Wie ein junger Mann den Konsum der Droge "Görke" erlebt hat
"Görke" klingt harmlos. Doch dahinter verbirgt sich eine gefährliche Droge, die vor allem unter jungen Leuten beliebt ist. Ein Mann aus Lingen erzählt, wie er den Konsum via E-Zigarette erlebt hat.
Es sollte eine Partynacht mit Freunden werden. Doch für den 25-jährigen Stefan, der dem NDR Niedersachsen nur anonym von seinen Erlebnissen berichten möchte, endet der Abend in einer Lingener Disco völlig anders als geplant. Als Fahrer wollte er nüchtern bleiben, hat daher auch keinen einzigen Schluck Alkohol getrunken, so sagt er. Doch dann bietet ihm ein Bekannter seine E-Zigarette an mit den Worten "Probier mal, schmeckt nach Erdbeere." Stefan denkt sich nichts dabei und greift sich die elektronische Zigarette. "In meinem Freundeskreis gibt es viele E-Zigaretten-Raucher. Ich habe dann einfach ein paar Mal daran gezogen", erzählt er und gibt dabei zu: "Das war natürlich ein Stück weit eigene Doofheit."
Kreislaufprobleme und Panikattacken
Nach geschätzten fünf Minuten merkt Stefan, dass etwas nicht stimmt. "Mein Kopf sackte immer weg, ich hatte kalten Schweiß auf dem Rücken und einen Puls von 160", so der junge Mann. Im ersten Moment habe er an einen epileptischen Anfall gedacht. Er habe Panikattacken gehabt, war nicht mehr er selbst, so beschreibt er es. Erst später stellt sich raus: Stefan hat unwissentlich die Droge "Görke" konsumiert, die sich in der E-Zigaretten seines Bekannten befunden hatte und die für Außenstehende nicht als Droge zu erkennen war.
300-fach stärker als pflanzliches Cannabis
Bei der Droge "Görke" handelt es sich um sogenannte synthetische Cannabinoide. Das sind künstlich hergestellte Substanzen, die meist ähnlich wirken wie pflanzliches Cannabis. Die Wirkung sei jedoch mehr als 300-fach stärker, so Christopher Degner von der Polizei im Emsland. Das Risiko einer Überdosis sei somit erhöht. Und das wiederum könne tödliche Folgen haben. Rein äußerlich lasse sich diese Gefahr nicht erkennen, so Degner.
"Görke" lässt sich nur im Labor nachweisen
Schon vor Monaten hat die Polizei im Emsland und der Grafschaft Bentheim vor den Gefahren dieser Droge gewarnt. Andere Dienststellen haben sich mittlerweile angeschlossen. Deutschlandweit gibt es seitdem immer mehr Fälle, so Degner. In anderen Regionen Deutschlands sei die Droge auch unter anderen Namen wie zum Beispiel "Baller-Liquid" oder "Klatschliquid" bekannt. Die genaue Zusammensetzung sei jedoch immer unterschiedlich. Nachweisen lasse sich die gefährliche Substanz nur im Labor. Daher geht auch das Landeskriminalamt in Hannover von einem ausgeprägten Dunkelfeld aus.
Hilferuf von Schulen
Dass sich der Konsum von synthetischen Cannabinoiden in E-Zigaretten oder Vapes vor allem unter jungen Leuten weiter ausbreitet, bestätigt Mandala Clavée, Sucht-Therapeutin von der Caritas im Emsland. Es gehe jetzt darum, flächendeckend aufzuklären und auf die Gefahren hinzuweisen. Erste Anlaufstelle seien dabei die Schulen, die sich vermehrt mit Hilferufen bei der Suchtberatung melden würden. "Lehrer und Eltern müssen wissen, dass auch in den harmlos erscheinenden Vapes berauschende Substanzen enthalten sein können", so Clavée.
Appell: "Nicht jeden Scheiß mitmachen"
Der 25-jährige Stefan möchte nach seinem ungewollten Konsum ebenfalls warnen, geht daher mit seinen Erlebnissen an die Öffentlichkeit. "Ich höre immer wieder davon, auch in meinem Umfeld, dass Leute wegen 'Görke' im Entzug sind", so sagt er. "Macht bloß nicht jeden Scheiß mit, nur weil es vielleicht gerade cool sein soll", so sein Appell. Görke sei vor allem brandgefährlich und er habe es am eigenen Körper erfahren. "Man hätte in dem Moment alles mit mir machen können", so der Lingener.