Wird Karpfen aus MV bald eine Rarität?
Der Karpfen ist ein Klassiker zum Jahreswechsel. Doch immer weniger der beliebten Fische wachsen hier bei uns im Land auf.
Immer weniger Karpfen kommen aus Teichwirtschaften im Land. Die einst größte in der Lewitz wurde vor zwei Jahren geschlossen, weil sich kein geeigneter Nachfolger fand. In Neustadt-Glewe lief der Pachtvertrag für eine Teichwirtschaft aus, in Wismar schließt möglicherweise ebenfalls die Anlage von Fischer Guido Thies. Er ist derzeit noch der größte Karpfenfischer im Land, erntete zuletzt gut 30 Tonnen im Jahr am Stadtrand von Wismar. Verantwortlich für das Aussterben in seiner Branche: Laut dem 72-jährigen Thies die Politik. Sein Pachtvertrag soll am 31. Dezember auslaufen. "Ich hab jetzt ein neues Angebot bekommen, was nicht zufriedenstellend ist, weil da so viele Schlingen gestellt worden sind, dass man eine Teichanlage so nicht betreiben kann. Und dann nur für drei Jahre, da kann ich nicht mal die notwendigsten Arbeiten machen." Die Kosten seien zu hoch, so Thies.
Landwirtschaftsministerium prüft Lösungen
Das Problem dort: Durch eine neue Fischtreppe am Wallensteingraben liegt die wasserrechtliche Genehmigung für die Teiche nicht vor. Aus dem Landwirtschaftsministerium in Schwerin heißt es dazu, es werde an Lösungen gearbeitet, für eine Weiterverpachtung seien noch Prüfungen und Abstimmungen nötig. Für Guido Thies ein haltloser Zustand. "Wir suchen heutzutage nicht mehr Lösungen, sondern Probleme. Das wirft uns zurück."
Karpfen kommt immer häufiger aus Sachsen oder Polen
Für den erfahrenen Fischer steht fest: Geht es so weiter, könnte Karpfen aus MV im Handel bald eine Rarität sein. "Die meisten müssen sich mitterlerweile Karpfen aus Sachsen, Polen oder Tschechien holen, weil es hier bei weitem nicht mehr genug gibt." Inzwischen fehlen laut Experten mehrere hundert Tonnen Karpfen aus einheimischen Gewässern pro Jahr, im Vergleich zu früheren Erntemengen. Guido Thies führt noch eine weitere Anlage in Friedrichsruhe bei Crivitz. Er habe dort noch keinen Mangel und könne Fische um die drei Kilo Gewicht und mehr anbieten. Derzeit laufe das Verkaufsgeschäft gut.