Hannover: Wohnt eine Europäische Wildkatze in der Leinemasch?
Hannover hat einen "neuen Schatz", sagt Heinz Pyka. Eine Wildtier-Kamera hat in der Leinemasch offenbar eine echte Europäische Wildkatze fotografiert. Für den Stadtjäger eine einzigartige Entdeckung.
Zweifel, dass es sich um eine Wildkatze handelt, hat der 72-Jährige nicht. "Ich bin mir sicher", sagt Pyka dem NDR in Niedersachsen. Der Wildtier-Experte, der im Harz groß geworden ist, ist seit 1994 Jagdpächter in der südlichen Leineaue, das Gebiet erstreckt sich über die Stadtteile Döhren, Wülfel und Ricklingen. Eine DNA-Analyse soll nun Aufschluss darüber geben, ob es sich bei dem fotografierten Exemplar wirklich um eine Europäische Wildkatze handelt. "Wir versuchen Gen-Material zu bekommen", sagt Pyka. "Dazu haben wir einen Ast eingekerbt und mit Baldrian bestrichen. Wir hoffen, dass das Tier sich daran reibt und Haare hängen bleiben."
Europäische Wildkatzen sind Einzelgänger und extrem scheu
Normalerweise lebten Europäische Wildkatzen im Harz, Deister oder Solling. Zu Gesicht bekomme man sie in der Regel nicht. "Wildkatzen sind Einzelgänger und sehr scheu", sagt Pyka. Es sei das erste Mal, dass er eine Wildkatze in der Stadt erlebe. "Diese Wildkatze hat wohl entdeckt, dass es relativ viel Futter und geeignete Rückzugsorte gibt, das reicht ihr dann." Er geht davon aus, dass es sich um ein männliches Tier handelt. Pyka hofft, dass das Tier sein neues Revier so gut findet, dass es bleibt. Die Paarungszeit stehe Anfang des Jahres bevor. "Ich würde mir wünschen, dass sich in der Leinemasch eine Population entwickelt. Ob der Raum ausreicht, ist sehr fraglich."
Leineauen wie ein "kleiner Dschungel"
Woher das Tier gekommen sein könnte, ist unklar. Südlich des Maschsees, dort, wo es der Kamera in die Falle gegangen ist, gebe es "eine fast unberührte Wildlandschaft", so Pyka. Sumpfige Gräben, viele Baumarten, Schilf und Weißdornhecken böten Tieren perfekte Bedingungen. "Das ist wie ein kleiner Dschungel, vom Menschen fast unberührt." Nicht nur für die Wildkatze gute Lebensbedingungen, es gebe auch zahlreiche Eulenarten, Fledermäuse im Ricklinger Holz, seltene Fische in der Leine. Die Kamera habe zudem einen seltenen Fischotter und eine Biber-Familie aufgenommen. "Viele Menschen in Hannover wissen gar nicht, welche Schätze sie hier vor der Haustür haben", sagt Pyka.
Mehr Schutz für einzigartige Naturräume
Darum wünscht sich der Stadtjäger mehr Schutz für dieses Gebiet und seine Bewohnerinnen und Bewohner. "Es ist umso wichtiger, dass man diese Naturräume in der Leinemasch nicht weiter strapaziert und diese Schätze, die man in Hannover hat, wirklich schützt", so Pyka. "Der Druck auf diese Naturräume ist seit Corona extrem geworden. Überall entstehen neue Trampelpfade und Mountainbike-Strecken. Wenn Hannover an Silvester das Knallen in der Stadt untersagt, kommen die Leute hierher und werfen die Böller in die Leinemasch."