Weitere tote Schafe: Experte spricht von "Tradition" beim Wolf
In Ehmkendorf im Landkreis Rostock kam es vermutlich wieder zu einem Wolfsangriff auf eine Schafsherde. In den letzten Wochen hatten sich die Angriffe dort gehäuft. Auch im Landkreis Ludwigslust-Parchim wurde ein totes Schaf gefunden.
Im Landkreis Rostock hat es in der Nacht auf Freitag erneut einen mutmaßlichen Wolfsangriff auf eine Schafherde gegeben - wieder in Ehmkendorf. Dieses Mal hat der Halter drei tote Schafe zu verzeichnen. Es ist der vierte Vorfall in den letzten zwei Wochen. Insgesamt sind es 19 Tiere, die der Landwirt verloren hat, obwohl er seine Herde mit einem Elektrozaun und mit Wachhunden schützt.
Weiterer Vorfall im Westen des Landes
Ebenfalls in der vergangenen Nacht ist in der Nähe von Ziegendorf (Landkreis Ludwigslust-Parchim) ein Schaf ums Leben gekommen. Laut eines Sprechers des Schweriner Umweltministeriums deuten die Rissspuren am Tier auf einen Wolf hin.
Verletzungen durch Kehlbiss
Bei den Angriffen in Ehmkendorf hat eine DNA-Probe laut Umweltministerium beim ersten Vorfall bewiesen, dass es sich um einen Wolfsriss gehandelt hat. Auch in den anderen Fällen ist es wahrscheinlich. Wie für Wölfe typisch sind die Tiere unter anderem durch einen Kehlbiss verletzt worden. Der Halter der Tiere hat bereits nach dem zweiten Vorfall den Abschuss des Wolfes bei der unteren Naturschutzbehörde beantragt. Ob es sich jeweils um denselben Wolf handelt, der die Herde angegriffen hat, ist nicht bekannt.
Experte: Schafsrisse als "Tradition" bei Wölfen
Wildtierbiologe, Klaus Hackländer, erklärt im Interview mit NDR MV Live, dass der lernfähige Wolf in der Lage sei, sich Weiden und auch Herden zu merken, bei denen sich leicht Beute machen lasse. Weil Wölfe das Reißen von Schafen als eine "Tradition" auch an ihr Rudel und die Nachkommen weitergeben, sei es wichtig, schnell einzuschreiten. Da der Wolf in Deutschland aber als Art über das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt ist, käme eine sogenannte Entnahme eines Tieres nur mit einer Ausnahmegenehmigung und als "letzter Schritt" in Frage, so Klaus Hackländer.
Landesbauernverband für Abschuss
Nach einem ähnlichen Vorfall in der Region Anfang April hatte sich der Landesbauernverband für einen Abschuss des Wolfes stark gemacht. Laut Ministerium dürfen in Mecklenburg-Vorpommern allerdings keine Wölfe geschossen werden. Die entsprechende Verordnung soll im August in Kraft treten. Außerdem gilt zurzeit der Elterntierschutz.
Wachsende Wolfspopulation in MV
Im Nordosten leben seit 2006 wieder dauerhaft Wölfe frei. Aktuell sind es circa 200 Tiere - 19 Rudel, 3 Paare und 2 Einzeltiere. Durch die wachsende Population nehmen auch die Risse zu. Das zeigt das Wolfs-Monitoring des Landes in den vergangenen Jahren. 2023 wurdem etwa 70 Rissvorfälle registriert und rund 250 Tiere getötet.