Weil will VW-Standorte erhalten: "Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz"

Stand: 25.09.2024 17:00 Uhr

Ministerpräsident Weil hat seinen Kurs hin zur E-Mobilität verteidigt. Der Regierungschef bringt eine neue Kaufprämie ins Spiel. Eine mögliche Schließung von VW-Standorten sieht Weil sehr kritisch.

von Hannah Freitag

"Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz", unterstrich der SPD-Politiker. Die Landesregierung fühle sich mitverantwortlich für Tausende von Beschäftigten bei Volkswagen und in der Zulieferindustrie, sagte der Ministerpräsident in einer Regierungserklärung am Mittwoch im Landtag. "Die Stellschrauben, die zur Verfügung stehen, gehen weit über die Reizworte Standort-Schließung und Kündigungen hinaus", sagte Weil. So könne der Konzern Abläufe verschlanken, um Kosten zu sparen. Weil sagte, er hoffe, dass alle Beteiligten bis Ende November Klarheit haben werden. Es sei laut Weil zudem wichtig, dass Volkwagen tarifgebunden bleibe.

Videos
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) gibt im Niedersächsischen Landtag eine Regierungserklärung ab. © NDR
29 Min

Weil im Landtag: "Kämpfen dafür, dass VW wettbewerbsfähig bleibt"

Niedersachsen müsse weiterhin ein starkes Autoland bleiben, so der Ministerpräsident. Die Regierungserklärung in voller Länge. 29 Min

Weil: Stopp der Kaufprämie für E-Autos war ein Fehler

Volkswagen müsse weiterhin wettbewerbsfähig sein, so Weil. Damit sich mehr Menschen ein E-Auto kaufen, brauche es zudem günstigere Autos. Der Ministerpräsident kritisierte den von der Bundessregierung beschlossenen Stopp der Verkaufsförderung für E-Autos. "Diese Entscheidung war ein Fehler, aber Fehler lassen sich korrigieren", sagte Weil. Er schlug eine Steuerermäßigung vor, die beim Kauf eines Elektroautos direkt von der Steuer abgezogen werde. Die sei laut Weil eine Möglichkeit von mehreren, um den Verkauf von E-Autos anzukurbeln. Als Alternativen führte Weil Kaufprämien, Abwrackprämien und eine Mehrwertsteuersenkung an. Eine Größenordnung für die Steuerermäßigung nannte Weil nicht. Darüber hinaus brauche es Lösungen für Menschen mit niedrigem Einkommen wie soziale Leasing-Angebote. Das Ziel von 15 Millionen Elektroautos im Jahr 2030 sei aktuell unrealistisch. Weil forderte von der Bundesregierung daher eine "aktive Politik, die Anreize und Impulse setzt".

Videos
Beschäftigte von VW protestieren in Hannover. © NDR
1 Min

Hannover: Beschäftigte protestieren vor VW-Tarifrunde

Der Konzern und die IG Metall haben am Mittwoch im Schloss Herrenhausen die Verhandlungen begonnen. Die Fronten sind verhärtet. 1 Min

CDU-Landeschef Lechner: Krise eine Folge einseitiger Strategie

Die Landesregierung habe "auf Teufel komm raus an der einseitigen Strategie der E-Autos festgehalten", kritisierte CDU-Landeschef Sebastian Lechner im Landtag. Das habe laut Lechner zu der Krise geführt, in der sich Volkswagen heute befinde. "Wenn Sie sich jetzt nicht korrigieren, dann werden Sie die Automobilindustrie in Deutschland ruinieren", sagte Lechner. Der Oppositionsführer plädierte dafür, dass auch auf synthetische und Bio-Kraftstoffe gesetzt werden solle - selbst, wenn diese weniger effizient seien. Ebenso kritisierte er, dass nach 2035 keine neuen Autos mit Verbrennungsmotoren zugelassen werden dürfen. Dafür erntete Lechner nicht nur starken Applaus aus den eigenen Reihen, Zustimmung kam vereinzelt auch von der AfD-Fraktion.

Videos
Der volle Konferenzsaal der VW-Jahrespressekonferenz. © Screenshot
3 Min

Volkswagen: Elektro-Strategie geht nicht auf

Der Automobilmarkt ist zwar gewachsen, aber die Verkaufszahlen für E-Autos sind um 15 Prozent eingebrochen. (13.03.2024) 3 Min

AfD-Fraktion: E-Autos eine "unkalkulierbare Wundertüte"

Die AfD-Fraktion im Landtag plädierte für Neu-Zulassungen von Autos mit Verbrennungsmotor über das Jahr 2035 hinaus. "Marktfeindliche Eingriffe" wie Kaufprämien würden das Problem mit E-Autos nicht lösen, sagte Klaus Wichmann, Vorsitzender der niedersächsischen AfD-Fraktion. Der Markt sei bereits gesättigt. Wichmann bezeichnete E-Autos als "unkalkulierbare Wundertüte", da es keinen funktionierenden Gebrauchtwagenmarkt für diese Wagen gebe.

Grünen-Vorsitzende macht VW-Führung für Krise verantwortlich

Anne Kura, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, wies die Kritik von AfD und CDU zurück. Verantwortlich für die angespannte Lage bei Volkswagen sei das VW-Management, nicht die Landesregierung. VW habe den "Einstieg in die Elektromobilität verschlafen" und "zu spät und zu zaghaft auf E-Autos gesetzt". Bei Volkswagen würden E-Modelle im Bereich von unter 20.000 Euro bis 25.000 Euro fehlen. Diese Lücke würden nun andere Autobauer füllen, so Kura. Die Forderungen, auch nach 2040 noch neue Verbrenner-Autos zuzulassen, bezeichnete Kura als "Realitätsverweigerung". "Der größte Fehler, den VW machen könnte, ist, auf Lechner zu hören", warnte Kura.

Weitere Informationen
Das Volkswagen-Logo steht auf dem Dach vom Markenhochhaus in Wolfsburg. © picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg Foto: Moritz Frankenberg

VW-Beschäftigte bangen: So sind die zehn Standorte aufgestellt

Volkswagen steckt in der Krise und denkt über Werksschließungen nach. Eine Übersicht über alle Standorte in Deutschland. (25.09.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 25.09.2024 | 12:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

VW

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Zugangstor der Framatome-Brennelementefabrik in Lingen. © picture alliance/dpa Foto: Friso Gentsch

Russische Brennelemente aus Lingen? Einwendungen werden diskutiert

11.000 Einwendungen sind gegen das Vorhaben eingegangen. Mit dem niedersächsischen Umweltministerium werden sie diskutiert. mehr