Jahresrückblick Niedersachsen: Die Ereignisse des Jahres 2023
Kaffeefett auf der A7, Schiffsunglücke in der Nordsee und ein Kind, das eine Bank überfallen will. 2023 war in Niedersachsen viel los. Wir haben noch einmal die besten Geschichten zusammengestellt.
Und diese Geschichten sind interessant. Oder wichtig. Oder im besten Falle beides. Rund 140 Millionen Mal haben Sie im Jahr 2023 die Seiten von NDR.de/Niedersachsen aufgerufen - sei es im Web oder auch in der NDR Niedersachsen App. Wir haben hier noch einmal für jeden einzelnen Monat des Jahres die Geschichte herausgeholt, die von Ihnen die größte Resonanz erfahren hat.
Januar: Kaffeefett auf A7 sorgt für aufwendige Reinigungsarbeiten
Zu Beginn des Jahres sorgt Kaffeefett auf der A7 bei Göttingen für einen wirtschaftlichen Schaden in Millionenhöhe. Ein Fahrzeug verliert das Fett, woraufhin die Autobahn auf einer Strecke von rund 60 Kilometern ab Northeim-Nord gesperrt wird und aufwendig gereinigt werden muss. Allein an einem Tag sind laut der Autobahnmeisterei Göttingen 200.000 Liter Wasser notwendig, um die Fahrbahn zu reinigen. Wie hoch die exakten Kosten der Reinigung insgesamt sind, ist nicht bekannt. Auch wer das Fett verloren hat und somit für Sperrung und Reinigung verantwortlich ist, bleibt unklar.
Februar: Hundekot-Attacke in der Staatsoper in Hannover
Viel Aufsehen erregt im Februar der ehemalige Ballettchef der Staatsoper Hannover, Marco Goecke. Der Ex-Ballettchef beschwert sich am Premierenabend von seinem Stück "Glaube - Liebe - Hoffnung" bei der Tanzkritikerin Wiebke Hüster über ihre "persönliche" Kritik - und schmiert ihr aus Wut Hundekot seines Dackels ins Gesicht. Die Staatsoper trennt sich daraufhin von Goecke, lässt sein Stück jedoch im Programm. Goecke bittet danach bei Hüster um Verzeihung und spricht von einer "schändlichen Handlung im Affekt". Hüster bezeichnet die Entschuldigung allerdings als "höchst inakzeptabel".
März: Kind mit Rentier-Mütze überfällt Bank
Zu einem kuriosen Banküberfall kommt es im März in Garbsen in der Region Hannover. Ein Kind, das unter anderem mit einer Rentier-Mütze bekleidet gewesen sein soll, fordert in einer Filiale der Sparkasse Geld und droht mit Gewalt. Das 1,20 Meter große Kind entkommt unerkannt. Die Polizei ermittelt in einer nahegelegenen Grundschule - ohne Erfolg. Ob hinter dem geplanten Überfall eine erwachsene Person steht, bleibt ungeklärt.
April: 19-Jährige aus Klötze wird tot in Helmstedt gefunden
Im April wird eine seit Anfang März vermisste 19-Jährige aus Klötze in Sachsen-Anhalt in der Gemeinde Bahrdorf (Landkreis Helmstedt) in der Nähe eines Kieswerkes tot aufgefunden. Nach Angabe der Ermittler wurde die Frau mit 32 Stichverletzungen im Brustkorb und Oberbauch getötet. Ein 42-jähriger verheirateter Familienvater soll der Freund der jungen Frau gewesen sein und wird verdächtigt, Kezhia H. getötet, verbrannt und ihre Überreste dann bei Helmstedt vergraben zu haben. Er soll mit der 19-Jährigen jahrelang eine außereheliche intime Beziehung gehabt haben. Anhand des Fahrtenschreibers aus dem Firmenfahrzeug des Mannes kommen die Ermittler dem Tatverdächtigen auf die Spur, am 20. April wird er festgenommen. Seit September muss er sich wegen Mordes vor dem Landgericht Stendal verantworten.
Mai: Mann nach Liebesspiel gefesselt zurückgelassen
Ein Liebesspiel in einem Wald bei Bückeburg endet im Mai für einen 51 Jahre alten Mann aus dem nordrhein-westfälischen Porta Westfalica recht unerfreulich. Er verabredet sich auf einem Waldparkplatz bei Bückeburg (Landkreis Schaumburg) mit einer Internet-Bekanntschaft. Gemeinsam gehen die beiden in den Wald, wo sich der Mann im Rahmen eines Liebesspiels freiwillig von der Frau fesseln lässt. Seine Gespielin erhält jedoch einen Anruf und lässt ihn kurzerhand in hilfloser Lage mit Fesseln an Händen und Füßen sowie mit einer Damenstrumpfhose über dem Kopf zurück. Der 51-Jährige hat Glück im Unglück - zwei Passanten hören seine Hilferufe. Sie finden den 51-Jährigen in der Nähe eines Hochsitzes auf dem Waldboden vor. Verletzt ist er nicht. Die mutmaßliche Fesselkünstlerin sagt später auch bei der Polizei aus.
Juni: Unwetter-Tief "Lambert" sorgt für Schäden im Norden
Auch im Sommer gab es schon viel Regen: Ein heftiges Unwetter-Tief mit dem Namen "Lambert" richtet im Juni besonders in Südniedersachsen teils erhebliche Schäden an. In einer Nacht gehen in Braunschweig bei der Feuerwehr 4.500 Notrufe ein. Auch in anderen Landkreisen und Städten im Süden Niedersachsens, wie zum Beispiel in Hildesheim, sind in der Nacht Großaufgebote von Feuerwehr und Rettungsdienst im Einsatz. In Northeim wird eine 51 Jahre alte Autofahrerin schwer verletzt, als ein Baum auf ihr Fahrzeug stürzt. In Hann. Münden werden zwei Frauen durch herabfallende Äste in ihren Autos verletzt. In einigen Gebieten Niedersachsens fallen 50 Liter Regen pro Quadratmeter, flächendeckend fällt laut Wetter-Experte Frank Böttcher etwa die Hälfte eines Monatsniederschlags binnen weniger Stunden.
Juli: Autofrachter brennt vor niederländischer Küste
Das erste große Schiffsunglück in diesem Jahr ereignet sich am 26. Juli: Der Autofrachter "Freemantle Highway" gerät vor der niederländischen Insel Ameland in Brand. Beladen ist das Frachtschiff laut Reederei mit rund 3.800 Autos, etwa 500 davon sind Elektroautos. Ein Mann kommt bei dem Brand ums Leben. Einsatzkräfte vermuten, dass das Feuer in einem E-Auto ausgebrochen ist. Starker Wind macht es zunächst unmöglich, die "Freemantle Highway" abzuschleppen. Die Sorge vor einer Umweltkatastrophe ist groß: Infolge der großen Hitze durch das Feuer könnte der Frachter instabil werden und dann sinken. Schließlich gelingt es, die "Freemantle Highway" abzuschleppen - zunächst nach Eemshaven und von dort aus nach Rotterdam. Der zerstörte Warenwert auf dem Schiff wird auf rund 300 Millionen Euro geschätzt.
August: 14-jähriger Schüler auf Klassenfahrt im Zug vergessen
Die Rückfahrt von einer Klassenfahrt in Hamburg läuft für einen 14-jährigen Schüler aus Wolfsburg anders als geplant: Der Jugendliche wird auf dem Weg zurück nach Wolfsburg in einem Zug vergessen. Den beiden Lehrkräften, die die 26 Schülerinnen und Schüler auf der Fahrt begleiteten, fällt zunächst nicht auf, dass der 14-Jährige fehlt. Die Mutter des 14-Jährigen erklärt hinterher, ihr Sohn sei im Zug eingeschlafen. Dadurch habe er den Umstieg in Uelzen verpasst. Seine Mutter holt ihn aus Celle ab. Sie kritisiert den Vorfall und sagt, sie fühle sich von der Klassenlehrerin und der Schulleitung schlecht behandelt. Sie habe zwei Wochen auf eine Entschuldigung der Schulleitung gewartet. Ihr Sohn wechselt schlussendlich die Schule.
September: 17-Jährige beim Inline-Skaten in Barenburg getötet
Für viel Betroffenheit sorgt im September der Fall einer 17-Jährigen, die beim Inline-Skaten in Barenburg (Landkreis Diepholz) gewaltsam ums Leben kommt. Ein Radfahrer findet ihre Leiche am Abend des 10. Septembers in einem Straßengraben. Mithilfe einer groß angelegten Suche der Polizei und einer Öffentlichkeitsfahndung, die viele Hinweise aus der Bevölkerung einbringt, gelingt es schließlich, einige Tage später den 42-jährigen Tatverdächtigen nahe der A7 bei Schwarmstedt (Landkreis Heidekreis) zu finden und festzunehmen. Mittlerweile hat der Mann aus Sulingen gestanden, die 17-Jährige getötet zu haben.
Oktober: "Verity" und "Polesie" kollidieren in Nordsee
Im Oktober kommt es erneut zu einem Schiffsunglück in der Nordsee - und zwar auf einer der meistbefahrenen Schifffahrtsstraßen weltweit. Am Morgen des 24. Oktober kollidieren die Schiffe "Verity" und "Polesie" in der Nordsee zwischen Langeoog und Helgoland, woraufhin der Frachter "Verity" sinkt. Fünf Seeleute, darunter der Kapitän der "Verity", sterben bei dem Unglück. Zwei Seemänner können lebend aus der Nordsee gerettet werden. Die 22-köpfige Besatzung der "Polesie" bleibt laut Behörden unverletzt. Warum die beiden Schiffe zusammengestoßen sind, ist unklar. Das Schiffswrack muss aus 30 Metern Tiefe geborgen werden, dabei erschweren starker Wind und hohe Wellen die Bergungsarbeiten.
November: Tödlicher Unfall in Delmenhorst - Autofahrer gesucht
Im November kommt es in Delmenhorst zu einem tödlichen Verkehrsunfall: Ein Spaziergänger wird in einem Wohngebiet in einer Tempo-30-Zone von einem Auto erfasst und stirbt noch an der Unfallstelle. Wer am Steuer des Autos saß, ist zunächst unklar, denn der Fahrer flüchtet nach dem Unfall. Die Fahrzeughalterin bestreitet, das Auto zum Tatzeitpunkt gefahren zu haben. Dank Zeugenhinweisen finden die Polizeibeamten das Tatfahrzeug wenige Tage später in Ganderkesee (Landkreis Wesermarsch). Die Suche nach dem möglichen Unfallverursacher gestaltet sich insgesamt jedoch schwieriger und langwieriger als gedacht. Inzwischen hat die Polizei drei junge Leute ermittelt, die mutmaßlich im Unfallwagen saßen - darunter der 21 Jahre alte Sohn der Fahrzeughalterin. Der mögliche Fahrer ist auf der Flucht, es gibt laut Polizei Hinweise darauf, dass er sich ins Ausland abgesetzt hat. Nach ihm wird mit Hochdruck gefahndet.
Dezember: Anschlag auf Weihnachtsmarkt geplant?
Die Polizei gibt im Dezember bekannt, dass das Landeskriminalamt Niedersachsen Ende November einen 20-jährigen Iraker festgenommen hat. Der Mann wird verdächtigt, einen Terroranschlag geplant zu haben. Ziel des Anschlags könnte nach Informationen von NDR und WDR möglicherweise der Weihnachtsmarkt in Hannover gewesen sein. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen soll der Mann aus Sachsen-Anhalt darüber nachgedacht haben, Besucher eines Weihnachtsmarktes mit einem Messer zu attackieren. Es soll sich nach Erkenntnissen der Ermittler bei ihm um einen Islamisten handeln, der sich dazu bereit erklärt haben soll, zur Unterstützung der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ein solches Attentat zu verüben. Der 20-Jährige wird abgeschoben.
... und dann ist da noch das Hochwasser
Zum Ende des Jahres sorgen tagelange Regenfälle für Hochwasser und Überflutungen in vielen Landesteilen. Die Talsperren im Harz sind randvoll, müssen permanent Wasser ablassen. Zehntausende Helferinnen und Helfer von Feuerwehr, THW und vielen weiteren Organisationen sind pausenlos im Einsatz - auch über die Weihnachtsfeiertage. Eine grandiose Leistung, die zeigt, dass die Menschen in Niedersachsen zusammenstehen. Vereinzelt allerdings gibt es auch Ärger mit rücksichtslosen Zeitgenossen, die Sandsäcke klauen, die Hilfskräfte stören oder sich selbst und die Retter mit gedankenlosen Aktivitäten in der Hochwasserzone in Gefahr bringen.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass im Januar ein Fahrzeug Kokosfett auf der A7 verloren hatte. Das ist nicht korrekt. Es handelte sich um Kaffeefett, wie sich später herausstellte. Der Artikel ist entsprechend korrigiert.