Zwei Glasflügelzikaden sitzen auf einem Blatt. © picture alliance Foto: blickwinkel/G. Kunz

Zikaden breiten sich aus: Niedersachsens Kartoffelernte bedroht?

Stand: 12.03.2025 14:38 Uhr

Die sogenannte Schilf-Glasflügelzikade breitet sich in Deutschland aus - das könnte langfristig auch in Niedersachsen schwerwiegende Folgen für die Kartoffel- und Zuckerrübenernte haben.

Noch ist der Schädling nur vereinzelt in Niedersachsen entdeckt worden. Auf lange Sicht rechne die Landesregierung jedoch mit einer weiteren Ausbreitung der Zikade, wie sie nun in einer Antwort auf eine CDU-Anfrage bekannt gab. Die Partei fordert im Niedersächsischen Landtag eine Notfallzulassung von Insektiziden in Deutschlands größtem Kartoffelanbaugebiet.

Zikade saugt an Pflanzen - und infiziert sie

Besonders tückisch ist die Schilf-Glasflügelzikade aus einem Grund: Sie überträgt Erreger auf Pflanzen. Das tut sie, indem sie an ihnen saugt und so mit zwei bakteriellen Krankheitserregern infiziert. Kartoffeln und Rüben werden dadurch ungenießbar und unverkäuflich. Für Menschen sind die Bakterien hingegen ungefährlich.

CDU: "Wird auch bei uns zu einem Problem"

"Die Schilf-Glasflügelzikade ist ein Problem und sie wird auch bei uns zu einem Problem", sagte der agrarpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Marco Mohrmann, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Niedersachsen müsse sich "sofort richtig aufstellen." Er verweist darauf, dass es Insektizide gebe, die etwa im Weinbau bereits zugelassen seien, jedoch noch nicht im Kartoffel- und Zuckerrübenanbau.

Schwarz-braune Knospe an einer Rhododendron-Pflanze. © NDR Foto: Anja Deuble
AUDIO: Rhododendron-Zikade verursacht Pilzerkrankung (1 Min)

Bereits Ende vergangenen Jahres hatte das Landvolk Niedersachsen gewarnt, dass der Anbau durch die Zikade existenziell bedroht sei. In Süddeutschland kam es bereits zu Ertragseinbußen. Auch der Deutsche Bauernverband fordert die Zulassung von Insektiziden und Saatgutbehandlung.

Niedersachsen: Hier wurden die Schädlinge gefunden

In den Landkreisen Helmstedt und Goslar waren bei einem flächendeckenden Monitoring 2024 drei Schilf-Glasflügelzikaden entdeckt worden, informierte nun die Landesregierung. Dabei hob sie hervor: "Bei der Schilf-Glasflügelzikade und den von ihr übertragenen Krankheiten handelt es sich um eine besonders außergewöhnliche und sehr besorgniserregende Befallssituation."

Ist Klimawandel Grund für die Ausbreitung?

Die Landesregierung gehe von einer weiteren Ausbreitung in Niedersachsen aus. Sie sei flächendeckend in einigen Jahren möglich. Grund für die Ausbreitung der "wärmeliebenden" Zikade könnte laut dem Landwirtschaftsministerium auch der Klimawandel sein.

Landesregierung erörtert Maßnahmen

Um Kartoffeln und Zuckerrüben zu schützen, können etwa Netze aufgestellt werden. Prinzipiell sei auch eine Bekämpfung mit Insektiziden denkbar, allerdings sei der Zeitraum des Zikaden-Flugs lang und die Übertragung der bakteriellen Erreger schnell, gibt die Landesregierung zu bedenken. Ein vollständiger Schutz im selben Jahr schätzt sie als unwahrscheinlich ein.

Neue Züchtungsmethoden als Lösung?

"Langfristig müssen wir uns für sogenannte neue Züchtungsmethoden öffnen", fordert CDU-Politiker Mohrmann. Dabei wird resistentes Saatgut gezüchtet – beispielsweise mit dem sogenannten Verfahren CRISPR/Cas. Das ist jedoch umstritten: Kritiker bemängeln ungewollte Gentechnik.

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