Ungeduld wächst: Weiterhin keine Marine-Aufträge für Werft in Wismar
Knapp zwei Jahre nach der Pleite der MV-Werften ist die Zukunft des Standorts Wismar weiterhin ungewiss. Die Kieler Werft TKMS will dort eigentlich U-Boote bauen. Doch Aufträge der Marine fehlen bisher. Wegen der Haushalts-Krise des Bundes wächst die Sorge beim Unternehmen, der Landespolitik und der Gewerkschaft IG-Metall.
Als Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) im Juni 2022 die Übernahme der Werft in Wismar verkündete, gab sich Unternehmenschef Oliver Burkhard einigermaßen optimistisch. Schon "im Laufe des Jahres 2024" könne TKMS am Standort mit dem Bau von U-Booten beginnen, hieß es. Der Grund für die ambitionierte Planung: In Berlin hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach dem russischen Angriff auf die Ukraine von einer Zeitenwende gesprochen und im Bundestag ein 100-Milliarden-Euro schweres Rüstungsprogramm angekündigt.
Produktionsstart im Jahr 2025?
Das Programm gibt es zwar, aber für den Standort Wismar ist bisher nichts abgefallen. Anders als in Rostock, wo das Marine-Arsenal entstanden ist, oder in Wolgast, wo auf der Peene-Werft Hinterschiffe für Fregatten gebaut werden. Bei TKMS in Wismar haben sich die Planungen inzwischen deutlich nach hinten verschoben. Das Unternehmen spricht jetzt von einem möglichen Produktionsstart im Jahr 2025. "Maßgeblich hierfür sind entsprechende Beauftragungen durch den Bund", heißt es bei TKMS auf Anfrage.
Unternehmen betont seine "Vorleistung"
Man sei mit dem Erwerb der Werft in Wismar "in Vorleistung gegangen", teilte das Unternehmen mit. Wichtig seien Aufträge, denn: "Je mehr Aufträge, desto mehr Arbeitsplätze." Diese Formel hatte TKMS schon bei der Übernahme im Juni 2022 gewählt. 800 Menschen könnten im U-Bootbau beschäftigt werden, heißt es auch jetzt. Wenn der Bund in Wismar Fregatten fertigen lassen, sogar insgesamt 1.500. TKMS sei bereit, "Verantwortung zu übernehmen und dazu beizutragen, die Zeitenwende schnell und erfolgreich umsetzen".
SPD-Abgeordneter "ständig auf der Matte"
"Sehr unzufrieden" ist der Wismarer SPD-Bundestagsabgeordnete Frank Junge. Er meinte, die Lage sei alles andere als "entspannt". Schon vor der Haushaltskrise habe kein klares Interesse an Aufträgen für Wismar bestanden. "Das wird jetzt durch die aktuelle Haushaltssituation nicht einfacher." Junge ist Mitglied im Haushaltsausschuss des Bundestages, er ist unmittelbar an den schwierigen Abstimmungen zum Haushalt 2024 beteiligt. Der SPD-Politiker meinte, er stehe bei den Entscheidungsträgern auch im Verteidigungsministerium "ständig auf der Matte". Bisher offenbar ohne Ergebnis - spätestens im nächsten Jahre brauche es klare Aussagen, fordert Junge.
Ministerium erwartet Aufträge
Auf die setzt auch Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD). Man sei im ständigen Kontakt mit dem Bund, erklärte das Ministerium auf Anfrage. Es bestehe weiter die Erwartung, dass "am Standort Wismar Aufträge platziert werden können". Das Ministerium verweist auch auf zivile Vorhaben wie Konverter-Plattformen für Windkraft auf See oderPlattformen für die Bergung von Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee. Aber auch hier sind Aufträge bisher nicht in Sicht.
Sorgenfalten bei der Gewerkschaft
Der IG-Metall treibt das die Sorgenfalten auf die Stirn. Entscheidend seien langfristige Verträge und eine Anschlussbeschäftigung, so ein Sprecher auf Anfrage. "Wir setzen auf eine zügige Entscheidung zu Aufträgen am Standort Wismar", hieß es. Erst dann könne die Fertigung hochgefahren werden. Zur Zeit arbeiten bei TKMS in Wismar rund 130 Beschäftigte - vor allem als Planungsingenieure. Die Meyer-Werft in Wismar beschäftigt rund 400 Mitarbeiter. Sie arbeiten am Riesen-Kreuzfahrtschiff "Disney Adventure", das vormals "Global Dream" hieß. Es wird für den US-amerikanischen Disney-Konzern zu Ende gebaut. Nach ursprünglicher Ankündigungen sollte das Schiff Ende des Monats Wismar verlassen. Jetzt erklärte die Meyer-Werft, die Fertigstellung und die erste Kreuzfahrt ab Singapur seien für 2025 geplant.