Video: So knacken Autodiebe Keyless-Systeme
Autos mit Keyless-System lassen sich bequem öffnen. Die Technik ist aber oft leicht zu knacken. Videos einer Überwachungskamera zeigen, wie ein Mann vor einem Haus in Sickte wohl genau das versucht.
Die Aufnahmen hat ein Einwohner aus Sickte (Landkreis Wolfenbüttel) bei Facebook gepostet. Dort wurde das Video inzwischen schon mehr als 26.000 Mal geteilt. Zu sehen ist, wie vor dem Haus ein maskierter Mann entlangschleicht - laut Zeitstempel am 5. Dezember um 1:30. In der Hand hält der Mann ein kleines Gerät und ein langes Kabel, das er immer wieder gegen die Hauswand hält. Nach einigen Minuten verschwindet er wieder. Der Hausbewohner ist sich sicher: "Die Jungs sind meistens auf der Suche nach Funksignalen von schlüssellosen Autos."
Polizei Braunschweig prüft den Fall
Tatsächlich könnte das Video einen versuchten Autodiebstahl zeigen, bestätigt ein Sprecher der Polizei Wolfenbüttel. Die Zentrale Kriminalinspektion Braunschweig prüft nun, ob der Fall einer professionellen Bande zugeordnet werden kann. Eine Häufung von ähnlichen Fällen gibt es laut Polizei in der Region aktuell nicht. Bundesweit würde aber immer wieder Autos gestohlen, die mit dem Keyless-System ausgestattet sind, so der Sprecher.
Keyless-System ist leicht zu knacken
Das moderne Schließsystem macht es möglich, ein Auto zu öffnen und zu starten, ohne dafür den Schlüssel aus der Tasche zu nehmen. Dafür strahlt der Schlüssel dauerhaft ein Funksignal aus. Sobald der Autobesitzer sich seinem Fahrzeug nährt, wird das Signal aufgefangen und die Türen lassen sich öffnen. Mit einem speziellen Gerät können Autodiebe das Signal der Schlüsselgezielt aufspüren - auch auf der anderen Seite einer Hauswand. Ein Kabel wird als Antenne genutzt, um das Signal zu verstärken und das Auto zu öffnen. Mit dem gestohlenen Fahrzeug können die Diebe dann fahren, bis das Benzin alle ist. Fahrzeuge mit "Keyless Go" seien deswegen leichter zu stehlen als Fahrzeuge mit normalem Funkschlüssel, warnt die Polizeidirektion Hannover.
ADAC: Autohersteller müssen nachbessern
Das bestätigt auch eine Untersuchung des ADAC: Von 530 Fahrzeugen mit Keyless-System waren nur fünf Prozent gut gegen Diebe geschützt. "Es wird ihnen viel zu leicht gemacht", sagt Alexandra Kruse vom ADAC Niedersachsen. Die Geräte zum Knacken können demnach mit wenig Aufwand selbst gebaut werden, die Bauteile im Wert von 100 Euro gibt es im Elektronikhandel. "Die Automobilhersteller müssen dringend nachbessern in diesem Bereich, damit sich die Verbraucherinnen und Verbraucher verlassen können, dass ihre Fahrzeuge sicher verschlossen sind". Laut ADAC gibt es bereits neue Systeme mit einer Technik, die die Entfernung vom Auto zum Schlüssel präzise ermitteln und damit einen Diebstahl verhindern. Bislang verfügen aber nur wenige Automodelle über diese Technik.
So können Autobesitzer sich vor Diebstahl schützen
Wer ein Auto mit Keyless-System besitzt, sollte die Schlüssel zum Schutz vor Dieben nicht in der Nähe der Hauswand liegen lassen. Es gibt auch spezielle Etuis für den Autoschlüssel, die das Signal abschirmen sollen. Ganz sicher sind die laut ADAC aber nicht - ebenso wenig wie der Tipp, den Autoschlüssel in Alufolie einzuwickeln. "Sie kann ganz schnell beschädigt werden und dann ist der Schutz schon wieder dahin", erklärt Alexandra Kruse. "Der sicherste Schutz gegen diesen Diebstahl ist tatsächlich die Garage, die man abschließen kann." Alternativ könnten Autobesitzer das Keyless-System deaktivieren lassen. Bei einigen Autos funktioniert das mit einer Tastenkombination am Schlüssel oder im Bordcomputer möglich, bei anderen muss das Auto dazu in die Vertragswerkstatt.