Tarifkonflikt bei VW: Zeichen stehen auf Warnstreik

Stand: 21.11.2024 18:46 Uhr

Die IG Metall bereitet sich im Tarifkonflikt mit VW auf Warnstreiks vor. Auch die dritte Verhandlungsrunde brachte am Donnerstag keinen Durchbruch. In Wolfsburg demonstrierten rund 7.000 Beschäftigte.

Beim Autobauer Volkswagen stehen die Zeichen auf Warnstreik. Am Donnerstag endete die dritte Verhandlungsrunde ohne Ergebnis. "Wir werden uns auf ein Eskalationsszenario ab Anfang Dezember vorbereiten", sagte IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger. "Wenn nötig, wird es ein Arbeitskampf werden, den die Bundesrepublik so seit Jahrzehnten nicht erlebt hat." Die Friedenspflicht endet am 30. November, danach sind Warnstreiks möglich. Gescheitert seien die Tarifgespräche noch nicht, so Gröger. VW habe sich bereit erklärt, auf Basis des "Zukunftsplans" zu verhandeln. Standortschließungen und Massenentlassungen seien dennoch nicht vom Tisch.

Die Fortsetzung der Tarifgespräche folgt am 9. Dezember

Für VW müsse das Zukunftskonzept daran gemessen werden, ob es "sowohl eine nachhaltige finanzielle Entlastung für das Unternehmen schafft, als auch klare Perspektiven für die Belegschaft bietet", sagte VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel, Personalvorstand der Marke Volkswagen, einer Mitteilung zufolge. Volkswagen wolle gemeinsam mit der Arbeitnehmerseite eine nachhaltige Lösung erarbeiten, "die wirtschaftliche Stabilität schafft, Beschäftigungsperspektiven sichert und die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Beschäftigung wiederherstellt". Am 9. Dezember wollen die Parteien die Tarifverhandlungen fortsetzen.

Tausende Beschäftigte demonstrieren in Wolfsburg

Am Morgen hatten sich vor der Volkswagen Arena in Wolfsburg Beschäftigte verschiedener VW-Werke versammelt. Rund 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Niedersachsen, Hessen und Sachsen folgten dem Aufruf zur Kundgebung vor dem Verhandlungsort, wie der Betriebsrat dem NDR Niedersachsen mitteilte. Die IG Metall hatte die Zahl am Abend um tausend nach oben korrigiert. "Das ist nur ein Vorgeschmack auf das, was ab Dezember passiert, wenn das Unternehmen unsere konkreten Lösungsvorschläge nicht ernst nimmt", sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo in einem Pressestatement.

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IG Metall Verhandlungsführer Thorsten Gröger und VW Betriebsratschefin Daniela Cavallo geben ein Pressestatement ab. © NDR
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Die Friedenspflicht ende am 1. Dezember, so der IG Metall Verhandlungsführer. Dann seien theoretisch Warnstreiks möglich. (21.11.2024) 1 Min

IG Metall: Keine Schließungen, keine Kündigungen

Gewerkschafter Thorsten Gröger hatte vor Beginn der Verhandlungen das Ziel betont, vor Weihnachten Klarheit für Unternehmen und Beschäftigte zu schaffen. Es sei traurig, dass "die bestbezahlten Manager der Republik bisher nicht in der Lage waren", einen angemessenen Vorschlag vorzulegen, so der Verhandlungsführer weiter. Gröger bekräftigte, dass der von ihm und Betriebsratschefin Daniela Cavallo vorgestellte "Zukunftsplan" an die Bedingung geknüpft sei, "dass es keine Werksschließungen gibt, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen gibt". Vorstand und Aktionäre sollten ihren Beitrag leisten, heißt es darin. Die Belegschaft verstehe, in welcher Situation Volkswagen sei, sagte Cavallo vor Verhandlungsbeginn. Die Probleme sollten jedoch nicht einseitig durch die Belegschaft gelöst werden.

Arbeitnehmervertreter wollen Fonds für Mitarbeiter

Der Vorschlag der Arbeitnehmerseite sieht unter anderem vor, die zu vereinbarenden Lohnerhöhungen aus der laufenden Tarifrunde nicht sofort auszuzahlen, sondern als Arbeitszeitvolumen in einen Fonds einfließen zu lassen. Zudem sollen Führungskräfte bei Boni und Aktionäre bei Dividenden verzichten. Das Unternehmen könne so bis zu 1,5 Milliarden Euro sparen, hatte IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger bei der Präsentation des Sparkonzepts am Mittwoch vorgerechnet.

VW will Löhne um zehn Prozent kürzen

Volkswagen selbst fordert für die Kernmarke Lohnkürzungen von zehn Prozent sowie den Abbau von Zulagen und Boni. Das betreffe zum Beispiel die derzeit noch im Tarifvertrag vereinbarten Prämien für langjährige Betriebszugehörigkeit. Dagegen hatte die IG Metall zunächst sieben Prozent mehr Geld gefordert. Der Haustarifvertrag gilt für rund 120.000 Mitarbeitende an sechs westdeutschen VW-Standorten in Niedersachsen und Hessen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 21.11.2024 | 18:00 Uhr

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