Das Markenhochhaus des Volkswagenwerks in Wolfsburg. © dpa Foto: Daniel Kalker

China und Dieselgate beschäftigen VW-Aktionäre

Stand: 10.05.2023 06:00 Uhr

Am Mittwoch schlägt die Stunde der Kleinaktionäre von VW. Auf der Hauptversammlung stellen sie geballt unbequeme Fragen zur Konzernstrategie. Viel bewegen können sie auf dem Aktionärstreffen allerdings nicht.

von Hilke Janssen

Zwei Themen treiben die Kleinaktionäre von VW in diesem Jahr besonders um: Der schwierige Automarkt China und der noch nicht ausgestandene Dieselskandal. Auch der Rauswurf der Führungsspitze bei der Software-Tochter Cariad wirft bei den Anlegern viele Fragen auf.

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China-Geschäft als "Tanz auf dem Vulkan"

Als einen der größten Risikofaktoren sehen viele VW-Anleger die Geschäfte in China. Der Wolfsburger Autokonzern ist stark von den chinesischen Kunden abhängig, die Auslieferungen dort sind zuletzt allerdings zurückgegangen. Vor allem bei Elektroautos wird Volkswagen inzwischen von einheimischen Herstellern überholt, die den Geschmack der Kunden besser treffen. VW will aufholen und investiert rund eine Milliarde Euro in ein Entwicklungszentrum für vernetzte Fahrzeuge. Vor dem Hintergrund des schwelenden Konflikts mit Taiwan sei das China-Geschäft allerdings ein "Tanz auf dem Vulkan", sagt Marc Liebscher von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Falls es zu einer Krise und Sanktionen gegen China käme, könnte der Absatzmarkt zusammenbrechen und Investitionen in China könnten nicht mehr sicher sein.

Was bedeutet Stadler-Geständnis für den Konzern?

Auch das angekündigte Geständnis von Ex-Audi-Chef Rupert Stadler im Dieselskandal treibt die VW-Aktionäre um. Im Münchner Strafprozess um den Abgas-Betrug bei Dieselautos will der ehemalige Manager in der kommenden Woche umfassend gestehen. Anlegervereine wie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) fragen sich, was das für andere noch laufende Prozesse rund um den Dieselskandal bedeutet. Wenn erstmals erwiesen sei, dass ein Vorstandsmitglied von dem Betrug wusste, habe Volkswagen ein Problem, sagt DSW-Präsident Ulrich Hocker. Weitere anhängige Klagen, zum Beispiel von Aktionären, müssten dann neu bewertet werden. Der Anlegerverein SdK kritisiert, dass die lückenlose Aufklärung im Dieselbetrug auch nach Jahren weiter fehle.

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Viele Fragen zu schleppender Software-Entwicklung

Auch zur Software-Tochter Cariad dürfte es auf der Hauptversammlung viele Fragen geben. Anfang der Woche hatte VW-Vorstandschef Oliver Blume hart durchgegriffen: Weil die Entwicklung der konzerneigenen Auto-Software nur schleppend läuft, müssen drei von vier Vorständen bei Cariad ihren Posten räumen. Probleme in der Sparte hatte die Modellplanung der kommenden Jahre ins Wanken gebracht. Zukünftig soll Cariad straffer und effizienter arbeiten. Es sei entscheidend, dass VW im Wettbewerb mit Tesla und den chinesischen Autobauern bestehe, sagt DSW-Präsident Hocker. "Da muss Volkswagen jetzt schnell etwas einfallen."

80-jähriger Aufsichtsrat Porsche will um fünf Jahre verlängern

VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche hat am Mittwoch zwei Anlässe zum Feiern: Der Lenker der Familiendynastie Porsche wird 80 Jahre alt. Auf der VW-Hauptversammlung will er sich außerdem für weitere fünf Jahre in den Aufsichtsrat des Konzerns wählen lassen. Porsche gilt als einer der mächtigsten Männer der deutschen Autoindustrie. Er ist unter anderem Chefkontrolleur beim Sportwagenbauer Porsche und bei der Holding Porsche SE, die die Mehrheit am VW-Konzern besitzt.

Kleinanleger haben kaum Chance für Entscheidungen

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sieht die Besetzung wegen Porsches Alter kritisch und will dagegen stimmen. Traditionell haben die Kleinanleger bei Abstimmungen auf der VW-Hauptversammlung allerdings kaum eine Chance, mit ihren Positionen durchzudringen. Die Beteiligungsgesellschaft Porsche SE, das Land Niedersachsen und der Staatsfonds Katar halten zusammen mehr als 90 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 10.05.2023 | 12:00 Uhr

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