Niedersachsen zieht eigenes "Dublin-Zentrum" in Betracht
Niedersachsens Landesregierung zeigt sich nicht abgeneigt, ein "Dublin-Zentrum" zu errichten: Von dort aus könnten Geflüchtete in andere EU-Staaten abgeschoben werden. Das Innenministerium will zuvor die Ergebnisse des Pilotprojekts in Hamburg abwarten.
In der Hansestadt wurde erst vor wenigen Tagen die Errichtung des ersten bundesweiten "Dublin-Zentrums" beschlossen. Am Montag folgte der Beschluss für ein zweites Zentrum in Eisenhüttenstadt in Brandenburg. In beiden Unterkünften sollen geflüchtete Menschen so lange bleiben, bis sie in das für sie zuständige Land abgeschoben werden können. Laut Niedersachsens Innenministerium können diese sogenannten Dublin-Zentren "einen sinnvollen Beitrag leisten, wenn sie in der Praxis tatsächlich zu einer Optimierung des Dublin-Verfahrens und vermehrten Überstellungen in den für das Asylverfahren zuständigen EU-Staat führen". Das Land wolle sich bei der Innenministerkonferenz über die Ergebnisse des Hamburger Modellprojekts informieren lassen und "dann sehen, ob der Bund auch in Niedersachsen zu einer engeren Kooperation bereit wäre".
CDU befürwortet "Dublin-Zentrum"
Auch die CDU in Niedersachsen begrüßt den Schritt. "Für Asylbewerber, die sich derzeit in Deutschland befinden und für deren Asylverfahren ein anderes Land zuständig ist, können wir uns die Einrichtung von 'Dublin-Zentren' in Niedersachsen gut vorstellen, um Verfahren wie diese zu beschleunigen und so möglichst schnell abzuarbeiten", sagte André Bock, innenpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion.
Flüchtlingsrat befürchtet Isolierung der Geflüchteten
Doch es gibt auch Kritik: So befürchtet der Flüchtlingsrat eine starke Isolierung der Geflüchteten, "in denen die Verzweiflung naturgemäß groß und das Aggressionspotenzial hoch ist", sagte Kai Weber, Geschäftsführer des Flüchtlingsrats in Niedersachsen. Zudem glaube er nicht, dass die Zahl der Abschiebungen größer werden würde. Denn viele Staaten seien gar nicht bereit, Menschen zurückzunehmen. Er fordert stattdessen, diese Schutzsuchenden schnell auf die Kommunen zu verteilen.
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