Klimawandel: Ist der Laubmischwald doch kein Hoffnungsträger?
Niedersachsens Forstministerin Miriam Staudte (Grüne) setzt auf heimische Laubarten, um den Wald klimafest zu machen. Doch Waldbesitzer haben Zweifel, ob diese Strategie im Kampf gegen das Waldsterben hilft.
Wenn es darum geht, gegen den Klimawandel zu bestehen, ist der Bentheimer Wald (Landkreis Grafschaft Bentheim) eigentlich ein Vorzeigebeispiel. Hier wachsen vor allem Eichen und Buchen, durchmischt mit weiteren Arten. Die ursprüngliche Idee: Je mehr Baumsorten wachsen, desto mehr von ihnen werden die zunehmende Trockenheit überstehen. Allerdings scheint der Plan nicht aufzugehen.
"Auch der Mischwald ist nicht gesund"
Wenn Förster Olaf Hoffmann durch seinen Wald geht, fallen ihm immer mehr kranke Eichen und Buchen auf. Die Trockenheit der vergangenen Jahre habe die Bäume geschwächt. Deswegen haben Schädlinge wie der Eichenprachtkäfer leichtes Spiel. Sie legen ihre Larven in Eichen ab, der Schädling frisst sich anschließend durch das Holz und unterbricht damit die Wasserversorgung des Baumes. Ähnlich geht es den Hainbuchen, die von Pilzen heimgesucht werden. Abgestorbene Bäume lässt der Förster schnell fällen, um sie noch halbwegs gewinnbringend verkaufen zu können.
Waldbesitzer wollen ausländische Arten anpflanzen
Waldbesitzer aus dem Osnabrücker Land berichten von einer ähnlich desolaten Lage wie Förster Hoffmann. Ihr gemeinsamer Lösungsvorschlag ist es, Baumarten aus anderen Ecken der Welt in Niedersachsen zu pflanzen. Arten wie die Douglasie und die Roteiche aus Nordamerika sowie die Libanon-Zeder seien aus ihren Heimatländern mehr Trockenheit gewohnt. Deswegen kämen sie auch in Niedersachsen mit weniger Wasser zurecht.
Wissenschaftler hält Idee für risikoreich
Vor dieser Idee warnt der Ökologe Werner Härdtle von der Leuphana Universität Lüneburg. Viele Untersuchungen zeigten, dass fremde Arten nicht in das hiesige Ökosystem passten. Beispielsweise werde das Laub ausländischer Arten von den Tieren in niedersächsischen Wäldern kaum abgebaut. Das störe den Nährstoffkreislauf, so Härdtle. Fremde Baumarten würden außerdem viel schlechter mit Pilzen interagieren. Diese transportieren unter anderem Wasser von einem Baum zum anderen. Ausländische Sorten könnten das Ökosystem destabilisieren, befürchtet der Ökologe.
Niedersächsische Landesforsten experimentieren schon
Dieses Risikos sind sich auch die Niedersächsischen Landesforsten bewusst. "Wir müssen vorsichtig sein", sagt Sprecher Mathias Aßmann. Wie sich neue Baumarten in Niedersachsen integrierten, zeige sich schließlich erst in einigen Jahrzehnten, wenn die Bäume ausgewachsen seien. Die Landesforsten streuen an manchen Standorten Arten wie die Roteiche oder die Große Küstentanne ein. Aßmann betont aber, dass diese die heimischen Arten nicht verdrängten. Wissenschaftler Werner Härdtle mahnt dazu, solche Experimente zunächst nur in kleinem Rahmen durchzuführen.
Nachpflanzungen sind kostspielig
Förster Olaf Hoffmann darf solche Experimente gar nicht ausprobieren. Das verbietet ihm eine Verordnung, weil der Bentheimer Wald Landschaftsschutzgebiet ist. Daher bleibt ihm nichts anderes übrig, als abgestorbene Eichen und Buchen durch neue Exemplare zu ersetzen. Das sei machbar, koste aber viel Geld - gerade angesichts der sinkenden Holzerträge. Der Wald steht im Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen von Waldbesitzern und Naturschützern. Sich auf eine Lösung zu einigen, ist schwierig.