Eisbrecher mit Tradition: Die "Stephan Jantzen" vor der Generalüberholung
Liegeplatz 83 im Rostocker Stadthafen: Seit 15 Jahren ist das sozusagen die "Seniorenresidenz" des fast 60 Jahre alten Eisbrechers "Stephan Jantzen". Sie ist eines der wenigen Zeugnisse der maritimen Geschichte der Hansestadt mit Liegeplatz am Warnow-Pier. Bald muss sie zur Genralüberholung ins Dock.
Die "Stephan Jantzen", ein fast 60 Jahre alter Eisbrecher im Rostocker Stadthafen wurde lange nicht mehr bewegt. Doch wenn der "Dampfer" müsste, dann könnte er morgen auslaufen. Wolfgang Frachet führt eine Besuchergruppe durch den Maschinenkontrollraum. Der Verein Technische Flotte sorgt seit acht Jahren dafür, dass die Dieselmotoren laufen, alle Lampen leuchten und die "Stephan Jantzen" auf und unter Deck jederzeit Gäste empfangen kann. Das kostet viel Zeit und Geld. Aber es lohnt sich, findet der Seemann im Ehrenamt: "Unkaputtbar" sei der alte Eisbrecher, und "noch in Ordnung (...). Wir könnten jede dieser Anlagen in Betrieb nehmen, ohne dass hier irgendein Schaden entsteht."
Rund 35 Jahre als Eisbrecher im Dienst
Gebaut auf der Admiralitätswerft im damaligen Leningrad wurde die "Stephan Jantzen" im Dezember 1967 an das Seefahrtsamt der DDR übergeben und im Januar 1968 in Rostock in Dienst gestellt. Das Schiff ist 67 Meter lang und mit 18 Metern sehr breit. Der Rumpf ist glatt und gleicht im Querschnitt einem Hühnerei. Der Bug ist so angeschrägt, dass er sich leicht auf das Eis schiebt und die Schollen dann durch das Gewicht des Schiffs zerbrechen. Anschließend war sie als Eisbrecher rund 35 Jahre im Dienst. Seit 2009 ist sie zurück im Rostocker Heimathafen.
Jährliche Betriebskosten von rund 45.000 Euro
Der ehemalige Hafenkapitän Gisbert Ruhnke hat sie damals in Empfang genommen und kennt die Kosten der Stadt. Diese liegen bei rund 45.000 Euro jährlich, wobei die Stadt etwas mehr als die Hälfte trägt und der Verein Technische Flotte durch Führungen und Spenden rund 20.000 erwirtschaftet. Zum einen koste der Liegeplatz selbst Geld, so Ruhnke, hinzu kommen seinen Angaben zufolge Strom, Wasser, Abwasseranschlüsse - das müsse alles bezahlt werden. Die Stadt sei dem Verein "mehr oder weniger entgegengekommen", so Ruhnke, "sonst kann man so ein Schiff nicht erhalten." Die etwa 13.000 Arbeitsstunden, die für die 45 Mitglieder jährlich anfallen, seien darin noch nicht enthalten.
Erhaltung, Führungen, Mitgliedernachwuchs: "immer viel zu tun"
"Es gibt immer viel zu tun", sagt der Hafenkapitän der Technischen Flotte Michael Egelkraut: Unter anderem "die Erhaltung der Decks und der Maschinenanlagen und natürlich auch die Durchführung der Führungen." Geöffnet werde in der Saison täglich, auch an Wochenenden, "was auch einen großen Einsatz unserer Mitglieder bedarf." Doch wie fast jeder Verein hat auch der Verein Technische Flotte Schwierigkeiten neue Mitglieder, vor allem auch jüngere Mitglieder zu gewinnen.
"Verkauft, verschrottet, verrostet": Schlechte Zeiten fürs maritime Erbe Rostocks?
Die "Jantzen" ist so etwas wie das Flaggschiff der "alten" Flotte mit Heimathafen Rostock. Die meisten Dampfer wurden verkauft, verschrottet, sind gesunken, wie zuletzt die Georg Büchner, oder rosten in Rudimenten vor sich hin, wie das Seebäderschiff "Undine". Dass es den Eisbrecher am Warnowkai noch gibt, darüber ist die Besucherin Barbara Gehrke aus Sievershagen sehr froh. "Wir sind nun mal eine maritime Stadt (...), durch die Werften war das immer eine große Attraktivität." Auch deshalb sei ihr der Erhalt solcher Schiffe besonders wichtig.
Eisbrecher muss zur Generalüberholung ins Dock
Die nächste große Fahrt steht der "Stephan Jantzen" bald bevor. Das Schiff muss aus dem Wasser ins Dock zur Generalüberholung, um auch die nächsten 20 Jahre am Liegeplatz 83 überstehen zu können.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels haben wir Michael Egelkraut als Vorstandsvorsitzenden des Vereins Technische Flotte benannt. Richtig ist, dass er Hafenkapitän der Technischen Flotte ist. Wir haben die entsprechende Stelle korrigiert.