Statt Bargeld: Hannover führt "SocialCard" für Geflüchtete ein

Stand: 08.12.2023 12:10 Uhr

In Hannover können asylsuchende Menschen künftig mit einer Art Bankkarte zahlen. Das Ziel: weniger Bürokratie für die Behörden und mehr Teilhabe für die Geflüchteten.

Am Vormittag hat Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) die neue Bezahllösung für Asylbewerber ohne Bankkonto vorgestellt. Damit ist Hannover die erste Kommune, die eine solche Bezahlkarte einführt, nachdem die Ministerpräsidenten und -präsidentinnen auf ihrer Konferenz im November einen entsprechenden Beschluss fassten. Neben Flüchtlingen sollen in Hannover künftig auch Menschen, die Sozialhilfe beziehen und kein eigenes Konto haben, die Karte nutzen können. Die Stadt geht davon aus, dass zunächst etwa 200 Menschen anspruchsberechtigt sind.

Hohe Belastung durch Ankunft ukrainischer Kriegsflüchtlinge

Hannovers Oberbürgermeister hält die "SocialCard" in die Kamera, die in Zukunft statt Bargeld an Geflüchtete ausgegeben werden soll. © NDR Foto: Melanie Thieltges
Für die Einführung der SocialCard sprachen für Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) auch verwaltungspraktische Gründe.

Bei der Vorstellung sagte Onay, dass Geflüchteten nun ein diskriminierungsfreier Zugang zur bargeldlosen Zahlung ermöglicht werde, denn: Die Karte unterscheidet sich nicht von anderen, üblichen Bankkarten. Für die Neuerung sprechen aber auch verwaltungspraktische Gründe: Die Zahl der monatlich ausgestellten Verpflichtungsscheine war im Sommer 2022 durch die große Anzahl der Geflüchteten aus der Ukraine auf mehr als 1.100 gestiegen, heißt es vonseiten der Stadt.

Bezahlkarte soll Personal entlasten

Bei diesen Scheinen handelt es sich um Formulare, mit denen die Stadt den Empfängern einen Betrag für die Auszahlung durch die Sparkasse zusichert. Die Ausgabe und Einlösung sei mit langen Schlangen vor dem Sozialamt und der Sparkassenfiliale verbunden gewesen. Das gehöre nun der Vergangenheit an, ist man sich bei der Stadt sicher - ebenso die Bindung von Personalkapazitäten bei der Ausgabe der Verpflichtungsscheine, sprich: Die Mitarbeitenden sollen sich anderen Aufgaben widmen können.

VIDEO: Rund 30 Prozent der Geflüchteten im Norden arbeiten (2 Min)

 

Weitere Informationen
Auf dem Bild ist die Bezahlkarte zu sehen, die Asylsuchende seit Februar in Hamburg erhalten. © NDR Foto: Anina Pommerenke

Bezahlkarte für Geflüchtete im Norden: Wie ist der Stand?

Noch lässt die Einführung der Bezahlkarte im ganzen Norden auf sich warten. In Hamburg ist sie schon im Einsatz. mehr

Brzi Adzovic im Interview mit dem NDR. © NDR

Migration: Wenn Arbeiten gewünscht, aber verboten ist

Das sorgt für Frust - bei einer Firma in Ankum und dem Asylbewerber Brzi Adzovic. Experten sehen Nachholbedarf. (07.12.2023) mehr

Die Messehallen in Laatzen, die als Unterkunft für Geflüchtete dienen © NDR Foto: Amelia Wischnewski

Erste Geflüchtete ziehen wieder in Hannovers Messehallen ein

Am Montag kamen die ersten Menschen auf dem Messegelände in Laatzen an. Bis Januar sollen bis zu 6.000 Plätze entstehen. (04.12.2023) mehr

Mehrere aus Syrien geflüchtete Menschen laufen durch den Flughafen in Hannover. © dpa Foto: Holger Hollemann

Geflüchtete: Bund verdoppelt nahezu Finanzhilfen für Kommunen

Ursprünglich sollten 2024 rund 119 Millionen Euro fließen, jetzt sind es 115 Millionen mehr. Das Land reicht das Geld weiter. (22.11.2023) mehr

Auf einer Tafel stehen die deutsche Wörter "Ich heiße ..." und "Ich komme aus ...". © dpa - picture alliance Foto: Bernd Wüstneck

Geflüchtete: Land stellt zehn Millionen für Sprachkurse bereit

Durch das Erlernen der deutschen Sprache würden die Chancen auf Teilhabe am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt stark verbessert. (18.11.2023) mehr

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) steht am Rednerpult im niedersächsischen Landtag. © picture alliance/dpa Foto: Michael Matthey

Migration: Weil sieht Niedersachsen am Rande der Möglichkeiten

32.000 Geflüchtete erwartet der Ministerpräsident in diesem Jahr. Ausreichend Unterkünfte sind kaum noch vorhanden. (09.11.2023) mehr

Stephan Weil (SPD) gibt ein Pressestatement ab. © picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg Foto: Moritz Frankenberg

Bund-Länder-Gipfel: Weil will mehr Geld für Geflüchtete

Für Unterkunft und Integration seien pro Person und Jahr rund 10.000 Euro nötig, so Niedersachsens Ministerpräsident. (07.11.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 08.12.2023 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Niedersachsens Wissenschaftsminister hält bei der Verleihung des Wissenschaftspreises in Hannover eine Rede vor Publikum. © NDR Foto: Jule Lampe

Wissenschaftspreis: Wie Niedersachsen die Welt verändern will

Das Preisgeld von insgesamt 109.000 Euro geht an acht erfolgversprechende Forschungsprojekte aus Niedersachsen. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?