Ex-RAF-Terroristin Klette: Haftbefehl wegen Mordversuchs eröffnet

Stand: 07.03.2024 16:12 Uhr

Der mutmaßlichen Ex-RAF-Terroristin Klette ist am Bundesgerichtshof in Karlsruhe am Donnerstag der Haftbefehl der Bundesanwaltschaft eröffnet worden. Inzwischen ist sie wieder in Niedersachsen.

Wie die Bundesanwaltschaft mitteilte, geht es um das Herbeiführen einer Sprengstoff-Explosion und versuchten Mord in zwei Fällen im Zusammenhang mit Taten Anfang der 1990er-Jahre. Am Donnerstag habe ein Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) in Karlsruhe sogenannte Überhaft vorgemerkt, so die Bundesanwaltschaft. Davon spricht man, wenn Haftbefehl gegen eine Person erlassen wird, die bereits in Haft oder Untersuchungshaft ist. Konkrete Folgen hat der Haftbefehl erst einmal nicht: Nach der Vorführung vor einem Richter des BGH wurde Klette im Helikopter wieder zurück nach Niedersachsen gebracht, wo sie in Untersuchungshaft sitzt. Nach Informationen des NDR handelt es sich um die JVA für Frauen in Vechta

VIDEO: Ex-RAF-Terroristin Klette lebte jahrelang in Berlin (28.02.2024) (5 Min)

Sprengstoffanschlag und Schüsse auf US-Botschaft

Konkret wird der Ende vergangener Woche von Zielfahndern des LKA Niedersachsen in Berlin festgenommenen Daniela Klette vorgeworfen, im Jahr 1993 einen Sprengstoffanschlag auf die im Bau befindliche Justizvollzugsanstalt Weiterstadt (Hessen) verübt zu haben. Zudem hatte Klette laut Ermittlern im Februar 1991 gemeinsam mit anderen RAF-Mitgliedern mindestens 250 Schüsse auf die US-Botschaft im Bonner Stadtteil Bad Godesberg (Nordrhein-Westfalen) abgegeben. Sie soll darüber hinaus mit weiteren RAF-Mitgliedern versucht haben, im Februar 1990 einen Sprengstoffanschlag auf ein Gebäude der Deutschen Bank in Eschborn (Hessen) zu verüben. Der Sprengstoff detonierte damals nicht, da die Zündung versagte. Die Mitgliedschaft in der Rote-Armee-Fraktion (RAF) ist nach Angaben einer Sprecherin inzwischen verjährt.

Suche nach Garweg und Staub geht weiter

Das Ermittlungsverfahren der Bundesanwaltschaft läuft parallel zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Verden wegen einer Serie von Überfällen auf Geldtransporter in den Jahren 1999 bis 2016. Die Behörden in Niedersachsen werfen Klette sowie den weiterhin gesuchten mutmaßlichen RAF-Terroristen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub unter anderem schwere Überfälle auf Geldtransporter in Wolfsburg, im Landkreis Diepholz und im Landkreis Wolfenbüttel vor. Das Trio soll so sein Leben im Untergrund finanziert haben. Klette, Garweg und Staub waren vor mehr als 30 Jahren untergetaucht. Alle drei sollen der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Terrororganisation RAF angehört haben, die bis 1991 zahlreiche Anschläge verübte und Menschen tötete. 1998 erklärte die RAF sich für aufgelöst.


07.03.2024 16:12 Uhr

In einer früheren Version dieses Artikels hatten wir berichtet, die Staatsanwaltschaft Verden habe mitgeteilt, es gehe um das Herbeiführen einer Sprengstoff-Explosion und versuchten Mord im Zusammenhang mit Taten Anfang der 1990er-Jahre. Die Informationen stammten jedoch von der Bundesanwaltschaft. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

 

Weitere Informationen
Ein Polizist steht vor einem Hochhaus in Berlin-Friedrichshain. © dpa Foto: Dominik Totaro

Ex-RAF-Terrorist Garweg: Polizei durchsucht Wohnheim

Laut Polizei gab es im Zusammenhang mit der Fahndung nach dem Flüchtigen Hinweise auf das Berliner Studentenwohnheim. (05.03.2024) mehr

Ein fünfseitiges Schreiben der Rote Armee Fraktion (RAF) traf am 13. April 1992 im Bonner Büro der Nachrichtenagentur AFP in Bonn ein. © picture alliance / dpa Foto: Tim Brakemeier

Die Geschichte der RAF: Morde und Bombenanschläge

Ihre Ursprünge liegen in der 68er-Bewegung. Dann wird die RAF zur brutalen Terrorgruppe. 1998 löst sie sich auf. Ex-Mitglieder werden weiter gesucht. mehr

Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 07.03.2024 | 18:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Terrorismus

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Eine Pflegefachkraft geht mit einer Bewohnerin durch ein Seniorenheim. © picture alliance / dpa Foto: Sina Schuldt

Abschiebung von Pflegern: Heim in Wilstedt droht die Schließung

Zehn kolumbianische Pflegekräfte sollen bis Donnerstag abgeschoben werden. Kollegen und Angehörige bangen um das Heim. mehr