Warnemünde: Versorger "Bonn" zum ersten Mal in Marinearsenal
Ein Meilenstein in der kurzen Geschichte des Marinearsenals in Warnemünde: Die spontane Reparatur des größten Schiffes der deutschen Marine. In zwei Wochen soll die "Bonn" wieder zum Nato-Einsatz aufbrechen.
Langsam gleiten 174 Meter Stahl auf der Warnow am Dock des Marinearsenals vorbei. Langsam beginnt sich das Heck des Einsatzgruppenversorgers in Richtung Kaikante zu drehen. Vielleicht einen Meter ist der Bug von der Tonne, die das Ende der Fahrrinne im Seekanal markiert, entfernt. Drei Schlepper halten die "Bonn" auf Kurs, schieben und ziehen das Heck ins Dock, wo das Schiff schließlich festgemacht wird. Über allem schwebt der Bockkran. "Marinearsenal Warnowwerft" steht seit einigen Wochen weithin sichtbar darauf.
Ausschreibung fällt weg
Tage wie diesen hatte der Bund im Sinn, als er sich entschied, das Gelände und die technischen Anlagen von den insolventen MV-Werften zu übernehmen. Tage, an denen ein Schiff der Marine, das dringend benötigt wird, spontan und ungeplant repariert werden kann, ohne langwierige Ausschreibung, unabhängig von zivilen Werften. Das hatte bei der Eröffnung des Marinearsenals vor einem Jahr die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) so verkündet. So hat es ihr Nachfolger Boris Pistorius (SPD) bei seinen Besuchen hier immer wieder bestätigt. Dieser Plan gehe nun auf, sagt Christian Kubazcyk, der Direktor des Arsenalbetriebs. Wenn die Marine den Auftrag am freien Markt ausgeschrieben hätte, dann wäre die "Bonn" vielleicht in einem Jahr repariert worden. Dank des Arsenals und der 500 Werftarbeiter soll das Schiff in zwei Wochen wieder einsatzbereit sein. Für die Männer und Frauen, die in den vergangenen Monaten hier Instandsetzungen durchgeführt haben, sei die Reparatur der "Bonn" ein Meilenstein, so Kubazcyk.
"Bonn" im Nato-Einsatz
Der Versorger ist seit dem 15. Januar eigentlich Teil eines Nato-Einsatz-Verbandes. Der sorgt für Sicherheit in Nordsee, Ostsee und Nordatlantik. Die "Bonn" versorgt die Schiffe des Verbandes unter anderem mit Lebensmitteln, Munition und Treibstoff. Im Notfall kann auf dem Versorger ein mobiles Krankenhaus installiert werden. Nun kommt es also auf die Werftarbeiter, die zuvor viele Jahre Kreuzfahrtschiffe gebaut haben, an, die "Bonn" als einen von drei Einsatzgruppenversorgern der Marine schnell wieder einsatzfähig zu machen.
Weiterbildung an der Marinetechnikschule
Kein Problem, sagt Kubazcyk: "Natürlich ist es so, dass die Reparatur von Schiffen für die Deutsche Marine noch einmal ganz andere Ansprüche an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werft stellt. Wir haben uns in den vergangenen anderthalb Jahren sehr gut vorbereitet. Die Marine hat uns die Möglichkeit gegeben unsere Mitarbeitenden gerade im Bereich Antriebstechnik, um die es ja nun bei der aktuellen Reparatur geht, an der Marinetechnikschule Parow ausbilden zu lassen."
Eine Dichtung ist undicht
Auch Robert Höpfner, Bereichsleiter der Sofortinstandsetzung, ist unbesorgt. "Es ist aus meiner Sicht ein Kleinstschaden, der aber, wenn er nicht behoben wird, schlimmer wird. Es ist einfach eine Dichtung, die undicht ist, und da dringt nach und nach immer mehr Wasser ein. Wenn man das sofort behebt, dann tut es nicht weh und die Reparatur geht schnell. Wenn man wartet, wird der Schaden größer."
Besatzung kann an Bord bleiben
Schnell soll es wirklich gehen: Vor einer Woche hat die Marine den Reparaturbedarf im Marinearsenal angemeldet. In zwei Wochen soll sich die "Bonn" wieder auf den Weg zum Einsatz machen. Sogar die 175-köpfige Stammbesatzung kann für diesen kurzen Zeitraum an Bord bleiben. Um die Effizienz noch steigern zu können, gibt es nach NDR-Informationen bereits Ideen: Künftig könnten demnach mehrere große Schiffe zeitgleich im Dock repariert werden. Allerdings braucht es dafür weitere Stauwände. Gespräche mit der Industrie zum Bau laufen bereits.