Modellregionen sollen Öko-Landbau in Niedersachsen stärken
Die Projekt-Verantwortlichen in den Landkreisen informieren Landwirte über ökologischen Anbau und vernetzen sie untereinander. Dadurch wollen sie auch Wertschöpfungsketten und Vermarktung optimieren.
Sarah Liv Luttmann und Amelie Quarz kümmern sich um die Belange von Öko-Landwirten im Landkreis Göttingen. Im Rahmen des Projekts "Öko-Modellregion" vernetzen sie Erzeuger, Verarbeiter und zum Beispiel auch Saat-Experten. Dadurch wollen sie die Landwirte nicht nur inhaltlich unterstützen, sondern auch Nachfrage generieren und so den Absatz der Landwirte stärken, so Projektmanagerin Luttmann. Nicht zuletzt sollen auch Verbraucherinnen und Verbraucher mehr über heimische Angebote der ökologischen Landwirtschaft erfahren.
Modellregionen im Überblick
Solche "Öko-Modellregionen" sind in mehreren Bundesländern zu finden. In Niedersachsen gibt es sieben. Das Land Niedersachsen fördert jede einzelne von ihnen über eine Laufzeit von drei Jahren mit 180.000 Euro. Die Landkreise selbst tragen jährliche Kosten in Höhe von 20.000 Euro mit. Laut Landwirtschaftsministerium ist das gemeinsame Ziel, das Bio-Angebot in und aus Niedersachsen zu steigern. Die Öko-Modellregion ist in Göttingen im Februar 2023 gestartet und zunächst bis Oktober 2025 finanziert. Im Landkreis Holzminden wurde das Projekt mittlerweile einmal verlängert.
Herausforderungen im Landkreis Göttingen
Je nach Region gibt es unterschiedliche Voraussetzungen für die Beteiligten der Öko-Modellregion. Im Landkreis Göttingen haben Quarz und Luttmann eine Abfrage unter den Landwirten gestartet, um Schwerpunkte zu ermitteln. Demnach sei zum einen die Verarbeitung der ökologischen Erzeugnisse herausfordernd. Zum anderen solle der Bereich der sogenannten Außer-Haus-Versorgung ausgebaut werden. Das heißt, heimische Bio-Produkte sollen zum Beispiel in kommunalen Kantinen etabliert und bei Ausschreibungen berücksichtigt werden, so Luttmann. Die Bereitschaft, vom konventionellen Anbau zum ökologischen zu wechseln, ist hier laut Luttmann eher weniger vorhanden.
Öko-Landbau attraktiver machen
Im Rahmen des Projekts "Öko-Modellregion" organisieren Quarz und Luttmann Veranstaltungen für und mit Landwirten und laden auch Experten aus anderen Bereichen dazu ein. Sie wollen durch Bildungsangebote für Verbraucherinnen und Verbraucher über ökologische Landwirtschaft informieren und für Bio-Produkte werben. Einen kleinen Erfolg könne das Projekt bereits verbuchen, erzählt Luttmann. Im Klimaschutzkonzept des Landkreises Göttingen sei festgeschrieben worden, dass mehr bio-regionale Lebensmittel in die Schulen des Landkreises kommen sollen. Nun will das Duo weiter an der Umsetzung arbeiten.
Wie kommt das Projekt an?
Quarz und Luttmann hätten bisher positives Feedback erhalten, sagen sie. Die Landwirte der Region merken, dass sie und das Projekt sich für ihre Belange einsetzen, wie Luttmann erzählt. Markus Gerhardy vom Landvolk Göttingen sieht die Öko-Modellregion als Ergänzung. Es zeige die Bandbreite der landwirtschaftlichen Betriebe. Er bezweifelt jedoch, dass dadurch die Öko-Landwirtschaft die konventionelle überholen wird. Landwirt Marc Böttcher baut seit 2018 nach ökologischen Standards an und schätzt das Projekt. Ein Austausch zu anderen Landwirten des Landkreises würde ihm zufolge sonst aufgrund der Entfernung nicht stattfinden. Ihm ist es wichtig, Verbrauchern klarzumachen, dass Öko-Landbau längst keine Nische mehr ist und dass er in Südniedersachsen mehrfach zu finden ist.