Emden: Mieter leiden seit 18 Monaten unter Schimmel und Baumängeln

Stand: 15.04.2025 08:26 Uhr

Erst war eine Wasserleitung kaputt, dann ein Abflussrohr. Seit eineinhalb Jahren leben acht Mietparteien in einem Haus im Emder Stadtteil Barenburg mit feuchten Wänden und Schimmel.

von Olaf Kretschmer

Der Vorwurf: Die Immobilienverwaltung ZBVV, die "Zentral Boden Vermietung und Verwaltung GmbH", kümmere sich nicht um die Missstände. Eine der Mieterinnen ist Brigitte Schömps. Um zu zeigen, wie es in ihrer Drei-Zimmer-Wohnung aussieht, schiebt sie ihren Rollator in Richtung Badezimmer. Bevor sie die Tür öffnet, setzt sie eine FFP2-Maske auf. Nicht aus Angst vor einer Infektion, sondern als Schutz vor den Sporen in ihrem Bad. Die gelbe Tapete ist mit Schwarzschimmel übersäht. Schömps hat eine schwere Lungenerkrankung. Seit der Schimmel in ihrer Wohnung offen zutage ist, geht es ihr gesundheitlich immer schlechter, sagt sie. "Ich huste. Also ich gehe nur mit Maske da rein, sonst kann ich da gar nicht reingehen. Gehe ich ohne Maske rein, dann huste ich mich tot." Einen Hausmeister gibt es nach Schömps Worten nicht. Die zuständige Wohnungsverwaltung ZBVV reagiere nicht. Am Telefon werde sie abgekanzelt, erzählt sie.

Das ganze Haus ist betroffen

Eine Wand hat keine Tapete mehr und viele Wasserflecken. © NDR Foto: Olaf Kretschmer
Eine Küchenwand in einer der Wohnungen zeigt deutliche Spuren eines Wasserschadens.

Das Haus in der Eduard-Mörike-Straße ist augenscheinlich in einem schlechten Zustand. Die Fassade ist mit Moos bewachsen, am Vordach blättert die Farbe ab. In der Waschbetonplatte vor der Haustür klafft ein großer Spalt. Im Keller soll es nach Angaben der Mieter und der Mieterberatung Barenburg Ratten geben. Zudem sind alle acht Wohnungen im Haus mehr oder weniger von Schimmel befallen. Ingrid Utikal wohnt seit Jahrzehnten auf der gleichen Etage wie ihre im Januar verstorbene Mutter. Die Tochter schließt die Wohnungstür auf und zeigt auf die Küchenwand. Die Wände sind kahl und rissig, an manchen Stellen notdürftig geflickt, ohne Farbe oder Tapete. Und ohne Küchenschränke. "Das war der erste Wasserschaden im Dezember 2023. Die Lackage ist behoben worden. Aber erst im Frühjahr 2024. Und seitdem ist das nicht wieder instand gesetzt worden", sagt Utikal.

Auch das Bad ist eine Baustelle

Ein repariertes Abwasserrohr ist noch nicht wieder verputzt worden. © NDR Foto: Olaf Kretschmer
Statt in einen Spiegel blickte Utikals Mutter auf ein freigelegtes Abflussrohr

Ingrid Utikal geht in das Badezimmer ihrer Mutter. Über dem Waschbecken ist die Wand aufgebrochen. Schroff abgeschlagene Mauersteine geben den Blick auf ein Abwasserrohr frei. Das wurde notdürftig geflickt. Aber die Wand nicht wieder verschlossen. Utikals Mutter guckte nach Angaben der Tochter die letzten Monate ihres Lebens auf ein Abwasserrohr, statt in einen Spiegel, wenn sie sich waschen wollte. Die Tochter sieht einen Zusammenhang mit einer Lungenerkrankung. "Meine Mutter hatte auch COPD, also durch die Schimmelbildung. Da hatte ich auch mehrfach drauf hingewiesen und die Wohnungsbaugesellschaft angeschrieben. Aber es ist bis dato keine Reaktion erfolgt."

Im Zentrum der Kritik: Immer wieder die ZBVV

Das Haus wird von der ZBVV vermietet, einer Immobilienverwaltung, die bundesweit tätig ist. Landauf landab klagen Mieter ihr Leid im Internet. Immer wieder ist in Bewertungen über die ZBVV zu lesen, dass Heizungen kaputt sind, dass Wasserschäden nicht beseitigt werden, dass Wohnungen schimmeln. Es gibt Dutzende Zeitungsartikel über Wohnungen der ZBVV. Auch der NDR hat mehrfach über Schimmel und andere Probleme berichtet. Interviews gibt die ZBVV nicht. Stattdessen äußert sich das Unternehmen schriftlich. In einer Stellungnahme heißt es, die Mängel würden eingeräumt. Angeblich würden Handwerker sich bereits um die Beseitigung der Schäden kümmern. Die Mieter bestreiten das. Immerhin nennt die ZBVV einen Termin, wann das Haus wieder in Ordnung sein soll: "Die ZBVV geht von einem Abschluss der Arbeiten im zweiten Quartal aus."

Das Vertrauen der Mieter ist verloren

Ein junges Paar ist bereits ausgezogen, vor dem Schimmel geflüchtet. Ingrid Utikal würde nur zu gerne glauben, dass jetzt wirklich alles repariert wird. Aber sie vertraut - genau wie die anderen Mieter - der ZBVV nicht mehr. "Vielleicht sollen die Mieter hier mürbe gemacht werden, damit sie ausziehen. Ich weiß nicht, was die Wohnungsbaugesellschaft hier im Hintergrund mit den Wohnungen vorhat. Aber das ist so mein Eindruck." Die Mieter hoffen jetzt, dass die ZBVV zu ihrer Zusage steht und alle Mängel in den kommenden drei Monaten beseitigt.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 14.04.2025 | 15:00 Uhr

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