103.000 Streikende bei VW: Tarifkonflikt weiter ohne Einigung
Bei Volkswagen haben laut der Gewerkschaft IG Metall am Montag bundesweit fast 103.000 Mitarbeitende ihre Arbeit niedergelegt. Am Abend endete die vierte Runde der Tarifgespräche ohne Ergebnis.
Sieben Stunden hatten VW und die Gewerkschaft IG Metall in der Volkswagen Arena in Wolfsburg verhandelt. Eine tragfähige Lösung sei noch weit entfernt, teilte VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel im Anschluss mit. Es habe aber konstruktive Gespräche gegeben. Dennoch schließe das Unternehmen weiterhin nicht aus, dass Standorte geschlossen werden müssen. Auch IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger sprach von einem erstmals konstruktiven Klima in der Tarifrunde. Es müssten nun Lösungen gefunden werden, ohne Mitarbeitenden betriebsbedingt zu kündigen oder Werke zu schließen. Dazu hatte die Gewerkschaft bereits vor Wochen einen Vorschlag mit Verzicht auf Lohnplus und Boni präsentiert. VW hatte diesen abgelehnt. Am Montag und Dienstag (16./17. Dezember) soll weiterverhandelt werden.
Cavallo: Annäherung noch sehr weit entfernt
Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo nahm die Atmosphäre der Verhandlungen am Montag als "bedingt gestaltungsbereit" wahr. Das ändere aber nichts daran, dass es bis zu einer möglichen Annäherung noch sehr weit sei. Zuvor hatte Cavallo verdeutlicht: "Zehntausende Kolleginnen und Kollegen haben mit der zweiten Warnstreik-Welle klargemacht: Es muss jetzt etwas passieren auf Seiten der Arbeitgeber." Die Unternehmensspitze müsse endlich von ihren Maximalpositionen abrücken.
Mitarbeitende aus jeder Schicht am Protest beteiligt
Nach Angaben der Gewerkschaft gab es bundesweit an neun Standorten Arbeitsniederlegungen - für je vier Stunden pro Schicht. In Niedersachsen betraf das die Werke in Braunschweig, Hannover, Salzgitter und Emden. Nicht bestreikt wurde der VW-Standort Osnabrück, weil dort nicht der VW-Haustarif gilt, sondern der Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie. Laut IG Metall beteiligten sich am Montag auch Beschäftigte von Volkswagen-Tochterunternehmen wie der Volkswagen Immobilien GmbH an dem Ausstand sowie Beschäftigte der Volkswagen Group Services und Leiharbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer der Autovision.
Knapp 80.000 Beschäftigte streiken in Niedersachsen
- Wolfsburg: 50.000 Warnstreikende
- Hannover: 11.000 Warnstreikende
- Emden: 8.350 Warnstreikende
- Salzgitter: 5.500 Warnstreikende
- Braunschweig: 5.000 Warnstreikende
Ausweitung der Streiks von IG Metall angekündigt
Gröger hatte zuvor gesagt, er gehe davon aus, dass man den "Schulterschluss der Belegschaft bei Volkswagen mit in das neue Jahr" nehmen werde, wenn der Vorstand sich einer Lösung verweigere. "Dann gibt es 2025 auf den Sparhammer als Antwort nur eines: den Streikhammer", sagte Gröger laut seinem Redemanuskript am Montag. Nach dem ersten Warnstreik hatte die Gewerkschaft bereits am Donnerstag angekündigt, dass der Ausstand von zwei auf vier Stunden je Schicht ausgeweitet werden soll. Ausgenommen vom Warnstreik ist laut Gewerkschaft erneut der Standort Osnabrück, dort gilt der Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie.
Warnstreiks bei VW: Hunderttausende nehmen teil
Am vergangenen Montag hatten an neun der zehn deutschen VW-Standorte rund 98.650 Mitarbeitende ihre Arbeit niedergelegt. Allein in Wolfsburg nahmen den Angaben zufolge rund 47.000 Beschäftigte an einem Demonstrationszug durch das Stammwerk teil. Bei einer Kundgebung vor dem Vorstandshochhaus skandierten sie in Sprechchören "Streikbereit! Bundesweit!". Daniela Cavallo forderte in einer Rede von den Aktionären des Unternehmens einen größeren Beitrag in der Krise.
Bundesweit neun Standorte betroffen - Osnabrück war die Ausnahme
In dem Konflikt geht es um die Bezahlung der rund 120.000 Beschäftigten in den Werken der Volkswagen AG, wo ein eigener Haustarif gilt. Neben den fünf niedersächsischen Werken Wolfsburg, Braunschweig, Salzgitter, Hannover, Emden gilt das auch für das Werk im hessischen Baunatal (Landkreis Kassel) sowie für die Werke Chemnitz, Dresden und Zwickau.