Suchtbericht: Alkohol bleibt in MV ein schwerwiegendes Problem
Laut dem neuen Suchtbericht des Landes Mecklenburg-Vorpommern ist vor allem Alkohol ein schwerwiegendes und dauerhaftes Problem für die Gesellschaft. Das Gesundheitsministerium will mehr Geld für Prävention bereitstellen.
Im vergangenen Jahr haben rund 9.500 Menschen in Mecklenburg-Vorpommern Hilfe in Suchtberatungsstellen gesucht. Das geht aus dem Suchtbericht hervor, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Der vom Gesundheitsministerium in Auftrag gegeben und von der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen (LAKOST) erstellte Bericht basiert auf den Daten von 23 ambulanten Sucht- und Drogenberatungsstellen in MV.
Problem in MV: "Weitgehend unkritische Einstellung zum Konsum von Alkohol"
Im Schnitt sind die Klienten der Beratungsstellen 41 Jahre alt, 75 Prozent sind Männer. Die Dunkelziffer der Betroffenen sei um ein vielfaches höher, so Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD). "In der Gesellschaft herrscht oftmals dennoch eine weitgehend unkritische Einstellung zum Konsum von Alkohol vor - selbst in Bezug auf Jugendliche", betonte Drese. Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) verursachte Alkoholkonsum in Deutschland volkswirtschaftliche Kosten von circa 57 Milliarden Euro pro Jahr.
Daten zum Drogenkonsum auch über Abwasseranalysen erhoben
Bedenklich sei auch der steigende Mischkonsum. "Der Alkoholkonsum wie auch die Einnahme weiterer Drogen sind in Mecklenburg-Vorpommern ein schwerwiegendes und dauerhaftes Problem", betonte Drese. Das untermauerten auch die Daten der Krankenkassen und die Ergebnisse des Abwassermonitorings. Es gelte nun, den Umgang mit Suchtmitteln zu überdenken. Das Ministerium wolle die Anstrengungen vor allem im Bereich Prävention erhöhen.
MV setzt auf Drug Checking als neuen Ansatz zur Prävention
Das Land hat in diesem Jahr seine Förderung von Maßnahmen zur Suchtprävention nochmals erhöht. 2023 verzeichnete die Polizei in MV 16 Todesfälle in Zusammenhang mit Rauschgift. Drese will unter anderem mit einem innovativen Modellvorhaben die teilweise gravierenden Schäden durch Drogenkonsum reduzieren: Beim sogenannten Drug Checking können Konsumenten Drogen auf Reinheit testen lassen. Allein beim Fusion-Festival wurden 446 Proben auf ihren Wirkstoffgehalt getestet - in 13 Fällen wurden Warnungen ausgegeben, weil unerwartet hohe Wirkstoffmengen gemessen wurden.
Größte Gruppe bei Suchtberatung ist berufstätig
Bei der Landespressekonferenz verdeutlichte Birgit Grämke, Geschäftsführerin der LAKOST: "Die größte Gruppe der Menschen, die Hilfe in der Suchtberatung suchen, ist berufstätig." Das unterstreiche die besondere Bedeutung der Suchtberatung, da sie Betroffenen dabei helfe, ihre Lebenssituation zu stabilisieren, ohne ihre Arbeit zu gefährden oder den Alltag aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Nach teilweiser Cannabis-Legalisierung: Infomaterial für Schulen gefragt
"Wir freuen uns, dass das Sozialministerium für die kommenden zwei Jahre zusätzliche Mittel dafür bereitstellt", sagte Grämke. Die Beratungsstellen konnten so die appgestützte, interaktive Suchtprävention zu Cannabis und illegalen Drogen modernisieren. Außerdem seien nach der Änderung der gesetzlichen Vorgaben für Cannabiskonsum die "Handlungsempfehlungen für Schulen zum Umgang mit Drogen" angepasst worden. Die Nachfrage seitens der Schulen sei so groß gewesen, dass eine zweite Auflage gedruckt werden muss. Neu sei außerdem ein Flyer für Eltern, der darüber aufklärt, wie sie Cannabiskonsum bei ihren Kindern erkennen können und welche Schritte sie unternehmen sollten, wenn sie entsprechende Anzeichen bei ihren Kindern bemerken.