Grüner Wasserstoff aus Ammoniak - Rostock als Drehscheibe
Grüner Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger für eine klimaneutrale Energieversorgung. Rostock soll wichtiger Standort für die Produktion des Energieträgers werden. Dazu wollen der norwegische Chemikalienkonzern und Ammoniakhändler Yara und der Leipziger Gasimporteur VNG kooperieren.
Beide Unternehmen unterzeichneten am Montag eine entsprechende Absichtserklärung. Herzstück der Kooperation soll der Bau eines "Ammoniak-Crackers" sein. Dies ist eine Anlage, in der Wasserstoff per Katalyse-Verfahren von Ammoniak abgespalten wird. Der Weg vom Ammoniak zum klimafreundlichen Wasserstoff ist allerdings komplex. Zunächst transportiert Yara das giftige Gas per Schiff in den Seehafen Rostock. Dort wird er in einem Tanklager zwischengespeichert. "Dieser Ammoniak stammt aus grünem Wasserstoff, welcher in wind- oder sonnenreichen Regionen mittels Elektrolyse hergestellt und dann wieder umgewandelt wurde", erklärte Christoph Wulf vom Rostocker Leibniz-Institut für Katalyse (LIKAT) bei NDR MV Live.
Bau einer Wasserstoff-Leitung nach Leipzig geplant
Via Pipelines wird das Ammoniak dann zum Ammoniak-Cracker transportiert. Dieser spaltet das Ammoniak wieder in seine Bestandteile Stickstoff und Wasserstoff. "Dieser Wasserstoff kann eingespeist werden und dann über das Gasnetz transportiert werden", so Wulf. Diesen Part übernimmt das Gas-Unternehmen VNG. Um es zu seinen Kunden zu liefern, ist der Bau einer speziellen Wasserstoff-Leitung von Rostock nach Leipzig geplant.
Wirtschaftsminister Meyer: Wichtiges Projekt für Entwicklung des Landes
Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) bezeichnete das Vorhaben als wichtiges Projekt für die industrielle Entwicklung des Landes. Bei der Kooperation gehe es im Kern darum, den Hafen für den Import von Ammoniak und zu einem späteren Zeitpunkt auch für die Produktion von Wasserstoff aus importiertem Ammoniak zu nutzen. Der künftige Wasserstoffbedarf in Deutschland werde nur durch einheimische Produktion und zusätzliche Importe zu decken sein, sagte der Minister. Ammoniak als Wasserstoffträger stelle einen Schlüssel dar. "Mecklenburg-Vorpommern steht bereit, vor allem die bestehende Infrastruktur im Hafen Rostock dafür einzusetzen."
Stadt hofft: Wasserstoff-Projekt als wirtschaftlicher Katalysator
Rostocks Vize-Oberbürgermeister Chris von Wrycz Rekowski (SPD) erklärte: "Das Projekt stärkt Rostock als bedeutenden Knoten für den Umschlag erneuerbarer Energieträger und bildet damit einen wichtigen, vielseitig anschlussfähigen Baustein mit Mehrwert für die Stadt und die gesamte Region." Rostock gilt unter anderem deshalb als geeignet, weil dort bereits eines der größten Ammoniaktanklager Deutschlands steht und entsprechende Infrastruktur vorhanden ist. Die Stadt hofft zudem, dass die Kooperation als Katalysator für die Ansiedlung weiterer Unternehmen der Ammoniak- und Wasserstoffwirtschaft wirkt.
Grüner Wasserstoff: Begehrt und nur begrenzt verfügbar
Der aus regenerativer Energie hergestellte grüne Wasserstoff ist laut Wulf sehr begehrt und nur begrenzt verfügbar, weil die Kapazitäten noch gering sind. "Es gibt weder genug erneuerbare Energie noch gibt es genug Elektrolyseure, die das herstellen können." Laut Wulf sind in Deutschland mehrere Projekte in Angriff genommen worden, um die Kapazitäten für grünen Wasserstoff zu erhöhen. So werde im Rostocker Überseehafen ein Großelektrolyseur installiert, um aus Wasser und erneuerbarem Strom Wasserstoff herzustellen. "Aber das wird den Bedarf perspektivisch nicht decken können. Deswegen ist es wichtig, auch Wasserstoff in Form von anderen Trägern zu importieren. Und da ist Ammoniak eine Möglichkeit."