SED-Unrecht: Hilfe bei Aufarbeitung weiter gefragt
Nach über 30 Jahre nach dem Zusammenbruch der DDR melden sich noch immer Opfer der Diktatur beim Landesbeauftragten für die Aufarbeitung. Fast 700 Menschen suchten allein 2023 Hilfe.
Die DDR ist seit mehr als drei Jahrzehnten Geschichte. Doch noch immer wenden sich jährliche Hunderte Menschen mit der Bitte um Hilfe an den Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur in Mecklenburg-Vorpommern. Im vergangenen Jahr waren es 689 Frauen und Männer. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht des Landesbeauftragten Burkhard Bley hervor. Dies entspricht einer Zunahme um 45 im Vergleich zu 2022.
Nachfrage weiter hoch
Die Berater rechnen auch für die nächsten Jahre mit einer anhaltenden Nachfrage. Grund sei, dass Ende 2019 die Rehabilitierungsgesetze entfristet wurden, so die Behörde. Damit könnten Antragsteller ohne zeitlichen Druck ihre Ansprüche wahrnehmen. Zudem hätten sich die rechtlichen Möglichkeiten für die Rehabilitierung von Menschen deutlich verbessert, die der Umerziehung in Jugendwerkhöfen und ähnlichen Einrichtungen ausgesetzt waren. Mancher, dessen Antrag vor 2019 abgelehnt wurde, habe nun bessere Chancen.
Belastungen in der Vergangenheit
Die Beratung von Betroffenen des DDR-Umerziehungssystems gehöre seit einigen Jahren zu den Schwerpunkten in der Bürgerberatung, so die Behörde. "Für viele Betroffene ist das Erstberatungsgespräch eine große Entlastung", erklärt Bley. Diese Menschen hätten oft über Jahrzehnte nicht die Kraft gefunden, sich mit den Belastungen ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Die Berater beobachten demnach, dass sich viele Menschen erst beim Übergang zum Renteneintritt mit diesen Fragen beschäftigten.
"Sei es, weil sie vorher zu sehr in Arbeit und Familie eingebunden waren oder weil sie sich über die Jahre persönlich stabilisiert haben und gewachsen sind." Bley sagte weiter, dass auch finanzielle Gründe häufig eine Rolle spielten, zum Beispiel, wenn der Rentenbescheid dürftig ausfalle und Lücken im Rentenverlauf geklärt werden sollen.