Auf einem Schild am Strand ist eine Bohrplattform durchgestrichen. © picture alliance/dpa Foto: Sina Schuldt

Gasbohrung vor Borkum: Umwelthilfe reicht erneut Klage ein

Stand: 07.10.2024 16:20 Uhr

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat erneut Klage gegen die Genehmigung von Gasbohrungen vor Borkum eingereicht. Aus Sicht der Umwelthilfe wurde die Förderung trotz mangelnder Untersuchungen genehmigt.

Konkret geht es um den Planfeststellungsbeschluss, den das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) im August auf 18 Jahre befristet genehmigt hatte. Auch der BUND Niedersachsen und die Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland unterstützen die Klage der DUH vor dem Oberverwaltungsgericht in Lüneburg. Das Bündnis aus Umweltorganisationen ist überzeugt, dass der Beschluss des LBEG gegen nationales Naturschutz- und Klimarecht verstößt. Die Entscheidung des LBEG sei aus "wirtschafts- und klimapolitischer Sicht nicht nachvollziehbar", sagte DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. "Deutschland braucht dieses Gas weder für die Versorgungssicherheit noch für stabile Gaspreise."

Umwelthilfe: Gasförderung birgt Risiken für die Umwelt

Sandra Koch, Sprecherin der Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland, ist überzeugt, dass die deutschen Behörden keine eigenen Untersuchungen "für die Umweltverträglichkeitsprüfung" durchgeführt haben. "Man verließ sich vollkommen auf die Daten und Aussagen aus den Niederlanden", sagte sie. Dabei stellt die Gasförderung vor Borkum laut der Deutschen Umwelthilfe ein großes Risiko für die Umwelt dar. "Für die Menschen und die Natur auf Borkum hat die Bohrinsel konkrete negative Folgen wie die Luftverschmutzung durch Stickstoffemissionen, ein steigendes Risiko für Erdbeben und Bodenabsenkungen sowie die Gefährdung geschützter Tierarten", sagte Müller-Kraenner. Außerdem setze Deutschland mit der Förderung die internationale Glaubwürdigkeit beim Klimaschutz aufs Spiel.

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Arbeiten zur Erdgasförderung laufen weiter

Seit der Genehmigung für die Erdgasförderung durch das LBEG im August laufen die Arbeiten nach Angaben des niederländischen Energiekonzerns One-Dyas weiter. "Die Bauarbeiten auf dem Festland sind abgeschlossen. Jetzt finden die Installationsarbeiten in der Nordsee statt", sagte eine Sprecherin. Die Förderplattform sei bereits Anfang August in der Nordsee installiert worden. Von dort werde eine etwa 15 Kilometer lange Pipeline zum bestehenden niederländischen Erdgasleitungsnetz verlegt. Danach solle dann ein Stromkabel verlegt werden, hieß es.

One-Dyas will noch 2024 Gas fördern

Der Energiekonzern One-Dyas will weiterhin noch in diesem Jahr vor der Insel Borkum Gas fördern. "Das Ziel ist nach wie vor, das erste Erdgas im Jahr 2024 zu liefern", teilte eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Das acht Kilometer lange Seekabel soll die Förderplattform N05-A mit Windstrom vom benachbarten Offshore-Windpark Riffgat versorgen. Die Versorgung der Plattform mit erneuerbarer Energie sei wichtig, da so während der Produktionsphase nahezu keine Emissionen entstehen würden, heißt es von One-Dyas.

Gericht stoppt Verlegung des Seekabels

Um das Seekabel hatte es zuletzt Streit gegeben. Das Oldenburger Verwaltungsgericht gab Anfang August einem Eilantrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegen die Genehmigung des Kabels statt und stoppte so eine Verlegung des Seekabels vorerst. Inzwischen seien alle geforderten Unterlagen eingereicht, teilte One-Dyas Anfang Oktober mit. Das Umweltministerium in Hannover bestätigte den Eingang und teilte mit, die Unterlagen würden nun vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) geprüft.

Stromkabel war schon genehmigt

Zuletzt hatte Mitte Juli das NLWKN in Oldenburg grünes Licht für die Verlegung des Stromkabels gegeben. Unabhängig vom Ausgang der juristischen Streitigkeiten bedarf es für die Gasförderung vor Borkum noch eines Abkommens zwischen Deutschland und den Niederlanden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte erklärt, er wolle dabei mögliche Gerichtsentscheidungen abwarten. Erst wenn Urteile gefallen seien, werde entschieden, ob das Abkommen mit den Niederlanden unterzeichnet werde.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 07.10.2024 | 15:00 Uhr

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