Zwangsarbeiter eingesetzt? VW überprüft Engagement in China
Nach dem Chemiekonzern BASF prüft auch Volkswagen seine Aktivitäten in der chinesischen Region Xinjiang. Anlass sind Berichte über mögliche Menschenrechtsverletzungen beim Bau einer Teststrecke.
Bei den Bauarbeiten der Teststrecke im Ort Turpan sollen Zwangsarbeiter eingesetzt worden sein. Wie das "Handelsblatt" berichtet, soll es sich dabei um Uiguren gehandelt haben. Ein Volkswagen-Sprecher sagte am Mittwoch, man befinde sich derzeit in Gesprächen mit dem Joint Venture Saic-Volkswagen über die künftige Ausrichtung der Geschäftsaktivitäten in der Provinz Xinjiang. VW prüfe demnach intensiv verschiedene Szenarien. Ob auch ein Rückzug des Konzerns aus der Region zur Diskussion stehe, ließ der Sprecher offen. VW hatte in der Vergangenheit stets darauf verwiesen, dass es sich bei dem Werk Urumqi in Xinjiang, zu dem die Teststrecke gehört, um ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Partner Saic handele, bei dem der Partner die Kontrollmehrheit habe. Der Vertrag läuft noch bis 2029.
Berichte für Ministerpräsident Weil "besorgniserregend"
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nannte einen möglichen Einsatz von Zwangsarbeitern "besorgniserregend". "In allen Geschäftsaktivitäten von Volkswagen und seinen Partnern müssen die elementaren Grund- und Menschenrechte eingehalten werden", sagte der SPD-Politiker am Mittwoch. Die Landesregierung begrüße es, dass der Konzern den Hinweisen sehr konsequent nachgehen wolle.
Prüfer fanden keine Belege für Zwangsarbeit
Der 2013 eröffnete VW-Standort Urumqi steht seit längerer Zeit wegen des Verdachts von Menschenrechtsverletzungen in der von Uiguren bewohnten Provinz in der Kritik. Der Autokonzern hatte daraufhin im Sommer ein Unternehmen beauftragt, die Arbeitsbedingungen in dem umstrittenen Werk in Xinjiang zu untersuchen. Wie die Prüfer im Dezember mitteilten, wurden keine Hinweise auf oder Belege für Zwangsarbeit bei den Mitarbeitenden gefunden.
BASF verkauft Anteile an Firmen in China
Der Chemiekonzern BASF hatte bereits am Freitag angekündigt, Anteile an seinen beiden Gemeinschaftsfirmen im chinesischen Korla im Zentrum der Region Xinjiang zu verkaufen, und verwies dabei auch auf jüngste Berichte über mögliche Menschenrechtsverletzungen. Mehrere Politiker hatten daraufhin Volkswagen aufgefordert, das Engagement in China ebenfalls zu prüfen.
Fondsgesellschaft schränkt VW-Investments ein
Am Mittwoch kündigte die Volks- und Raiffeisenbanken-Fondstochter Union Investment in Reaktion auf die neuen Vorwürfe Konsequenzen an. Man ziehe sich mit seinen nachhaltigen Publikumsfonds aus VW-Beteiligungen zurück, teilte ein Sprecher mit. Die Vorwürfe gegen den Autobauer hätten eine neue Dimension. "Damit ist Volkswagen für unseren nachhaltigen Publikumfonds jetzt nicht mehr investierbar", schrieb der für die Ausrichtung von ESG-Fonds verantwortliche Manager Janne Werning. ESG-Fonds (ESG: Environment, Social, Governance) fordern für ein Investment bestimmte Kriterien ein. Dabei wird unter anderem auch die ethische Praxis von Unternehmen bewertet.