Achtung, Probealarm: So lief der Warntag in Niedersachsen
Niedersachsen hat heute den Ernstfall geprobt: Vielerorts heulten Sirenen, Mobiltelefone zeigten Meldungen über den Probealarm des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz an.
Beim bundesweiten Warntag kam heute auch das sogenannte Cell Broadcast zum Einsatz. Für das System, das die Alarm-Meldung von Tönen begleitet direkt auf die Bildschirme der Mobiltelefone spielte, war es eine Premiere. Am 23. Februar 2023 soll das System scharf geschaltet werden. Auch Warn-Apps wie Katwarn und Nina zeigten die Meldung an. Vor zwei Jahren war der erste bundesweite Warntag gefloppt, vielerorts versagten damals die Systeme. Eine Bilanz zum zweiten Versuch in Niedersachsen könne er noch nicht ziehen, sagte Innenminister Boris Pistorius (SPD) am Mittag. "So ein Warntag ist ja nicht dazu da, zu beweisen, dass alle es können", sagte Pistorius. Man wolle stattdessen prüfen, "wo es noch nicht funktioniert" und wo "noch Lücken im System" seien.
Keine Töne: Vielerorts rüsten Landkreise Sirenen digital um
Im Landkreis Nienburg haben keine Sirenen geheult. Der Landkreis rüste die Technik aktuell flächendeckend auf digitalen Empfang um, sagte ein Sprecher. Gleiches gilt für die Gemeinden Edemissen, Hohenhameln und Wendeburg im Landkreis Peine. In Braunschweig schweigen die Sirenen ebenfalls. Hier lief die Warnmeldung über digitale Infotafeln. Der Landkreis Hameln-Pyrmont setzt auf die Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger. Diese sind aufgerufen, Orte zu melden, an denen die Sirenen nicht aktiviert wurden. In der Gemeinde Lengede war die Kreisfeuerwehr mit Einsatzfahrzeugen unterwegs und warnte per Lautsprecherdurchsagen.
In Hannover informieren Cell Broadcast und LED-Bildschirme
In Hannover gibt es seit dem Rückbau in den 1990er Jahren kein Sirenen-Netz mehr. Dafür haben in der Landeshauptstadt überall in der Innenstadt Mobiltelefone gepiepst - teilweise schon um 10.59 Uhr. Auch in den Zügen kam der Probealarm nach Informationen des NDR in Niedersachsen an. Im Hauptbahnhof lief ein Textband auf der Anzeigetafel in der großen Halle durch. In der Fußgängerzone informierten LED-Tafeln über den Probealarm. In der Region Hannover habe der Warntag Schwachstellen aufgezeigt, sagte eine Sprecherin dem NDR in Niedersachsen. Viele Bürger hätten über die Social-Media-Kanäle der Region gemeldet, dass die Warn-SMS über Cell Broadcast nicht oder nur auf einem von zwei Geräten funktioniert habe.
Landkreis Emsland steuert alle Sirenen und die Emsland-App an
In den Landkreisen Goslar, Heidekreis und Emsland waren Sirenen aktiviert. Im Emsland habe man rund 100 Sirenen angesteuert, hieß es. Das habe so gut geklappt, dass sogar Alarmketten bei einzelnen Feuerwehren in Gang gesetzt worden seien, sagte eine Landkreis-Sprecherin dem NDR in Niedersachsen. Außerdem habe die Emsland-App Bürgerinnen und Bürger über den Probealarm informiert. In Northeim haben die Sirenen ebenfalls funktioniert - allerdings vergleichsweise leise, wie Passantinnen und Passanten dem NDR in Niedersachsen sagten.
Land und Bund fördern Sirenen-Standorte
Die Teilnahme am bundesweiten Warntag war freiwillig, wie das Innenministerium vorab mitgeteilt hatte. Dementsprechend könne es vorkommen, dass Kommunen sich nicht beteiligen. Außerdem seien Sirenen in Niedersachsen nicht flächendeckend vorhanden. Dort wo sie vorhanden sind, sind sie aus technischen Gründen teilweise ausschließlich für die Feuerwehr, aber nicht für den Zivilschutz einsetzbar. Der Bund hat in den Jahren 2021 und 2022 in Niedersachsen 623 Sirenenstandorte mit rund acht Millionen Euro gefördert. Das Land habe für die kommenden beiden Jahre ein eigenes Förderprogramm im Umfang von zehn Millionen Euro aufgelegt, hieß es in einer Mitteilung des Innenministeriums von Mittwoch.