Blick auf das Wohngebäude, in dem die ehemalige Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette bis zu ihrer Festnahme in Berlin gelebt hat. © picture alliance/dpa | Paul Zinken Foto: Paul Zinken

Kritik an LKA Niedersachsen nach RAF-Festnahme

Stand: 15.03.2024 12:07 Uhr

Das Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA) steht nach der Festnahme der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette in der Kritik. Klette soll Medienberichten zufolge ihren Komplizen Garweg gewarnt haben.

Wie ntv, "Spiegel" und "Bild" berichten, soll die Ende Februar festgenommene Klette von ihrer Wohnung in Berlin aus noch eine Nachricht an Burkhard Garweg geschickt haben und danach eine SIM-Karte aus ihrem Handy in der Toilette heruntergespült haben. Berliner Kollegen übten an dem Vorgehen der Einsatzkräfte aus Niedersachsen heftige Kritik. Konkrete Details zu dem Vorfall waren zunächst unklar. Die Beamten sollen Klette noch erlaubt haben, die Toilette zu benutzen. Die Ex-RAF-Terroristin habe dann die Nachricht mit dem sinngemäßen Inhalt "sie haben mich" verschickt. Von den Polizeibehörden in Niedersachsen und Berlin gab es weder eine Bestätigung noch ein Dementi der Berichte.

Videos
Die mutmaßliche RAF-Terroristin Daniela Klette wird von Polizisten zu einem Hubschrauber geführt. © Screenshot
1 Min

Ex-Terroristin Klette: Haftbefehl in Karlsruhe eröffnet

Dabei geht es um die Vorwürfe ihrer Beteiligung an Anschlägen der Roten Armee Fraktion (RAF) in den 1990er-Jahren. (07.03.2024) 1 Min

Polizeikreise: LKA Niedersachsen im Alleingang

Für die Fahndung nach Klette, Garweg und dem dritten gesuchten ehemaligen RAF-Terroristen, Ernst-Volker Staub, ist das LKA Niedersachsen zuständig. Aus Berliner Polizeikreisen hieß es, dass Zielfahnder des LKA mit einem Foto von Klette die Nachbarschaft befragt hätten. Als sie einen Hinweis zu ihrer Wohnung erhielten, hätten sie einen Berliner Streifenwagen zur Unterstützung angefordert. In der Wohnung seien aber nur die Fahnder aus Niedersachsen gewesen, die Streifenpolizisten standen vor der Wohnung, wird in Berlin betont. Vom LKA heißt es: "Die Planung und Durchführung der Maßnahmen im Zusammenhang mit der Festnahme von Daniela Klette lagen beim LKA Niedersachsen. Die Polizei Berlin war zur Unterstützung des LKA Niedersachsen im Einsatz."

Scharfe Kritik von Gewerkschaft der Polizei

Die Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP) warf den Niedersachsen Profilierungswünsche vor. Der Einsatz müsse selbstkritisch aufgearbeitet werden. "In Anbetracht dessen, was bei Frau Klette alles gefunden wurde, ist es reines Glück, dass sie nicht mit der Panzerfaust hinter der Tür gewartet hat und keiner unserer Kollegen verletzt wurde." Für derartige Festnahmen gebe es Spezialeinheiten in Berlin. Die weitere Fahndung werde nur erfolgreich sein, "wenn losgelöst von eigenem Profilierungswunsch Informationen und Expertise gebündelt werden".

Berliner Innensenatorin: "Ruckeleien" zwischen den Behörden

Auch nach der Festnahme von Klette hatte es Probleme bei der Abstimmung zwischen Berlin und Niedersachsen gegeben. Das LKA Niedersachsen warnte vor einem "Gefährdungspotenzial für die Bevölkerung" in Berlin, musste nach Protesten aus der Hauptstadt aber klarstellen, "dass für die Stadt Berlin keine konkrete Gefährdungslage besteht". Auch dass in Klettes Wohnung erst Tage nach ihrer Verhaftung diverse schwere Waffen gefunden wurden, habe am Kompetenzgerangel gelegen, hieß es. Die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sprach von "Ruckeleien" zwischen den Behörden.

Klette, Garweg und Staub waren vor mehr als 30 Jahren untergetaucht und gehörten der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion (RAF) an, die zahlreiche Anschläge verübte und Menschen tötete.

Weitere Informationen
Ein Bauwagen wird von der Polizei in Berlin abtransportiert. © NonstopNews

RAF: Fälscherwerkstatt in Garwegs Bauwagen-Siedlung entdeckt

Der mutmaßliche Ex-Terrorist könnte laut Polizei mit falschem Pass unterwegs sein. Nach ihm und Staub wird weiterhin gesucht. (13.03.2024) mehr

Ein Polizist steht an einem Transporter vor der Wohnung der ehemaligen RAF-Terroristin Daniela Klette. © picture alliance/dpa | Fabian Sommer Foto: Fabian Sommer

Doppelter Boden: Ermittler finden Versteck in Wohnung von Klette

In der Berliner Wohnung der Ex-RAF-Terroristin, die in Niedersachsen in Haft ist, lagerten Waffen, Gold und Zehntausende Euro. (03.03.2024) mehr

Einsatzkräfte im Rahmen der RAF-Fahndung in Berlin. Hier wurden zwei Männer festgenommen. © NonstopNews

Ermittler zu RAF-Fahndung nach Garweg: "Wir sind dicht dran!"

In Berlin wurde ein Bauwagen sichergestellt, in dem der Ex-Terrorist unter dem Decknamen "Martin" gelebt haben soll. (03.03.2024) mehr

Ein undatiertes Fahndungsfoto der mutmaßlichen RAF-Terroristin Daniela Klette. © picture alliance/Polizei

LKA bestätigt Festnahme von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette

Der Zugriff erfolgte am Montagabend in Berlin. Am Dienstag wurde eine zweite Person festgenommen, deren Identität aber noch unbekannt ist. (27.02.2024) mehr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Terrorismus

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Eine Pflegefachkraft geht mit einer Bewohnerin durch ein Seniorenheim. © picture alliance / dpa Foto: Sina Schuldt

Abschiebung von Pflegern: Heim in Wilstedt droht die Schließung

Zehn kolumbianische Pflegekräfte sollen bis Donnerstag abgeschoben werden. Kollegen und Angehörige bangen um das Heim. mehr