LKA bestätigt Festnahme von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette
Zielfahnder des LKA Niedersachsen haben die mutmaßliche frühere RAF-Terroristin Daniela Klette am Montagabend in Berlin gefasst. Am Dienstag wurde eine zweite Person festgenommen - deren Identität ist allerdings noch unbekannt.
Der entscheidende Hinweis, der zur Festnahme von Daniela Klette führte, kam laut Landeskriminalamt (LKA) im November 2023 aus der Bevölkerung. Aufgrund von Fingerabdrücken konnte ihre Identität laut LKA bestätigt werden. Klette hatte unter falscher Identität in einer Wohnung in Berlin gelebt. Dort wurde sie am vergangenen Sonntag von den Zielfahndern entdeckt. Bei der anschließenden Durchsuchung der Wohnung wurden am Dienstag unter anderem zwei Pistolenmagazine sowie Munition sichergestellt. Die dazugehörige Waffe sei bislang nicht gefunden worden, so die Ermittler. Noch ist nicht bekannt, seit wann die 65-Jährige in Berlin gelebt hat.
Die Polizei hatte seit mehr als 25 Jahren nach Daniela Marie Luise Klette sowie dem 69 Jahre alten Ernst-Volker Staub und dem 55-jährigen Burkhard Garweg gesucht. Das Trio zählte bis zur Auflösung der Rote-Armee-Fraktion (RAF) im Jahr 1998 zur sogenannten dritten Generation.
Weiterer RAF-Verdächtiger gefasst? Zweite Festnahme am Dienstag
Laut LKA gab es am Dienstag eine weitere Festnahme im Zusammenhang mit der Fahndung nach dem Ex-RAF-Trio. "Vor wenigen Stunden ist eine zweite Person festgenommen worden", sagte LKA-Präsident Friedo de Vries. Deren Identität werde aber noch überprüft. "Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, um wen es sich handelt", sagte de Vries. Nach Informationen des NDR Niedersachsen soll es sich um einen Mann im Alter der beiden gesuchten Ex-RAF-Terroristen handeln.
Kein Widerstand bei Festnahme - kommt Kronzeugen-Regelung infrage?
Die Festnahme von Klette erfolgte laut LKA mit Unterstützung der Berliner Polizei. Während des Zugriffs sei die Gesuchte allein in der Wohnung gewesen und habe keinen Widerstand geleistet. Zunächst wurde sie in Begleitung eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) aus Niedersachsen mit einem Hubschrauber nach Bremen geflogen. Von dort wurde sie von Spezialkräften der Polizei mit einem Auto nach Verden gebracht und dort einem Haftrichter vorgeführt. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Verden erging am Dienstag Haftbefehl.
Nach NDR Informationen wurde Klette anschließend zur Untersuchungshaft in eine Justizvollzugsanstalt gebracht. Staatsanwalt Clemens Eimterbäumer sagte am Dienstag, dass für Klette auch eine Kronzeugen-Regelung infrage kommen könnte. Voraussetzung sei, dass sie Hinweise liefere, die zur Festnahme der gesuchten mutmaßlichen Komplizen Staub und Garweg führen.
Innenministerin Behrens betont Leistung der Ermittler
"Die Festnahme heute ist, insbesondere mit Blick auf die RAF-Vergangenheit von Daniela Klette, ein Meilenstein in der deutschen Kriminalgeschichte", sagte Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens. "Es handelt sich für die Polizei Niedersachsen unbestritten um einen der größten Fahndungserfolge der vergangenen Jahrzehnte", so die SPD-Politikerin. Die Festnahme "einer Terroristin, die seit über 30 Jahren im Untergrund lebt", stärke das Vertrauen in den Rechtsstaat.
Wahlmanns Botschaft an Terroristen: "Ihr werdet nicht sicher sein"
Auch Justizministerin Kathrin Wahlmann (SPD) lobte die Arbeit der Ermittlungsbehörden. "Egal, wie lange die Taten zurückliegen. Die Täter können sich nie sicher sein", sagte Wahlmann. Die Ermittlungsbehörden ließen nie locker. Das sei ein wichtiges Zeichen für die Opfer, denen nun endlich Gerechtigkeit zuteil werde. An die Täter gerichtet sagte Wahlmann: "Wir werden eure Straftaten weiterhin verfolgen. Ihr werdet nicht sicher sein. Unser Rechtsstaat wird nicht locker lassen." Die Justizministerin zeigte sich zuversichtlich, nach der Festnahme von Klette auch die beiden weiteren Beschuldigten zu fassen.
Mutmaßliches RAF-Trio: Tatorte auch in Niedersachsen
Zuletzt hatten Ermittler in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" die Bevölkerung erneut dazu aufgerufen, Hinweise zu den Gesuchten zu geben. Der entscheidende Hinweis, der zur Festnahme führte, steht den Ermittlern zufolge jedoch nicht im Zusammenhang mit der Sendung. Die Behörden werfen Staub, Klette und Garweg versuchten Mord und eine Serie versuchter und vollendeter schwerer Raubüberfälle in den Jahren 1999 bis 2016 vor. Die Tatorte sind den Angaben zufolge in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Die Justiz in Verden ermittelt gegen das Trio unter anderem wegen schwerer Überfälle auf Geldtransporter in Wolfsburg, im Landkreis Diepholz und im Landkreis Wolfenbüttel. Mit den Überfällen soll das seit mehr als 30 Jahren flüchtige Trio sein Leben im Untergrund finanzieren. Zuletzt hatte es vor zehn Tagen einen Fehlalarm gegeben: In einem Regionalzug nach Wuppertal wurde ein Mann fälschlicherweise für das ehemalige mutmaßliche RAF-Mitglied Ernst-Volker Staub gehalten.
Hier wurde das Ex-RAF-Trio seit 2006 in Niedersachsen vermutet
- 07./08.04.2009: Entwenden eines Fahrzeugs von einem Parkplatz in der Brandenburger Straße in Osnabrück.
- 02.01.2015: Raubüberfall auf einen "Kaufland"-Markt in Osnabrück
- Ende 2014 und Anfang 2015: Kauf der späteren Tatfahrzeuge für die Tat in Groß Mackenstedt (Landkreis Diepholz). Der Käufer nannte sich Michael Jansen, kam mehrmals zu Fuß und zahlte bar.
- 06.06.2015: Versuchter Mord/versuchter schwerer Raub in Groß Mackenstedt. Das Fluchtfahrzeug wurde drei Kilometer entfernt von der Anschlussstelle Groß-Ippener abgestellt.
- September 2015: Kauf eines blauen Ford Focus in Ronnenberg (Region Hannover).
- November 2015: Kauf eines grünen VW Golf Variant in Celle. Der Käufer erschien jeweils zu Fuß und zahlte bar. Er nannte sich Robert Hagen.
- 28.12.2015: Raubüberfall auf einen Geldtransporter beim Real-Markt in Wolfsburg-Nordsteimke. Die Täter flüchteten mit einem blauen Ford Focus mit Wolfsburger Kennzeichen. Ein grüner Golf Variant mit Wolfsburger Kennzeichen wurde am Tatort zurückgelassen. Der Ford Focus wurde am Folgetag ohne Kennzeichen und mit einem Tarnnetz abgedeckt in einem Waldstück in Volkmarsdorf gefunden.
- 22.04.2016: Kennzeichendiebstahl in Diekholzen (Landkreis Hildesheim).
- 07.05.2016: Raubüberfall auf einen Rewe-Markt in Hildesheim. Das Fluchtfahrzeug VW Polo wurde am Tattag ohne Kennzeichen zehn Kilometer entfernt in einem Waldstück zwischen den Orten Ottbergen und Wöhle gefunden.
- 25.06.2016: Raubüberfall auf einen Geldtransporter in Cremlingen (Landkreis Wolfenbüttel). Als Tatfahrzeuge wurden ein silberner Ford Mondeo mit Doublettenkennzeichen und ein blauer Opel Corsa mit falschem Kennzeichen genutzt.