Greenpeace: Steinriffe nahe geplanter Gasbohrung entdeckt
Im Streit um geplante Gasbohrungen in der Nordsee vor Borkum hat Greenpeace ein Gutachten präsentiert. Demnach haben Taucher nahe dem Standort drei weitere bislang unbekannte Steinriffe entdeckt.
Borkum ist die westlichste der Ostfriesischen Inseln. Einige Kilometer nordwestlich, direkt an der Grenze auf niederländischer Seite, möchte das Unternehmen One-Dyas nach Gas bohren. Umweltschützende jedoch fürchten um schützenswerte Natur. Deswegen hatte Greenpeace Taucher beauftragt. Die hatten Mitte April mehrere Steinvorkommen in der Nähe der geplanten Gasbohrung untersucht. Die Proben wurden in den vergangenen Wochen untersucht. Am Dienstag hat Greenpeace die Ergebnisse präsentiert. "Die Taucher haben Steinriffstrukturen gefunden. Steinriffe gelten als Oasen der Artenvielfalt", so Anike Peters von Greenpeace Deutschland. Laut Gutachten sind 88 verschiedene Arten entdeckt worden, darunter Anemonen, Schwämme, Schnecken, Krebse und auch der Europäische Hummer. 17 dieser Arten stehen demnach auf der Roten Liste für bedrohte Arten.
Greenpeace: Gasbohrung nicht zulässig
Die Umweltschutzorganisation fordert nun das endgültige Aus für die geplanten Gasbohrungen. Das Planfeststellungsverfahren müsse eingestellt werden, die Gasbohrung sei nicht zulässig, so Peters.
Der geplante Standort ist schon lange umstritten. Nach anfänglicher Ablehnung hatte die Große Koalition vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine der Förderung von Gas vor Borkum im Mai 2022 dann doch zugestimmt. Im April 2023 jedoch hatte ein Gericht in Den Haag die vorbereitenden Arbeiten vorerst untersagt. Der Baustopp gilt so lange, bis das Gericht im Hauptverfahren über die Klage gegen die Gasbohrungen entschieden hat. Das ist voraussichtlich im September.
Umweltminister Meyer: Momentan nicht genehmigungsfähig
"Auf niedersächsischer Seite läuft derzeit das Planfeststellungsverfahren. Dieses wird sauber abgearbeitet", so Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD). Wenn eine Förderung aus Gesichtspunkten von Umwelt- und Naturschutz nicht vertretbar sei, werde diese auch nicht genehmigt. "Und umgekehrt gilt genauso: Wenn das Verfahren zu dem Ergebnis kommt, dass die Sicherheit gewährleistet ist, wird von unserer Seite eine entsprechende Genehmigung ergehen." Für Lies ist der Ausgang also offen. Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sieht es anders. Es handele sich um wertvolle Steinriffe. "Der Schutz der Natur hat höchste Priorität." Deswegen sei für das Umweltministerium klar, dass die geplante Gasförderung momentan nicht genehmigungsfähig ist, so Meyer
Proteste in der Nordsee
In der Nacht zu Dienstag hatte Greenpeace in der Nordsee gegen die Gasbohrungen protestiert. Dabei ging es um das nördlichere Gasfeld. Dieses erstreckt sich auf niederländischem und deutschem Gebiet. Dort darf das Unternehmen One-Dyas zu Erkundungszwecken nach Gas bohren. Von Schlauchbooten aus hatten die Umweltschützenden eine auf niederländischer Seite liegende Bohrplattform bemalt - mit der Forderung: "No new Gas" - "Kein neues Gas". Die Plattform befindet sich rund 35 Kilometer vor Borkum und "in unmittelbarer Nähe des UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer sowie des Naturschutzgebiets Borkum Riffgrund", so Greenpeace.