Deutschlandticket ausgedruckt: Mann wird aus Bus geworfen
Weil er sein Deutschlandticket ausgedruckt dabei hatte, ist ein Mann in Göttingen aus einem Bus geworfen worden. Denn das Ticket ist dort nur auf dem Smartphone nutzbar. Daran gibt es Kritik.
Nach eigenen Angaben besitzt der Mann kein Smartphone. Sein gültiges Deutschlandticket zeigte er daher in Papierform vor - doch das wurde im Stadtbus der Göttinger Verkehrsbetriebe (GöVB) nicht akzeptiert. Zuerst hatte das "Göttinger Tageblatt" berichtet. Die GöVB wollten sich auf NDR Anfrage nicht konkret zu dem Vorfall äußern und verwiesen stattdessen auf den Verkehrsverbund Südniedersachsen (VSN). "Wenn man ein Ticket ausdruckt, einen Screenshot oder ein Bild macht, dann unterwandert man die Tarifbestimmungen und es gilt nicht mehr als gültiges Ticket", teilte VSN-Sprecherin Janina Ternedde mit. Kritik kommt vom Fahrgastverband Pro Bahn: Der Vorsitzende Gerd Aschoff nannte das Vorgehen ein "Unding". Er fordert eine Übergangslösung für Menschen ohne Smartphone.
Pro Bahn: Smartphone-Regelung schließt große Gruppen aus
Eine Lösung gibt es bereits: Nachdem Anfang des Jahres das Deutschlandticket in Papierform abgeschafft wurde, kam als Ersatz eine Chipkarte, die auch ohne Smartphone digital genutzt werden kann. Der Haken: Die Karte ist noch nicht flächendeckend verfügbar. Während sie in Braunschweig oder Wolfsburg bereits genutzt wird, fehlt sie unter anderem in Göttingen, Hannover oder Lüneburg. Gerd Aschoff sieht darin eine Doppelmoral: "Da haben einige ganz oben, allen voran der Bundesverkehrsminister, nicht zu Ende gedacht". Zwar lägen die Vorteile des Smartphones auf der Hand, so der Pro Bahn-Sprecher. Aber auf diese Weise würden große Gruppen von der Nutzung des günstigen Nahverkehrsabos ausgeschlossen. "Im Übrigen auch einkommensschwache Menschen. Die sollen sich erst mal für mehr als 200 Euro ein Smartphone kaufen, das kann es einfach nicht sein", sagte Aschoff.
Junge Schüler besitzen oft kein Smartphone
Der VSN sieht kein Problem. Wer kein Smartphone habe, könne sich eine Chipkarte auch einfach bei einem anderen Verkehrsverbund kaufen, erklärte VSN-Sprecherin Janina Ternedde. Wann es eine Chipkarte in Göttingen geben wird, könne man noch nicht genau sagen. "Wir streben den Spätsommer an", so die Sprecherin. Müssen Menschen aus Lüneburg also nach Hamburg fahren, um das Deutschlandticket als Chipkarte zu bekommen? Für Aschoff klingt das wie ein schlechter Scherz, denn das Smartphone-Ticket stelle nicht nur ältere Menschen vor Probleme: "Das gilt zum Beispiel auch für die Schülerinnen und Schüler, die im öffentlichen Nahverkehr schon mit sechs oder sieben Jahren unterwegs sind. Ich kenne viele Eltern, die sagen, in dem jungen Alter gibt es noch kein Smartphone." Deshalb fordert er von den Verkehrsbetrieben bei Fahrscheinkontrollen mehr Fingerspitzengefühl, bis die Chipkarte flächendeckend verfügbar ist.