VIDEO: Gröger zu VW-Krise: "Alle müssen ihren Beitrag leisten" (2 Min)

Krise bei VW: Mitarbeiter wären zu Gehaltsverzicht bereit

Stand: 20.11.2024 21:00 Uhr

IG Metall und der Volkswagen-Betriebsrat haben in Wolfsburg einen "Zukunftsplan" vorgestellt, der die Personalkosten um 1,5 Milliarden Euro senken soll. VW reagierte zunächst zurückhaltend auf die Vorschläge.

"Weil nachhaltige Lösungen her müssen, gehen wir nun in die Offensive und legen ein Lösungskonzept vor", sagte Gesamt- und Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo am Mittwoch. Für Gewerkschaft und Betriebsrat stehen die Beschäftigungssicherung und eine Perspektive für alle VW-Standorte nach wie vor im Vordergrund. "Wir können uns vorstellen, mit der Entgelterhöhung in der Fläche zunächst nicht in Auszahlung zu gehen, sondern als kollektives Arbeitszeitvolumen in einen Zukunftsfonds fließen zu lassen", sagte IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger. Damit solle der notwendige Umbau des Autobauers sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen begleitet werden. Mit dem Zukunftsfonds könne ein solidarisches Element über alle Standorte hinweg geschaffen und bei Bedarf Arbeitszeiten gesenkt werden, so Gröger.

So sieht der "Zukunftsplan" für VW von IG Metall und Betriebsrat aus:

  • Produktverteilung soll Stammbelegschaften in allen deutschen Standorten absichern und Werksschließungen abwenden
  • Geforderter "Beitrag der Belegschaft" soll über befristeten Boni-Verzicht laufen - Vorstand inklusive
  • Vorstand und Management sollen stärker beitragen als der Tarif
  • Arbeitnehmerseite wäre für Gesamtpaket bereit, Tariferhöhung in Zukunftsfonds zu geben
  • Neue Beschäftigungssicherung für die Volkswagen AG soll wieder in Kraft treten
  • Im Gesamtpaket muss auch ein Beitrag durch die Dividenden-Politik enthalten sein

IG Metall: "Legen 1,5 Milliarden Euro auf den Tisch"

Die Arbeitnehmervertreter schlagen vor, dass in den Jahren 2025 und 2026 Teile der Boni von Vorstand über Management bis in den Tarif für die Zukunftssicherung eingebracht werden. Dazu sollen Management und Vorstand stärker beitragen als die Tarifbeschäftigten. Darüber hinaus plädieren IG Metall und Betriebsrat dafür, dass im Gesamtpaket auch ein Beitrag durch die Dividenden-Politik enthalten sein muss. Betriebsratschefin Cavallo betonte zudem, dass es dringend Zukunftsinvestitionen in neue Technologien brauche, unter anderem mit Blick auf die sogenannte Batteriestrategie an den Komponentenstandorten. Dabei gehe es um die Herstellung von Batteriezellen und weiteren Teilen für die Elektromobilität. "Nicht nur um die Beschäftigung zu erhalten, sondern auch, um Kernaufgaben bei VW zu behalten und dafür zu sorgen, uns an den Standorten nicht von Zulieferern aus dem asiatischen Raum abhängig zu machen", sagte Cavallo. Mit all diesen Vorschlägen sollen zusammengenommen "nach unseren Berechnungen 1,5 Milliarden Euro auf den Verhandlungstisch" gelegt werden, sagte Gröger in Wolfsburg.

Videos
Thorsten Gröger, Daniela Cavallo, Jan Mentrup und Heiko Lossie informieren bei einer Pressekonferenz über die Pläne des Volkswagen Betriebsrats. © NDR
80 Min

Volkswagen: Betriebsrat legt Vorschlag für Zukunftskonzept vor

Werksschließungen wollen die Arbeitnehmervertreter unbedingt umgehen. Hier die Pressekonferenz in voller Länge. (20.11.2024) 80 Min

VW muss jetzt Lösungen ermöglichen

Die Arbeitnehmerseite gehe mit diesem Gesamtpaket einen "ungewöhnlichen Schritt" in der dritten Runde der Tarifverhandlungen, "indem wir dem Unternehmen ein Stück weit die Hand reichen", so Gröger. Im Gegenzug verlangen IG Metall und Betriebsrat die Garantie, VW-Standorte und Beschäftigung zu erhalten. Nun sei es an VW, Verantwortung zu übernehmen und schnelle Lösungen zu ermöglichen, sagte der Gewerkschafter. "Andernfalls würde der Tarifpartner mutwillig eine Eskalation provozieren", so der IG-Metall-Verhandlungsführer. Aus Sicht von Cavallo hat der Autobauer bislang kein konkretes Zukunftskonzept vorgelegt. Stattdessen habe VW mehrere Belegungsszenarien vorgestellt, die der Betriebsrat nicht unterstütze, sagte Cavallo. So wolle Volkswagen unter anderem in erheblichem Umfang Outsourcing betreiben und ganze Abteilungen schließen.

Wie reagiert der Wolfsburger Autobauer VW?

Volkswagen begrüßte zunächst die Offenheit für Maßnahmen zur Anpassung der Arbeitskosten. "Jeder Vorschlag hilft, der einen Beitrag zur Zielerreichung leistet", sagte Personalvorstand Gunnar Kilian am Mittwoch. Die Vorschläge müssten nun finanziell geprüft werden. Für die Volkswagen AG stehen laut Kilian nach wie vor finanzielle Ziele und die Wettbewerbsfähigkeit im Mittelpunkt. Werksschließungen seien weiterhin nicht ausgeschlossen. "Der eingebrachte Vorschlag muss sich daran messen lassen, ob er konkrete und nachhaltige Lösungen bietet, die sowohl die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens sichert als auch die Zukunft der Belegschaft glaubhaft schützt", sagte der Personalvorstand. In der Tarifrunde am Donnerstag wolle man darüber in den Austausch gehen.

Videos
Zwei Tischreihen mit Menschen stehen sich gegenüber. © Screenshot
5 Min

Tarifverhandlungen zwischen VW und der IG Metall gehen weiter

Dazu schlechte Nachrichten vom Konzern: massive Gewinneinbußen im 3. Quartal. Annette Deutskens berichtet. (30.10.2024) 5 Min

VW: Werke sind nicht mehr ausgelastet

Volkswagen schließt seit Anfang September wegen zu geringer Gewinne betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen in Deutschland nicht mehr grundsätzlich aus. Laut Betriebsrat droht drei VW-Werken das Aus. Der Grund ist nach Auskunft des Autobauers die sinkende Nachfrage, weshalb Fabriken nicht mehr ausgelastet seien. Das VW-Management fordert in den Tarifverhandlungen eine Senkung der Entgelte um zehn Prozent sowie den Verzicht auf eine Reihe von Sonderzahlungen. Im Gegenzug zum Erhalt der Standorte hatte Volkswagen die Gewerkschaft aufgefordert, ihrerseits dem Unternehmen entgegenzukommen. Die Friedenspflicht endet am 1. Dezember - dann wären auch wieder Streiks möglich.

Weitere Informationen
Das Volkswagen-Logo steht auf dem Dach vom Markenhochhaus in Wolfsburg. © picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg Foto: Moritz Frankenberg

VW-Beschäftigte bangen: So sind die zehn Standorte aufgestellt

Volkswagen steckt in der Krise und denkt über Werksschließungen nach. Eine Übersicht über alle Standorte in Deutschland. (28.10.2024) mehr

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) gibt im Niedersächsischen Landtag eine Regierungserklärung ab. © NDR

Weil will VW-Standorte erhalten: "Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz"

Der Ministerpräsident bringt eine neue Prämie für E-Autos ins Spiel. Die Opposition macht Weil für die Krise verantwortlich. (25.09.2024) mehr

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) steht nach dem "Autogipfel" am Rednerpult und gibt eine Pressekonferenz. © picture alliance/dpa Foto: Kay Nietfeld

Krise bei VW: Robert Habeck sichert Autobranche Unterstützung zu

Auf einem digitalen Gipfel hat sich der Wirtschaftsminister mit Herstellern beraten. Reaktionen kommen auch aus Niedersachsen. (24.09.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 20.11.2024 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

VW

Tarifpolitik

Gewerkschaften

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Einsatzkräfte von Rettungsdiensten sind im Einsatz auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Auf dem Weihnachtsmarkt ist ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren. © Dörthe Hein/dpa-Zentralbild/dpa

Neunjähriger aus Niedersachsen stirbt bei Anschlag in Magdeburg

Das Kind kam nach NDR Informationen aus Warle im Landkreis Wolfenbüttel. Der jüngere Bruder des Jungen wurde leicht verletzt. mehr