Einzigartig in Deutschland: Start-up gibt 3D-Müll eine zweite Chance

Stand: 22.03.2025 13:00 Uhr

Die "Recycling Fabrik" in Braunschweig verarbeitet 3D-Druck-Müll zu neuem Material. Damit setzt das Start-up auf Nachhaltigkeit. Privatverbraucher und Unternehmen schicken 13 Tonnen Reste pro Monat ein. 

von Larissa Mass

In einer großen Halle sortieren die Mitarbeitenden der "Recycling Fabrik" Plastikreste aus dem 3D-Drucker nach Farben. Darunter sind auch Fehldrucke wie Vasen und Figuren oder kleine Reste. Die meisten dieser Drucke stammen von Privatpersonen. Aber auch kleine und größere Unternehmen schicken sie an das Start-up. Nachdem sie sortiert wurden, werden die Reste zu Granulat und zu hochwertigem Material verarbeitet, das erneut für den 3D-Druck einsetzbar ist.

Müll fällt beim 3D-Drucker regelmäßig an

Ein Mann kontrolliert Granulat. © NDR / Christian Janke Foto: NDR / Christian Janke
Rudolf Leue kontrolliert das geschredderte Plastik-Granulat.

Für das Konzept wurde Rudolf Leue zusammen mit seinen Mitgründern Jörn van Leeuwen und Jonas van der Straten bereits mehrfach ausgezeichnet - vor Kurzem mit dem Sonderpreis Nachhaltigkeit des Braunschweiger Gründerpreises. Die drei Gründer vereinen ihr Wissen aus den Bereichen Elektrotechnik, Umweltingenieurwesen und Maschinenbau. Sie hatten selbst während der Corona-Pandemie an 3D-Druckern Schutzvorrichtungen erstellt. Dabei wurde ihnen klar: Im privaten Drucker zu Hause und bei den industriellen Fertigungsprozessen fällt immer wieder Müll an - darunter Fehldrucke und Reste.

"Wir leisten Pionierarbeit"

Leue sagt, das Problem sei riesig, denn das gesamte Kunststoffrecycling stecke noch in den Kinderschuhen. "Wir leisten Pionierarbeit im Bereich des Recyclings hochwertiger Kunststoffe. Denn wir machen aus Müll ein Material, das vergleichbar ist mit Neumaterial", so Leue. Laut Umweltbundesamt seien 2021 in Deutschland 5,67 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle angefallen. Neu produziert wurden im gleichen Jahr 14 Millionen Tonnen Plastik.

Verpackung spart CO2-Verbrauch

Mann bedient eine Maschiene. © NDR / Christian Janke Foto: NDR / Christian Janke
In dem Startup "Recycling Fabrik" wird 3D-Druck-Müll zu neuem Material verarbeitet.

Die "Recycling Fabrik" hat das Ziel, eine vollständige Kreislaufwirtschaft zu betreiben. Die Mitarbeitenden achten auch auf eine Wiederverwendung von Verpackungsmaterialien und einem klimafreundlichen sowie CO2-neutralen Versand. Beispielsweise drucken sie auch die Spulen für den 3D-Kunststoff aus. Das ist immer wieder verwendbar und deutlich leichter als übliche Spulen. "Und dadurch sparen wir noch mal 200 bis 250 Gramm an Versandgewicht pro Kilo", erklärt Leue, "Je weniger Material oder Gewicht wir auf die Straße bringen, umso mehr CO2 sparen wir natürlich auch ein. Heißt, wenn jemand vier Kilo kauft, dann verschicken wir jetzt nicht fünf Kilo, sondern es sind dann wirklich nur vier Kilo."

Kunden bekommen Rabatt auf neues Material

Die "Recycling Fabrik" ist laut eigener Aussage das einzige Unternehmen in ganz Deutschland, das die Reste von 3D-Drucken von Privatverbrauchern und Firmen sammelt. Wer der Recyclingfabrik den eigenen Müll schickt, bekommt Rabatte für neues Material. Die Recyclingkapazitäten hat das Unternehmen gerade noch einmal erhöht - von ursprünglich acht Tonnen pro Monat auf 13 Tonnen. "Wir wünschen uns vor allem auch politisch und gesellschaftlich, dass die Akzeptanz für recyceltes Material größer wird", so Leue. Denn das Vorurteil, dass das Material danach minderwertiger sei, herrsche immer noch vor.

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Hallo Niedersachsen | 24.03.2025 | 19:30 Uhr

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