Straftaten in MV erstmals wieder angestiegen
Nach einem mehrjährigen Rückgang sind die Straftaten in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2022 wieder leicht angestiegen. Vor allem Diebstähle und Gewaltdelikte haben laut Kriminalitätsstatistik Mecklenburg-Vorpommerns zugenommen.
Mit 106.559 Straftaten in Mecklenburg-Vorpommern stiegen im Jahr 2022 die Fälle gegenüber 2021 um zwei Prozent an. Dies geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik und der Statistik über politisch motivierte Kriminalität hervor, die Landesinnenminister Christian Pegel (SPD) am Dienstag vorstellte. Zurückzuführen sei die Zunahme einerseits auf eine Öffnung des gesellschaftlichen Lebens nach der Pandemie wie auch auf zunehmende Gewalt im Rahmen von Demonstrationen.
Mord und Totschlag nehmen zu - auf sehr niedrigem Niveau
Mord und Totschlag, also laut Kriminalitätsstatistik "Straftaten gegen das Leben", sind im Jahr 2022 von 31 auf 55 Fälle (2019: 72) angestiegen. Allerdings blieb es in der deutlichen Mehrzahl, in 63 Prozent aller Fälle, beim Versuch. Konkret verbergen sich hinter diesen Zahlen laut Pegel zwei Morde, zehn Mordversuche, drei vollendete Totschlagsdelikte und 24 Versuche eines Totschlags sowie fahrlässige Tötung in 15 Fällen und ein illegaler Schwangerschaftsabbruch. Diese Taten machen allerdings den Angaben zufolge nur einen sehr kleinen Teil, nämlich 0,1 Prozent der Straftaten an der Gesamtzahl aus. "Dies bedeutet, dass schon kleine Veränderungen der Fallzahlen zu nominell größeren Sprüngen führen", so Pegel.
Mehr Diebstähle in MV registriert
Einen starken Anstieg registrierten die Behörden im vergangenen Jahr bei Diebstählen. Insgesamt wurden 30.022 Fälle registriert. Den größten Teil machten dabei Laden- und Fahrraddiebstähle aus. Wohnungseinbrüche gingen hingegen gegenüber dem Vorjahr um 13,2 Prozent zurück.
Körperverletzung, Raubdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit stark angestiegen
Im Bereich der Rohheitsdelikte, dazu zählen Körperverletzung und Raubdelikte, sowie bei den Straftaten gegen die persönliche Freiheit sind die Zahlen von 16.347 auf 18.336 Fälle angestiegen. Ein Grund für die starke Zunahme liege in der Verschärfung der Rechtslage. 2021 wurde der Straftatbestand der Bedrohung erheblich erweitert, was zu einem höheren Aufkommen an Delikten führte. Neu sind Bedrohungen, die sich gegen die sexuelle Selbstbestimmung, die körperliche Unversehrtheit, die persönliche Freiheit sowie gegen Sachen von bedeutendem Wert richten. Zuvor galten nur Bedrohungen als strafbar, deren Ausführung ein Verbrechen darstellt.
Kinderpornografie weiterhin besorgniserregend
Als weiterhin sehr besorgniserregend bezeichnete Innenminister Pegel die erneute Zunahme im Bereich der Kinder- und Jugendpornografie. Nachdem bereits 2021 die Fälle um 47,4 Prozent gestiegen waren, ist auch im Jahr 2022 ein Anstieg von 26,7 Prozent zu verzeichnen. Dabei handelt es sich überwiegend um Verdachtsmeldungen aus den USA. "US-Internetdienste wie Google, Facebook, DropBox und Microsoft sind seit 2012 verpflichtet, alle Dateien, die dort geteilt werden, auf Kinderpornografie zu prüfen und Verdachtsfälle ans Bundeskriminalamt zu melden, sobald Hinweise auf deutsche Nutzer vorliegen", begründet Pegel den Anstieg der Zahlen. 239 der Tatverdächtigen, und damit knapp die Hälfte, wären in diesem Bereich unter 18 Jahren alt gewesen. Viele Minderjährige würden offenbar Dateien, die unter Kinderpornografie fallen, besitzen und durch unbedarftes Teilen verbreiten. Der Minister appellierte in diesem Zusammenhang an die Eltern, zu prüfen, was Kinder und Jugendliche in sozialen Netzwerken miteinander austauschten.
Starker Anstieg rechts-motivierter Straftaten
Im Bereich der politisch-motivierten Kriminalität stiegen die Fälle um 19,2 Prozent auf 2.070 Fälle. Der größte Teil entfällt dabei auf rechtsmotivierte Straftaten, die im Vergleich zu 2021 um 17,6 Prozent auf 1.142 Fälle stiegen. Linksmotivierte Straftaten gingen um 23 Prozent auf 174 Fälle zurück.
Langzeittrend weiterhin rückläufig
Trotz des Anstiegs der Fälle im Jahr 2022 verwies der Minister auf einen rückläufigen Langzeittrend. Im Vergleich zum Jahr 2021 liege die aktuelle Kriminalstatistik weiterhin unter dem Niveau der Statistiken vor der Pandemie. So wurden 2019 noch 111.329 Fälle verzeichnet - fast 5.000 mehr als im Jahr 2022.
Aufklärungsquote von Gewaltdelikten verbessert
Insbesondere bei den Gewaltdelikten, also den schwerwiegenderen Straftaten, beträgt die Aufklärungsquote Pegel zufolge 81 Prozent und ist demnach im Vergleich zum Vorjahr mit 79,6 Prozent leicht gestiegen. Insgesamt seien im Zuge der Aufklärung politisch motivierter Straftaten 1.460 Tatverdächtige ermittelt worden. "Das ist ein wichtiges Zeichen auch zur Abschreckung, denn politisch motivierte Kriminalität ist eine besondere Herausforderung für das Gemeinwesen", so Pegel abschließend.