Verkehrsminister: Deutschlandticket wird ab 2025 wohl teurer
Das Deutschlandticket wird wohl im kommenden Jahr teurer werden. Am Montag haben die Verkehrsministerinnen und -minister der Länder auf einer Sonderkonferenz über die Zukunft des Tickets beraten.
Die gute Nachricht: Der Preis von 49 Euro für das Deutschlandticket bleibt zunächst aber noch stabil - zumindest bis zum Jahresende. Da konnten Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) und die anderen Verkehrsminister der Länder also aufatmen - wenigstens für den Moment. Der Bund hat endlich - nach monatelanger Hängepartie - die Gelder auf den Weg gebracht, die 2023 noch übrig waren. Diese Mittel können nun das D-Ticket über den Herbst retten. Für die kommende Woche sei ein Kabinettsbeschluss zur entsprechenden Änderung des Regionalisierungsgesetzes geplant.
Bund will Mittel für 2025 einkürzen - D-Ticket dürfte teurer werden
Aber eine Kröte mussten die Länder schlucken: Der Bund hat diese Zusage an Bedingungen geknüpft. Im kommenden Jahr wird er die Mittel um 350 Millionen Euro einkürzen. Das heißt, 2025 werden die Karten neu gemischt. Fest steht also, dann wird das Ticket mit Sicherheit teurer werden. Das lasse sich wohl kaum noch verhindern, sagte Verkehrsminister Lies. Denn die Personal- und Energiekosten würden absehbar weiter steigen. Aber er glaubt, dass es dabei nur um einige Euro gehe, nicht um wirklich große Zehnerschritte. Der Ticketpreis bleibe für Lies dabei auf einem bezahlbaren Niveau. Man müsse den Spagat hinbekommen, die höheren Kosten abzufedern und gleichzeitig aufzupassen, dass die Abonnenten nicht abspringen. Auch Schleswig-Holsteins Verkehrsminister, Claus Ruhe Madsen (CDU), geht von einer möglichen Steigerung aus - er sprach von zehn Prozent.
Lies: Deutschlandticket ist ein "absolutes Erfolgsmodell"
Für Lies sei das D-Ticket ein "absolutes Erfolgsmodell". Und für den weiteren Erfolg müsse es verlässlich bleiben, denn je mehr Tickets verkauft würden, desto sicherer werde die Finanzierung. Ein Schritt in die richtige Richtung: An allen Hochschulen in Niedersachsen soll das Deutschlandticket zum Wintersemester das bisherige Semesterticket ersetzen - das bringt bis zu 200.000 weitere Nutzer. Aber auch das wird kaum reichen, um die Preisstabilität auch 2025 zu sichern.
Bund gibt versprochene Mittel nicht frei
Zunächst hatte der Bund die versprochenen Gelder nicht freigegeben, die das Deutschlandticket weiter subventionieren - und so hatten die Verkehrsbetriebe keine tragfähige Planungsgrundlage. Einige hatten deshalb bereits erwogen, das Ticket im Herbst auslaufen zu lassen. Die Folge wäre ein unüberschaubarer Flickenteppich statt eines einheitlichen, verlässlichen Angebots. Dass die Preise irgendwann steigen müssen, sei klar, sagte Joachim Behrends vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Aber die Politik müsse irgendwann einen verbindlichen Fahrplan vorlegen.
D-Ticket wird von Bund und Ländern subventioniert
Bund und Länder subventionieren das Angebot mit je 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Im vergangenen November hatten der Bundeskanzler und die Länder vereinbart, Mittel, die 2023 nicht in Anspruch genommen worden waren, auf 2024 zu übertragen. Damit kann der Preis von 49 Euro für das laufende Jahr garantiert werden. Die bisherigen Subventionen reichten nur aus, um das Ticket bis September zu finanzieren.
Kommunen müssten 2025 zubuttern
Für die Städte und Gemeinden bedeutet das aber nun für 2025, sie müssten zubuttern, um den Rabatt wenigstens halbwegs zu halten. Die Region Hannover hat zum Beispiel ausgerechnet, was sie das kosten würde: drei bis sechs Millionen Euro - und selbst damit müsste das neue Ticket bis zu zehn Euro teurer werden.
Kritik am D-Ticket für den ländlichen Raum
Diese Unsicherheit sei ein "schlechtes Zeichen für den Öffentlichen Nahverkehr", meinte auch Stephan Meyn vom niedersächsischen Städte- und Gemeindebund. Allerdings sieht er das Deutschlandticket schon lange mit Skepsis. "Für den ländlichen Raum ist das Ticket gar nicht so ein Riesenerfolg", so Meyn. "Es bringt ja nicht viel, wenn vielerorts trotzdem kein Bus fährt."
CDU fordert Ausbau der Infrastruktur
Ähnliches kritisiert die Opposition in Niedersachsen: Auf dem Lande habe das Ticket keinen Einfluss auf den Umstieg vom Auto auf die Bahn, so der CDU-Verkehrspolitiker Marcel Scharrelmann. "Es bleibt dabei: Erst der Ausbau der Infrastruktur und eine bessere Anbindung ländlicher Gebiete, damit ein günstiges Ticket nicht nur Menschen in urbanen Zentren zugutekommt." Dort sei ein Großteil tatsächlich vom Auto auf den ÖPNV umgestiegen - dank guter Anbindungen.
Ticket muss attraktiv bleiben
Die Attraktivität von Bus und Bahn müsse verbessert werden, das gibt auch Verkehrsminister Lies zu. Allerdings dürfe eine bessere Infrastruktur auf keinen Fall durch einen noch höheren Preis für das Deutschlandticket finanziert werden, wie es Bundesfinanzminister Lindner (FDP) fordert. "Diese Diskussion verunsichert die Menschen und wir verlieren Kunden, die wir gerade erst gewonnen haben", so Lies.
Lies: "Image des ÖPNV durch gute Angebote weiter zu verbessern"
Im Flächenland Niedersachsen nutzen laut einer Evaluation des VDV im Moment 12,4 Prozent der Über-14-Jährigen das Deutschlandticket. Das sind im Vergleich zum Bundesdurchschnitt deutlich weniger - dort liegt die Quote bei 18 Prozent. Trotzdem, so Verkehrsminister Lies, sei das D-Ticket wichtig für die Mobilitätswende: "Unsere Aufgabe besteht nun darin, dass wir uns nach der Sommerpause gemeinsam mit dem Bund zusammensetzen, um das D-Ticket langfristig zu sichern und um das Image des ÖPNV durch gute Angebote weiter zu verbessern."
Hinweis der Redaktion: In einer vorherigen Version des Artikels haben wir geschrieben, dass Bund und Länder das D-Ticket mit jeweils 1,5 Millionen Euro subventionieren. Das ist nicht korrekt, es sind jeweils 1,5 Milliarden Euro.