VW: Betriebsbedingte Kündigungen ab 2025 offiziell möglich

Stand: 10.09.2024 19:13 Uhr

Volkswagen hat die seit rund 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Ab Juli 2025 sind betriebsbedingte Kündigungen möglich. Das teilte der Autobauer am Dienstag mit. 

Das Kündigungsschreiben sei der Gewerkschaft zugestellt worden, hieß es am Dienstag. Angekündigt hatte VW diesen Schritt bereits vor einer Woche. Nicht nur von der Beschäftigungssicherung hat Volkswagen sich verabschiedet. Der Konzern kündigt auch die Übernahmegarantie für Auszubildende und die Regelungen für Leiharbeit auf.

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Neuverhandlungen sollen bald starten

Der Konzernvorstand habe nach Beratungen die Kündigung der Verträge beschlossen, hieß es aus Konzernkreisen. Die Verhandlungen über Neuregelungen mit Gewerkschaft und Betriebsrat sollen zügig begonnen werden, hieß es von Personalvorstand Gunnar Kilian. "Die aktuelle Phase trägt zu einer Verunsicherung bei. Dieser können wir entgegenwirken, wenn wir zeitnah zukunftssichere Perspektiven für unser Unternehmen schaffen", so Kilian. Die Tarifverhandlungen zum VW-Entgelttarif sollen vorgezogen werden. Dabei soll es auch um die nun gekündigten Verträge gehen.

Gewerkschaft: Schritt "völlig unbedacht"

Laut IG Metall ist mit der Kündigung des sogenannten Zukunftstarifvertrages "paradoxerweise" eine Entgeltanhebung für die tariflichen beschäftigten VW-Mitarbeiter verbunden, da dadurch alte tarifliche Regelungen in Kraft treten. Für knapp die Hälfte der Belegschaft, die vor 2005 unter dem ehemaligen Haustarifvertrag bei VW angefangen hat, bedeute dies künftig eine 35-Stunden-Woche und damit ein bis zwei Stunden mehr Arbeit und entsprechend mehr Geld. "Insgesamt wirkt der Schritt Volkswagens völlig unbedacht, schließlich können die neu entstehenden Kosten an der Milliardengrenze kratzen," so Gröger. Das Unternehmen habe sich mit der Kündigung zudem selbst der Instrumente beraubt, die man für Krisenzeiten brauche.

Betriebsrat: Historischer Angriff auf Arbeitsplätze

Betriebsratschefin Daniela Cavallo sprach von einem historischen Angriff auf Arbeitsplätze und kündigte Gegenwehr an. Das Unternehmen habe nun "wahr gemacht, wovon wir seit Tagen ausgehen", sagte Cavallo. Die Betriebsratschefin zeigte sich kämpferisch: "Es wird mit uns keine betriebsbedingten Kündigungen geben." Als Betriebsrat könnten sie "viele Dinge blockieren". Darunter zählten demnach Mehrarbeit und Versetzungen. An erster Stelle gehe es nun aber darum, mit dem Unternehmen ins Gespräch zu kommen und herauszufinden, "worüber sie mit uns sprechen wollen", so Cavallo.

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