"Fremantle Highway": Löschen von Schiffsbränden extrem schwierig
Die Löscharbeiten am Autofrachter "Fremantle Highway", der vor der niederländischen Küste brennt, gestalten sich sehr schwierig. Heiße Luft und Rauchgase könnten kaum abziehen.
Das sagte der Leiter der Spezialeinsatzgruppe Schiffssicherung der Hamburger Feuerwehr Dirk Flocke. Zudem habe das Metall des Schiffes eine hohe Wärmeleitfähigkeit. Zwar habe die Besatzung an Bord eine kleine Brandschutzausbildung - bei der zur Verfügung stehenden Ausrüstung habe sie aber nur bei Entstehungsbränden eine Chance, erfolgreich zu löschen. Ein weiteres Problem sei die Ladung: Da die Autos dicht an dicht stehen, könne man nicht zum Brandherd vordringen. "Es ist immer sehr eng und sehr heiß," sagt Flocke.
Durch zu viel Löschwasser könne das Schiff sinken
Am Freitag gelang es Bergungsexperten erstmals seit Ausbruch des Brandes, den Frachter zu betreten. Sie brachten eine neue, robustere Verbindung zwischen der "Fremantle Highway" und einem Schlepper an. Dadurch lasse sich der Frachter leichter bewegen und unter Kontrolle halten, teilte die niederländische Küstenwache mit. Einen Tag zuvor hatte noch dichter Rauch über der "Fremantle Highway" gelegen, Flammen schlugen aus dem Rumpf. Aufgrund der großen Hitze konnten Retter nicht einfach an Deck gehen. Laut niederländischer Küstenwache war dies aber notwendig, um einen sicheren Löschangriff zu starten. Retter hatten Versuche eingestellt, das Schiff von außen zu kühlen. Das Kühlen sollte die Festigkeit des Stahls so weit wie möglich erhalten. Allerdings müsse verhindert werden, dass unnötig viel Wasser an Bord gelange, hieß es auf der Homepage der Küstenwache. Würden die Bergungsschiffe und Schlepper Wasser in den Frachter schießen, könnte das Schiff sinken. "Wir können nichts weiter tun als zuschauen, wie sich das mit dem Feuer weiter entwickelt", sagte der Sprecher der Wasserbehörde, Edwin de Feijter am Donnerstag. Der niederländischen Küstenwache zufolge könnte der Frachter noch tagelang brennen. Würde das Schiff sinken, könnte sich das verheerend auf Meer und Küsten auswirken - befürchtet wird dann eine Umweltkatastrophe.
Experte: Intervention von außen unmöglich
Uwe-Peter Schieder bestätigt das. Der Experte für Seeschifffahrt beim Gesamtverband Deutscher Versicherer in Hamburg sagte dem NDR Niedersachsen, dass die Brandlast zu hoch sei, um zu intervenieren. "Von außen können sie kaum unterstützen. Wenn es erstmal brennt auf einem Autotransporter, dann ist guter Rat teuer. Die Schiffe haben ein Problem, sie werden alt - 20, 25 Jahre. Und die Löschsysteme sind von vor 10, 15, 20 Jahren", sagte Schieder.
Frachter hat tausend Autos mehr geladen als bekannt
Nach aktuellen Informationen hat der Frachter 3.783 Autos an Bord. Die niederländische Küstenwache hatte zuvor von 2.857 Autos gesprochen. Die Brandursache ist unklar. Laut dem Funkverkehr der Rettungskräfte aus der Nacht zu Mittwoch fing offenbar eines von 500 geladenen E-Autos Feuer. Zunächst wurde von 25 E-Autos ausgegangen. Für den Sicherheitsexperten Schieder ist die Art des Motors nun jedoch unerheblich. "Ob es Elektro-Autos sind oder normale Verbrenner, ist nicht so fürchterlich relevant. Die Brandlast ist nahezu dieselbe. Sie brennen nur anders", sagte Schieder dem NDR. Anders sieht das Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer. Dass die Batterien unter Wasser noch brennen können, schaffe eine besondere Situation.
Löschversuche der Crew blieben erfolglos
Zunächst hatte die 23-köpfige Crew der "Fremantle Highway" versucht, das Feuer zu bekämpfen. Weil sich der Brand sehr schnell ausgebreitet hatte, mussten die Seeleute die Rettungsmaßnahmen abbrechen und das Schiff verlassen. Einige sprangen aus mehr als 30 Metern Höhe in die Nordsee. Hubschrauber evakuierten den Großteil der Crew. Die "Fremantle Highway" hat bereits Schlagseite erlitten. Ein Schlepper stabilisiert den Frachter mit einer Trosse und verhindert ein Abdriften des 200 Meter langen Transporters.