Grünen-Landesvorsitzende in Mecklenburg-Vorpommern Ole Krüger © Screenshot

Ukraine-Krieg: Grüne stellen sich hinter Schwesig

Stand: 28.06.2024 16:00 Uhr

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Schwesig bekommt für ihre umstrittenen Äußerungen zum Ukraine-Krieg Rückendeckung der Grünen. Die Oppositionspartei unterstützt die Aussage der Regierungschefin, nach der die Ukraine den Krieg gewinnen müsse.

von Stefan Ludmann

Am kommenden Montag steht ein Höhepunkt der mit reichlich Regierungs-PR garnierten Bundesratspräsidentschaft von Manuela Schwesig (SPD) an. Die Ministerpräsidentin lädt zum "MV-Sommerabend" in die Landesvertretung nach Berlin - rund 1.000 Gäste haben sich angesagt, darunter Arbeitsminister Hubertus Heil, Bauministerin Klara Geywitz und der Ost-Beauftragte Carsten Schneider (alle SPD). Die Staatskanzlei verspricht einen "sommerlichen Netzwerkabend" - die Reriker Heulbojen als ältester Shantychor des Landes sollen für Stimmung sorgen.

Videos
Manuela Schwesig spricht mit Reportern. © Screenshot
3 Min

Schwesigs Ukraine-Reise endet mit Koalitionskrach in MV

Ihr Regierungspartner Die Linke distanzierte sich deutlich von Schwesigs Aussage, die Ukraine müsse den Krieg gewinnen. 3 Min

SPD und Linke uneins

Auch dieser Abend steht unter Schwesigs selbstgewähltem Präsidentschaftsmotto "Vereint Segel setzen". Allerdings sitzen die beiden Regierungspartner in Schwerin gerade nicht zusammen in einem Boot, und wenn doch, dann steuern SPD und Linke in wichtigen Fragen nicht den gleichen Kurs. Seit Schwesigs Ukraine-Reise - und damit ist dann auch Schluss mit maritimen Vergleichen - hat der Koalitionskutter Schlagseite. Und ausgerechnet die Grünen springen Schwesig in dieser Lage bei und loben die Regierungschefin.

Grüne loben "wichtiges Signal"

Denn die Oppositionspartei unterstützt die Aussage der Regierungschefin, nach der die Ukraine den Krieg gewinnen müsse. Schwesig habe als Bundesratspräsidentin ein wichtiges Signal gesetzt, erklärte der Grünen-Landesvorsitzende Ole Krüger und schiebt noch etwas böse hinterher, Schwesig habe "offensichtlich auch Lehren aus ihrer früher schwierigen Position zu Russland gezogen". Das ist eine ungefähre Umschreibung der sehr freundlichen Russland-Politik aus Nord-Stream-2-Unterstützung, Landesförderung des Russlandvereins in Schwerin oder der Partnerschaft mit dem Leningrader Gebiet.

Verprellt Schwesig eigene Wähler?

All das ist seit Russlands Überfall Geschichte. Schwesig hat ihre politische Landkarte längst neu ausgerichtet. Statt wie in der Vergangenheit nach Sankt Petersburg ging es für die SPD-Politikerin Anfang der Woche erstmals nach Kiew. Bei ihrem dreitägigen Besuch in der Ukraine sagte Schwesig dem Land die weitere deutsche Unterstützung zu - auch militärisch. Russland dürfe mit seiner Aggression nicht durchkommen, betonte Schwesig, die damit viele Wähler in Ostdeutschland und damit auch im eigenen Land vor den Kopf stoßen dürfte.

Opposition: Ukraine-Hilfe ist Friedenspolitik

Schwesigs Koalitionspartner jedenfalls formulierte eine "deutliche politische Distanz" und zeigte sich bestürzt. Linken-Landeschef Peter Ritter und der Landtagsabgeordnete Torsten Koplin warfen Schwesig vor, den Krieg mit neuen Waffenlieferungen nur zu verlängern. Ganz anders die Grünen. Die Kritik der Spitzen-Linken nannten sie völlig unverständlich und unangemessen. "Offenbar wollen oder können sie nicht verstehen, dass eine umfassende und eindeutige Unterstützung der Ukraine aktive Friedenspolitik ist", erklärte Grünen-Chef Krüger. Russland führe unter Putin einen brutalen Angriffskrieg und eben keinen Verteidigungskrieg. Das Land werde erst verhandeln, wenn kein Zweifel an der Entschlossenheit der ukrainischen Bündnispartner bestehe.

Grüne empfehlen Koplin Ukraine-Reise

Und quasi als "Extra" gab die Grüne-Spitze dem Linksabgeordneten Koplin noch eine Empfehlung: Der habe 2014 eine "zweifelhafte Rolle als von pro-russischen Kräften finanzierter 'Wahlbeobachter' beim Referendum über die Krim gespielt". In dieser Funktion trat Koplin nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim tatsächlich auf. Ein zweiter Besuch in der Ukraine, so Grünen-Chef Krüger, "würde ihm vielleicht die Augen öffnen, welche Verbrechen Putin in der Ukraine in diesem völkerrechtswidrigen Krieg begeht".

Ignoriert die Staatskanzlei Oldenburg?

Für den "sommerlichen Netzwerkabend" am Montag in Berlin dürfte es also an Gesprächsstoff nicht fehlen. "Wir läuten den Sommer mit einem stimmungsvollen Abend ein", sagte Schwesig im Vorfeld. Ihre Staatskanzlei hatte allerdings vergessen, dass auch die Vize-Ministerpräsidentin Simone Oldenburg mit von der Partie sein wird. Die Linken-Politikerin wird als Teilnehmerin des "MV-Sommerabends" in der offiziellen "Aktivitätenliste" bisher allerdings nicht erwähnt.

Weitere Informationen
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) bei einer Veranstaltung ihrer Partei. © Screenshot

Analyse zur Kommunalwahl in MV: Debakel für Rot-Rot, Sieg für AfD

Die rot-rote Koalition muss in allen Kreistagen herbe Verluste einstecken, die AfD ist in Rostock und Schwerin auf Platz 1. mehr

Blick auf den Landesparteitag der SPD Mecklenburg Vorpommern am 20. August 2022 in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock. © IMAGO / BildFunkMV Foto: IMAGO / BildFunkMV

MV-SPD sucht nach Wegen aus der Ergebniskrise

In der Partei wird über das schlechte Wahl-Abschneiden debattiert. Intern hofft man auf einen offenen Umgang mit Fehlern. mehr

Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) ziehen im Rahmen der Landespressekonferenz in Schwerin Halbzeitbilanz ihrer Regierungsarbeit. © Screenshot

Rot-rote Landesregierung sieht MV trotz Krisen auf Kurs

Die SPD/Linke-Koalition hat in Schwerin ihre Bilanz zur Halbzeit der Legislaturperiode vorgelegt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 28.06.2024 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Zwei Männer attackieren in dem Neustrelitzer Wohngebiet eine 17-Jährige in einer und fügen ihr schwere Verletzungen zu. Die Polizei spricht von einem versuchten Tötungsdelikt. © dpa-Bildfunk Foto: Stefan Sauer/dpa

Versuchter Mord: Haftbefehle nach Angriff auf 17-Jährige in Neustrelitz

Die zwei 18 und 19 Jahre alten Männer aus Neustrelitz, die am Montag eine Bekannte schwer verletzt haben, müssen in Untersuchungshaft. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern