Vergießt VW-Betriebsrat Krokodilstränen?
Führende Betriebsräte im Volkswagen-Konzern haben sich am Freitag zu Wort gemeldet und die hohen Vorstandsvergütungen bei VW kritisiert. Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh etwa forderte in der "Braunschweiger Zeitung" mit Blick auf den millionenschweren Abgang des bisherigen Vorstandsmitglieds Christine Hohmann-Dennhardt: "Es passt nicht ins Bild: Leiharbeiter werden vom Vorstand abgemeldet, und gleichzeitig geht ein Vorstandsmitglied mit Millionen aus der Tür." Überrascht dürfte Osterloh über die Zahlen allerdings nicht gewesen sein. Schließlich ist er Mitglied des sechsköpfigen Zirkels innerhalb des VW-Aufsichtsrates, der über die Höhe der Vergütung für die einzelnen Vorstandsmitglieder befindet. Seine kritischen Anmerkungen erwecken den Anschein, auf die Entscheidungen anderer abzuzielen - aber vergießt Osterloh damit nicht auch öffentlich Krokodilstränen über sein eigenes Verhalten?
Zahlungen für Konzernwechsler üblich
Als Selbstkritik will der Arbeitnehmervertreter seine Äußerungen zwar nicht verstanden wissen. Doch gerade der Fall von Hohmann-Dennhardt eignet sich dafür, die Überraschung der Arbeitnehmerseite zu hinterfragen. Die ehemalige Verfassungsrichterin erhielt neben ihrer vertraglich vereinbarten Vergütung eine millionenschwere Kompensation für ihren Wechsel vom Daimler-Konzern - ein durchaus übliches Prozedere in Vorständen großer Unternehmen. Im aktuellen VW-Vorstand trifft dies auf den ehemaligen BMW-Vorstand Herbert Diess und den ehemaligen Daimler-Vorstand Andreas Renschler zu, die ebenfalls mehrere Millionen Euro aufgrund ihrer Wechsel erhielten - so beschloss es der Aufsichtsrat.
Hück moniert fehlende Leistungsanreize
Doch auch der oberste Arbeitnehmervertreter der VW-Tochter Porsche, Uwe Hück, ebenfalls Aufsichtsratsmitglied, monierte die aus seiner Sicht zu hohen Zahlungen und bemängelte dabei insbesondere deren Begründung: "Eine intergalaktische Vorstandsvergütung kann es nur bei einer intergalaktischen Leistung geben", sagte Hück der Deutschen Presse-Agentur. "Sonst versteht das draußen keiner." Die leistungsabhängigen Anteile machen indes bei den meisten VW-Vorstandsmitgliedern den weitaus größten Teil der Vergütung aus. Und die Kriterien dafür - etwa die Kundenzufriedenheit oder das Operative Ergebnis - wurden ebenfalls von Arbeitnehmervertretern im entsprechenden Gremium des Aufsichtsrats mit beschlossen.
Mosch: "Das schadet dem Konzern"
Auch Audi-Betriebsratschef Peter Mosch polterte: "Wir haben als Arbeitnehmervertreter jetzt langsam genug. Das alles schadet dem Konzern und den Arbeitsplätzen." Die üppigen Bonuszahlungen für Manager fließen bei dem Autobauer allerdings bereits seit vielen Jahren. Und Osterloh, Hück und Mosch gehörten als Aufsichtsratsmitglieder zu denjenigen, die von diesen Vergütungen zuerst wussten.