Geflüchtete und Abschiebung: Fakten für Norddeutschland

Stand: 29.08.2024 17:57 Uhr

Wie viele Abschiebungen gibt es in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern? Wo leben viele Schutzsuchende? Und aus welchen Ländern stammen die Geflüchteten?

von Alexander C. Mühlhausen

Knapp fünf Prozent der Menschen in Norddeutschland sind Geflüchtete. In Mecklenburg-Vorpommern ist ihr Anteil an der Bevölkerung deutlich geringer als in den anderen norddeutschen Ländern. Mit über sieben Prozent leben vergleichsweise viele Schutzsuchende in Bremerhaven und Salzgitter.

Zwei Männer stehen vor einem Banner mit Aufschrift „Herzlich Willkommen“ und einem Schild vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen am Standort Braunschweig. © dpa Foto: Julian Stratenschulte
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Insgesamt wohnen Geflüchtete häufig in Städten, weil es dort bessere Chancen auf Arbeit gibt. Und oft leben in den Städten bereits viele Landsleute oder sogar Bekannte und Familie. Das vorhandene Netzwerk kann helfen, im fremden Land anzukommen. In Hamburg stammen etwa besonders viele Geflüchtete aus Afghanistan.

Woher kommen die Schutzsuchenden?

Die meisten Menschen, die in Norddeutschland Schutz suchen, stammen aus der Ukraine. Sie sind fast alle infolge des russischen Angriffskriegs nach Deutschland geflüchtet. Durch diesen Zuzug von Ukrainern leben heute in Mecklenburg-Vorpommern etwa doppelt so viele Geflüchtete wie noch vor drei Jahren. Nach der Ukraine sind Syrien und Afghanistan die Länder, aus denen die meisten Geflüchteten stammen.

Wer darf bleiben? Wer wird geduldet?

Der Großteil der Schutzsuchenden darf in Deutschland bleiben, zumindest befristet. Bei einem Teil steht die Entscheidung noch aus. Lediglich sechs Prozent aller Geflüchteten sollen ausreisen, werden allerdings größtenteils weiterhin in Deutschland geduldet.

Für eine solche Duldung gibt es viele Gründe: Wenn die Menschen Familie in Deutschland haben, dürfen sie oft bleiben. Gleiches gilt, wenn sie noch zur Schule gehen, in einer Ausbildung sind oder arbeiten.

Geduldet wird auch, wer aus organisatorischen Gründen nicht abgeschoben werden kann. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Person keine Ausweisdokumente hat oder das Herkunftsland sich weigert, sie wieder aufzunehmen. Es finden derzeit Verhandlungen mit einigen Herkunftsländern über sogenannte Rücknahmeabkommen statt, um Abschiebungen trotzdem zu ermöglichen. Solche Verhandlungen brauchen allerdings oft lange.

Wer kann abgeschoben werden?

Ein Prozent aller Schutzsuchenden wird nicht geduldet und soll ausreisen. Fast die Hälfte davon kann noch rechtlich dagegen vorgehen und ist meist nicht unmittelbar von einer Abschiebung bedroht. Im Jahr 2023 wurden 16.430 Geflüchtete aus Deutschland abgeschoben. Dennoch blieb die Zahl der Geflüchteten, denen eine Abschiebung drohte, in etwa gleich. Sowohl Ende 2022 als auch Ende 2023 sollten etwa 18.000 Geflüchtete abgeschoben werden.

Wie viele Abschiebungen gibt es im Norden?

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr etwa 2.200 Personen aus Norddeutschland abgeschoben. Insbesondere in Hamburg und Niedersachsen gab es zum Jahresende wesentlich weniger Personen, die abgeschoben werden sollen: Drohte Ende 2022 in Niedersachsen noch mehr als 2.000 Geflüchteten die Abschiebung, waren es ein Jahr später noch 1.625 - ein Indiz dafür, dass mehr Personen abgeschoben wurden als hinzukamen. Und während etwa Hamburg 2023 nach Angaben der Bundesregierung 455 Personen abschob, veranlasste Bremen gerade einmal 38 Abschiebungen - deutschlandweit am wenigsten.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Nachrichten | 29.08.2024 | 17:12 Uhr

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