Volkswagen will ab 2027 günstiges Elektroauto bauen
In Sachen Elektromobilität kommt Volkswagen nur schwer in die Gänge. Mit einem günstigen Einstiegsmodell will VW neue, junge Kunden gewinnen. Der Konzern fordert dafür erneut Hilfe von der Politik.
Was Autokunden schon lange fordern, will Volkswagen in den kommenden drei Jahren umsetzen: ein massentaugliches und bezahlbares Elektroauto. Gebaut werden soll das 20.000-Euro-Auto in Europa, betonte VW-Konzernchef Oliver Blume am Mittwoch auf der Hauptversammlung des Autobauers. Der Produktionsstandort wird aber nicht in Deutschland liegen. Damit das neue E-Modell kein Flop wird, formulierte Blume viele Forderungen an die europäische Politik - darunter "angemessene Energiepreise", "intelligente Fördermodelle" und einen "konsequenten Ausbau der Ladeinfrastruktur".
VW-Entscheidung konsequent, aber zu langsam?
Aktionärsvertreter haben die Entscheidung zum 20.000 Euro-E-Auto kaum gewürdigt. Ingo Speich von Deka Investment sagte dem NDR am Mittwoch, der Schritt sei konsequent, weil Volkswagen zeigen müsse, dass man als großer Massenhersteller auch in den kleineren Segmenten punkten könne. Das könne ein Erfolg werden, allerdings stehe der Lackmus-Test noch aus. "In drei Jahren kann noch viel auf der Wettbewerbsseite passieren", so Speich. VW-Chef Blume hatte auf der Hauptversammlung betont, dass VW mit einer Entwicklungszeit von drei Jahren "neue Maßstäbe" setzen wolle.
Kritik an Volkswagen in China
Traditionell gab es auf der Hauptversammlung wieder viel Kritik am Wolfsburger Autokonzern. Aktionärsvertreter bemängelten die anhaltende Abhängigkeit des Konzerns von China. Gleichzeitig sei VW auf dem chinesischen Markt "kaum wettbewerbsfähig“ gegenüber der örtlichen Konkurrenz, sagte Janne Werning von Union Investment. Auch Marc Liebscher von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) kritisierte die fehlende Transparenz in China. Im NDR Interview sagte er, VW müsse interne Berichte über das umstrittene VW-Werk in der Provinz Xinjiang offenlegen. In dessen Umfeld soll es Menschenrechtsverletzungen gegeben haben.
Virtuelles Treffen statt Tortenflüge
Unverständnis äußerten die Redner auf der Hauptversammlung auch über das Format der Veranstaltung: Das Treffen fand nur virtuell statt und nicht, wie bisher üblich, in Präsenz. "Sie ducken sich vor den Aktionären weg", sagte Ingo Speich von Deka Investment. Im vergangenen Jahr hatten Proteste und Tortenwürfe von Klimaaktivisten die VW-Aktionärsversammlung in Berlin gestört. Massive Kritik gibt es auch weiter an der Doppelrolle von Oliver Blume. Der Manager sitzt gleichzeitig beim VW-Konzern und bei Porsche im Chefsessel. Das, so die einhellige Meinung der Aktionärsvertreter, widerspreche den allgemeinen Grundsätzen guter Unternehmensführung.