Brandschutztechnik auf Schiffen

Das sieht auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) so. E-Autos werden aufgrund der Schwierigkeiten im Falle eines brennenden Fahrzeugs auch für Reedereien ein immer größeres Thema. Vor allem Versicherer kritisieren, dass Brandschutz und Löschsysteme auf immer größeren Schiffen mit der Entwicklung der Automobiltechnik nicht Schritt gehalten hätten. Das müsse sich grundlegend ändern, sagt der Hauptgeschäftsführer des GDV, Jörg Asmussen . "Vor allem Brände von Lithium-Ionen-Akkus auf Schiffen bleiben sonst weitgehend unbeherrschbar", heißt es weiter.

Keine einheitlichen Richtlinien für Reedereien

Unterdessen gibt es für Reedereien, die E-Autos transportieren, keine einheitlichen Richtlinien. Letztlich sei es "Abwägungssache", so Tietgen, welches Risiko man als Reederei eingehen wolle. Der Reederei Scandlines zufolge wird jede Art von Auto transportiert - auch Elektro- und Hybridmodelle. Das Personal auf den Fähren sei entsprechend geschult und bilde sich auch auf diesem Gebiet weiter, um im Notfall das Feuer eindämmen zu können. Alle Routen würden ausschließlich mit konventionellen Schiffen bedient, die hauptsächlich aus Stahl gebaut sind, der feuer- und hitzebeständiger sei als Aluminium. Während der Fahrt führe die Schiffscrew zudem Rundgänge durch, um Rauchentwicklung frühzeitig zu entdecken, so die Reederei. Das Aufladen von Elektroautos würde zudem auf den Schiffen nicht angeboten.

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Brandschutz auf Scandlines-Fähren

Die Reederei Scandlines teilte mit, im Falle eines Brandes in einem Elektrofahrzeug als Erstes das Deck zu evakuieren. Ziel sei es, in erster Linie die Ausbreitung des Feuers zu begrenzen und das Deck zu belüften, um eine Rauchentwicklung zu verhindern. Unterdessen würden die Fähren den nächstgelegenen Hafen ansteuern. Im Falle der von Scandlines betriebenen Linien Rostock-Gedser und Puttgarden-Rødby sei dieser jederzeit in 20 bis maximal 45 Minuten zu erreichen. Dort würden dann die örtlichen Rettungsdienste bei der Brandbekämpfung hinzugezogen werden.

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 27.07.2023 | 19:30 Uhr

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