Traditionsschiff "Greif" soll 2025 wieder in See stechen
Vor vier Jahren verlor die Schonerbrigg ihre Seetauglichkeit. In der Stralsunder Werft wird sie nun generalüberholt. Doch die Sanierung ist ein teures Unterfangen.
Sie steuerte Häfen auf der ganzen Welt an und gilt als maritimer Botschafter der Hansestadt Greifswald. Doch statt über die Meere zu segeln, liegt die 41 Meter lange Schonerbrigg "Greif" auf dem Trockenen. Seit eineinhalb Jahren wird der Traditionssegler, der bis 1990 unter dem Namen "Wilhelm Pieck" in See gestochen ist, in der Stralsunder Werft generalüberholt. Die Rekonstruktion kommt Schritt für Schritt voran. In den vergangenen Monaten ging es an die Stahlbauarbeiten. Die alten Decksaufbauten wurden entfernt, die Fußböden des Hauptdecks geöffnet, die Tanks ausgebaut.
Sanierungskosten sind gestiegen
"Wir werden bis Ende Mai noch in dieser Halle bleiben. Danach schließen sich die weiteren Gewerke an. Die nächsten zentralen Punkte werden die Maschinenanlage, der Rohrbau und die Elektrik des Schiffes sein. Also alles, was im Inneren verbaut werden muss, um das Schiff wieder seetüchtig zu machen", erklärt Friedrich Fichte, Leiter des Greifswalder Eigenbetriebes "Seesportzentrum Greif". Die Komplettsanierung des Zweimasters ist ein finanzielles Großprojekt. Waren anfangs noch rund 3,5 Millionen Euro veranschlagt, ist die Summe auf 4,6 Millionen Euro gestiegen, weil zunächst viel Zeit verstrich. Trotz der europaweiten Ausschreibung fand sich anfangs keine Werft, welche die Schonerbrigg sanieren wollte.
"Es bleibt ein Zuschussgeschäft"
Als das Schiff 2020 die Seetauglichkeit aufgrund von immensen Rostschäden verlor, war der Zuspruch in der Hansestadt groß. Die "Greif" müsse als maritimer Botschafter der Stadt erhalten bleiben, so der Tenor. Ein Großteil der Sanierungskosten wird aus Fördermitteln des Bundes und des Landes getragen. Auch die Stadt als Eigentümerin beteiligt sich finanziell. Allerdings schwand der Rückhalt auf dem politischen Parkett der Stadt, nachdem die Kostensteigerung öffentlich wurde. Nur mit einer knappen Mehrheit stimmte die Bürgerschaft im vergangenen Dezember einer Verdoppelung ihres Anteils auf fast 1,8 Millionen Euro zu. Doch dabei wird es nicht bleiben. Auch nach der Rekonstruktion müsse der laufende Betrieb mit einigen Hunderttausend Euro pro Jahr aus dem städtischen Haushalt unterstützt werden, sagt Christian Radicke von der Bürgerliste Greifswald. "Selbst wenn Einnahmen der Gäste dazukommen, bleibt es ein Zuschussgeschäft."
Maritimes Denkmal erhalten
Betriebsleiter Fichte ist überzeugt, dass Greifswald als Hansestadt ein maritimes Denkmal wie die "Greif" erhalten sollte. "Wie sie es vorher fast 70 Jahre lang getan hat", müsse die "Greif" einer wichtigen Aufgabe nachkommen: Den Menschen zeigen, "wie traditionelle Seefahrt funktioniert, was es heißt, einen Anker zu lichten, was es heißt, auf Nachtwache zu gehen, in die Takelage zu klettern und Rahsegel zu setzen". Fichte betont noch eine Besonderheit des Schiffes. Die "Greif" fährt ausschließlich per Segel, der Motor sei lediglich Beiwerk zum Anlegen. Dass die "Greif" wieder in See stechen kann, darauf wartet auch die Besatzung sehnlichst - so wie Nautiker Oliver Schmidt: "Es geht nie so schnell voran, wie man sich das gerne wünscht. Es wird Zeit, dass wir dann auch an der Pier auf dem Wasser liegen. Stagnation ist das, was anstrengt." Diese Zeit wird kommen. Spätestens im kommenden Jahr soll das Greifswalder Traditionsschiff wieder die Segel setzen.