Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, spricht in einem Interview. © picture alliance/dpa Foto: Michael Matthey

Weil lobt EU-Asylreform und fordert konsequente Anwendung

Stand: 20.12.2023 17:54 Uhr

Das Asyl-System in der EU wird grundlegend reformiert. Darauf haben sich am Mittwoch EU-Staaten, Parlament und Kommission geeinigt. Die Reaktionen auf den Kompromiss sind geteilt.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) lobte die Asylreform. Es sei gut, dass Einvernehmen über eine einheitliche Asylpolitik hergestellt werden konnte, sagte Weil am Mittwoch in Hannover. Damit könnten die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass diejenigen, die Schutz und Hilfe benötigten, nach Europa kommen und dort bleiben könnten. "Alle diejenigen, die sich zwar aus guten Gründen auf den Weg gemacht haben, aber aus vergleichsweise sicheren Heimatländern kommen, sollen möglichst gar nicht erst in Europa Fuß fassen."

Konsequente Anwendung in den Mitgliedstaaten

Weil äußerte die Hoffnung, dass die vereinbarten rechtlichen Regelungen von allen Mitgliedstaaten in Europa konsequent angewendet würden. "Kein Land darf sich der gemeinsamen Verantwortung für die Garantie des Rechts auf politisches Asyl entziehen", sagte Weil.

Weitere Informationen
Ein Polizeiboot und ein Boot mit geflüchtete Menschen fahren in den Hafen von Lampedusa ein. Im Hintergrund ist die Silhouette der Stadt zu sehen. © picture alliance / ANSA | CIRO FUSCO Foto: CIRO FUSCO

FAQ: Schärfere Regeln und Verfahren - Was die EU-Asylreform bedeutet

Die EU hat sich auf eine Verschärfung des Asylrechts geeinigt. Worum geht es? Und was ist an Europas Außengrenzen konkret vorgesehen? Antworten auf wichtige Fragen. extern

Bundeskanzler Olaf Scholz sitzt in Brüssel in einer Pressekonferenz bei der Europäischen Union. © picture alliance / Anadolu | Dursun Aydemir Foto: picture alliance / Anadolu | Dursun Aydemir

Einigung zur EU-Asylreform: "Damit entlasten wir auch Deutschland"

Die EU will ihre Asylpolitik verschärfen. Die Einigung sei "dringend notwendig und längst überfällig", sagte Außenministerin Baerbock. Auch Kanzler Scholz lobte den Beschluss. Doch es gibt auch harsche Kritik. extern

Auf dem Bild zu sehen ist ein Boot mit geflüchteten Menschen auf hoher See. Ein Rettungsboot hat gerade längsseits festgemacht. © picture alliance/dpa/EUROPA PRESS | Europa Press Foto: picture alliance/dpa/EUROPA PRESS | Europa Press

Mitgliedstaaten und Parlament: EU einigt sich auf Asylreform

Schärfere Asylregeln und Verfahren an den Außengrenzen: Nach monatelangem Ringen haben sich die EU-Institutionen auf eine umstrittene Reform des europäischen Asylsystems verständigt. Die Linke und Hilfsorganisationen kritisieren das massiv. extern

CDU lobt "ausgewogenen Ansatz"

Als "längst überfällig", hat der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion in Niedersachsen, Sebastian Lechner, den Asylkompromiss bezeichnet. "Entgegen den Bedenken bei Grünen und Linken ist die CDU-Fraktion davon überzeugt, dass die Einigung einen ausgewogenen Ansatz zwischen der Sicherung der Außengrenzen und der Wahrung humanitärer Standards bietet", teilte Lechner am Mittwoch mit.

Videos
Stephan Weil spricht in die Kamera. © Screenshot
4 Min

Asylkompromiss: Zustimmung und Kritik aus Niedersachsen (07.11.2023)

Bund und Länder haben sich beim Migrationsgipfel unter anderem auf eine Neuverteilung der Flüchtlingskosten geeinigt. 4 Min

Asylverfahren im Schnelldurchgang

Mit der jetzt beschlossenen Asyl-Reform soll die sogenannte illegale Migration in die EU eingedämmt werden. Ankommende Asylbewerber mit geringer Bleibechance sollen schneller und direkt von der EU-Außengrenze abgeschoben werden. Menschen mit ungünstiger Asyl-Perspektive sollen in Lagern inhaftiert werden. Ihr Anspruch auf Asyl soll dann direkt vor Ort und innerhalb von zwölf Wochen in einem Schnellverfahren geprüft werden. Europa-Parlament und EU-Staaten müssen den Kompromiss noch formal bestätigen.

Migrationsforscher sieht Kompromiss kritisch

Der Osnabrücker Migrationsforscher Jochen Oltmer hat sich kritisch zum EU-Asylkompromiss geäußert. Die Grundprobleme, etwa die Überlastung der europäischen Grenzstaaten, blieben bestehen, so Oltmer. Der Historiker befürchtet in den geplanten Inhaftierungslagern durch Überlastung ähnlich katastrophale Verhältnisse wie seinerzeit im griechischen Lager Moria. Das internationale Kinderhilfswerk "terre des hommes" reagierte mit Entsetzen auf die Einigung bei der EU-Asylrechtsreform. Die Verschärfung des Asylrechts schaffe "die Grundlage für den Ausverkauf allgemeingültiger Kinderrechte in der EU und damit das Ende des europäischen Wertesystems", teilte die in Osnabrück ansässige Organisation mit.

Weitere Informationen
Eine Bankkarte wird vor einem Geldautomaten gehalten. © dpa-bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

Statt Bargeld: Hannover führt "SocialCard" für Geflüchtete ein

Vorreiter in Deutschland: Mit der neuen Bezahlkarte will die Stadt weniger Bürokratie und mehr Teilhabe für Asylsuchende. (08.12.2023) mehr

Bundeskanzler Olaf Scholz (M, SPD) äußert sich zusammen mit Boris Rhein (l, CDU), Ministerpräsident von Hessen, und Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, bei einer Pressekonferenz nach dem Bund-Länder-Gipfel im Bundeskanzleramt in Berlin. © dpa Foto: Bernd von Jutrczenka

Gemischte Reaktionen aus Niedersachsen auf Bund-Länder-Gipfel

Die Landkreise reagieren verhalten, der Flüchtlingsrat übt Kritik. Der Städte- und Gemeindebund zeigte sich zufrieden. (07.11.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 20.12.2023 | 12:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Migration

Europa-Politik

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Menschen gehen durch eine Stadt. © picture alliance/dpa Foto: Sina Schuldt

Niedersachsen hat weniger Einwohner als gedacht - das hat Folgen

Das Land bekommt dadurch weniger Geld vom Bund. Außerdem muss Niedersachsen mit Rückzahlungen in Millionenhöhe rechnen. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?