Unfallflucht in Prora: Ermittler beantragen Führerscheinentzug
Die Staatsanwaltschaft will einem Cabriofahrer den Führerschein entziehen lassen. Er steht im Verdacht, im August in Prora auf Rügen einen Jungen aus Bremen absichtlich umgefahren zu haben.
Knapp acht Wochen nach einem schweren Unfall mit Fahrerflucht in Prora auf Rügen will die Staatsanwaltschaft Stralsund dem Halter des geflüchteten Wagens zunächst den Führerschein entziehen lassen. Laut derzeitigem Stand der Ermittlungen bestehe gegen den 47-jährigen Deutschen der dringende Tatverdacht, sein Cabrio am 14. August selbst gefahren zu sein, sagte Oberstaatsanwalt Martin Cloppenburg am Montag dem NDR. Das ergebe sich aus zahlreichen Indizien. Über den Antrag der Staatsanwaltschaft, die Fahrerlaubnis zu entziehen, muss nun das Amtsgericht Stralsund entscheiden.
Bremer Junge wurde frontal erfasst
Der Verdächtige soll in der Nähe der Jugendherberge in Prora einen 13-jährigen Jungen aus Bremen gezielt umgefahren haben. Vorher hatte der Junge den Fahrer angeblich mit einer Geste provoziert. Augenzeugen berichteten, der Fahrer habe den Wagen gewendet, habe den 13-Jährigen frontal erfasst und sei geflüchtet. Der Junge war auf einer Klassenfahrt auf der Insel und mit anderen Schülern entlang der Straße unterwegs gewesen. Seine Klassenkameraden trugen den Verletzten rund 500 Meter weit zurück zur Jugendherberge.
Staatsanwaltschaft: Haftstrafe möglich
Rund einen Monat nach dem Vorfall machten die Ermittler den verdächtigen Cabrio-Halter ausfindig. Gegen den 47-Jährigen wird weiterhin wegen des Verdachts der Fahrerflucht, der schweren Körperverletzung und des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr ermittelt. Bislang hat sich der Mann nicht zu den Vorwürfen geäußert. Der Entzug des Führerscheins wäre nur eine erste juristische Konsequenz. Sofern der 47-Jährige angeklagt und verurteilt wird, drohe ihm angesichts "der Gesamtschau der Indizien und Tatvorwürfe" wahrscheinlich mehr als eine Geldstrafe, so Staatsanwalt Cloppenburg. Bevor die Staatsanwaltschaft Anklage erhebt, will sie den 13-jährigen Bremer noch einmal zu den Details der mutmaßlichen Provokation befragen.