Messerattacke in Sarstedt: Verdächtiger seit zwei Jahren geduldet

Stand: 06.09.2024 21:44 Uhr

Der 35-Jährige, der in Sarstedt (Landkreis Hildesheim) mutmaßlich einen 61-Jährigen getötet haben soll, wird in Deutschland laut Innenministerium seit 2022 geduldet. Das Zweitantragsverfahren wird derzeit geprüft.

Dem Ministerium in Hannover zufolge hätte der Mann schon länger in den Irak abgeschoben werden sollen. Allerdings habe er am Verwaltungsgericht gegen seine Abschiebung geklagt. Seit September 2022 wird der Iraker in Deutschland geduldet, heißt es weiter.

VIDEO: Mutmaßlicher Messerangreifer von Sarstedt offenbar nur geduldet (1 Min)

Asylantrag in Polen und Deutschland abgelehnt

Zum ersten Mal hatte der Mann demnach im Februar 2017 Asyl beantragt. Da er über Polen eingereist war, wurde er im August 2017 zurück nach Polen überstellt, nachdem das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) seinen Asylantrag abgelehnt hatte. Im Juni 2022 sei er dann wieder nach Deutschland gekommen - das BAMF lehnte den zweiten Asylantrag erneut ab. Gegen die angedrohte Abschiebung klagte der Mann mit einem Eilantrag, so das Ministerium. Das Verwaltungsgericht in Hannover hatte dem Antrag stattgegeben, da "vor der vom BAMF getroffenen Entscheidung die Einholung von Unterlagen über den Ausgang des Asylverfahrens in Polen erforderlich gewesen wäre", teilte das Gericht am Freitag mit. Zudem liege die Regelung des Zweitantragverfahrens beim Europäischen Gerichtshofs (EuGH) noch zur Prüfung, ob die Vorschrift EU-Recht entspricht. Solange gebe es am Verwaltungsgericht in dem laufenden Klageverfahren keine Entscheidung.

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Betreiber einer Geflüchteten-Unterkunft getötet

Der 35-Jährige sitzt seit Dienstag in Untersuchungshaft. Er soll den Betreiber einer Geflüchteten-Unterkunft in Sarstedt nach einem Streit mit einem Messer erstochen haben. Der Tatverdächtige lebte selbst in der Unterkunft. Bislang schweigt er zu den Vorwürfen. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen Totschlags.

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