Eine Zugbegleiterin signalisiert dem Lokführer mit roter Kelle, dass der Zug zur Abfahrt bereit ist. © picture alliance / SvenSimon Foto: Frank Hoermann/SVEN SIMON

Kritik an Bahn und Politik: "Eisenbahner kriegt nur auf die Schnauze"

Stand: 15.09.2024 12:52 Uhr

Niedersachsens Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat die Deutsche Bahn (DB) und die Politik scharf kritisiert. Nicht nur Reisende, auch das Personal habe mit Verspätungen und Ausfällen zu kämpfen.

Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) fand Torsten Rathmann deutliche Worte: "Der Eisenbahner kriegt nur noch auf die Schnauze", sagte der niedersächsische Landesvorsitzende der EVG: "Von der Politik, die der Bahn nichts mehr zutraut, von den Führungskräften, die keinen Arsch in der Hose haben, und von der Gesellschaft, die wegen der Verspätungen unzufrieden ist."

Rathmann: "Können keine privaten Termine planen"

Torsten Rathsmann, Landesvorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Niedersachsen, steht bei einem Interview mit der dpa Deutsche Presse-Agentur. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte
Torsten Rathsmann, Landesvorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Niedersachsen, kritisiert DB und Politik.

Viele Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter hätten Angst, weil sie wegen der vielen Verspätungen nicht wüssten, wann sie nach Hause kämen, sagt Rathmann. "Die können keine privaten Termine mehr planen." Etwa jeder dritte Fernzug der Deutschen Bahn war im vergangenen Jahr unpünktlich. Den Frust bekommt das Zugpersonal zu spüren. "Wir arbeiten alle am Limit und kriegen es permanent ab", kritisierte Rathsmann. Trotzdem stünden jeden Morgen Tausende Eisenbahner am Zug. "Das kann man gar nicht hoch genug anrechnen".

Bahn sieht strukturelle Ursachen

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Ein Sprecher der Deutschen Bahn sagte, die Anspannung im Unternehmen sei hoch und habe sich in diesem Jahr noch verstärkt. "Unsere Mitarbeitenden verdienen unseren vollsten Respekt für das, was sie täglich leisten", so der Sprecher. Als Gründe für die Anspannung nannte er den schlechten Zustand der Infrastruktur und die vielen ungeplanten Störungen und Baustellen. "Das bringt Zumutungen nicht nur für unsere Fahrgäste, sondern auch für unsere Kolleginnen und Kollegen im Betrieb und hinter den Kulissen." Deshalb setze die Bahn bei den strukturellen Ursachen an: Man konzentriere sich auf die Erneuerung der veralteten Infrastruktur sowie auf die Betriebsqualität und die finanzielle Situation, so der Sprecher.

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