Salzgitter: 14-jähriger Angeklagter schweigt zu Vorwurf
Zwei 13 und 14 Jahre alte Jungen sollen im Juni ein 15-jähriges Mädchen in Salzgitter erwürgt haben. Der Ältere steht nun wegen heimtückischen Mordes vor Gericht. Sein Anwalt hält ihn für unschuldig.
Sein Mandant werde sich äußern, aber zunächst nicht zur vorgeworfenen Tat selbst, wie der Anwalt des Jugendlichen, Thilo Schäck, am Mittwoch vor Prozessbeginn am Landgericht Braunschweig sagte. Der 14-Jährige werde demnach vorerst nur Fragen zu seiner Biografie beantworten. Er wolle sich aber im Laufe des Verfahrens möglicherweise noch zur Tat äußern, sagte Schäck dem NDR. Er kündigte zudem an, in dem Verfahren einen Freispruch zu fordern. "Ich gehe davon aus, dass mein Mandant das Mädchen nicht getötet hat", sagte Schäck vor dem Prozess. Haupttäter scheine "in jedem Fall der 13-jährige nicht Strafmündige zu sein", so Schäck. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, die 15-jährige Anastasia getötet zu haben - "gemeinschaftlich handelnd mit einer strafunmündigen Person". Der Prozess findet wegen des Alters des Angeklagten unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Opferfamilie leidet unter der Situation
Steffen Hörning, Anwalt der Familie der ermordeten 15-Jährigen, bewertet die Sachlage ähnlich wie die Staatsanwaltschaft. "Ich gehe davon aus, dass wir am Ende des Verfahrens die Schuld des Angeklagten feststellen werden", sagte Hörning. Für die Familie der ermordeten Anastasia sei die Situation gerade jetzt zu Prozessbeginn kaum auszuhalten, so Hörning weiter. "Tatsächlich steht die Familie, nahezu alle, unter dem Einfluss von Psychopharmaka." Dies sei "eine ganz, ganz schreckliche Situation".
15-Jährige war mit mutmaßlichen Tätern befreundet
Den Ermittelnden zufolge sollen die 13 und 14 Jahre alten Mitschüler die Jugendliche auf einem verwilderten Grundstück erstickt und ihre Leiche in einem Gebüsch versteckt haben. Die beiden Jungen hätten bereits seit Mai geplant, die 15-Jährige zu töten. Der Staatsanwaltschaft zufolge kannten sich die drei Jugendlichen seit einigen Monaten aus der Schule und trafen sich hin und wieder in ihrer Freizeit. "Das spätere Opfer war dem 14-Jährigen liebevoll zugeneigt und sah in ihm einen vertrauenswürdigen Freund, der sie mochte", teilte die Staatsanwaltschaft bei der Anklageerhebung im November mit.
Jugendliche wurde gewürgt und anschließend erstickt
Die beiden Jungen verabredeten sich am 19. Juni mit der 15-Jährigen zum Kirschenessen auf dem verwilderten Grundstück im Stadtteil Salzgitter-Fredenberg. Nach ihrem Eintreffen soll sich der 13-Jährige in Absprache mit dem 14-Jährigen unbemerkt von hinten genähert und sie bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben. Anschließend sollen die beiden die Jugendliche erstickt haben. Ihre Leiche wurde zwei Tage nach der Tat entdeckt. Wieso die beiden Jungen ihre Mitschülerin töteten, konnte der Anklage zufolge bislang nicht geklärt werden. Es gebe zwar Zeugenaussagen sowie Handy-Nachrichten, die das Verhältnis zwischen den mutmaßlichen Tätern und ihrem Opfer beleuchten, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. "Aber richtig klar wird es nicht", hieß es weiter. Die beiden Jungen hätten sich nicht detailliert geäußert.
Mutmaßliche Täter wurden psychiatrisch begutachtet
Der Angeklagte sitzt seit dem Verbrechen in Untersuchungshaft. Laut Staatsanwaltschaft ist er nicht vorbestraft. Der 13-Jährige ist wegen seines Alters strafunmündig und wurde zunächst in eine psychiatrische Klinik gebracht. Es sei Sache des Jugendamts, "ob und welche erziehungsrechtlichen Maßnahmen gegen ihn getroffen werden", hieß es von der Anklagebehörde. Beide mutmaßlichen Täter wurden psychiatrisch begutachtet. Für den Prozess gegen den 14-Jährigen sind 13 Verhandlungstage angesetzt. Nach dieser Planung könnte das Urteil am 22. Februar gesprochen werden. Das Jugendstrafrecht sieht eine maximale Haftstrafe von zehn Jahren vor.