Profit aus Paludikulturen: Pilotprojekte zu Landwirtschaft im Moor
Im Sinne des Klimaschutzes sollen Moore in Deutschland wiedervernässt werden. In den kommenden Tagen steuern Experten aus dem Landkreis Rostock auf den sogenannten Feldtagen der Deutschen Landwirtschaft ihre Expertise dazu bei.
Heute treffen sich Vertreterinnen und Vertreter der bundesweiten Agrarbranche in Nordrhein-Westfalen zu den Feldtagen der Deutschen Landwirtschaft. Ein Schwerpunkt des dreitägigen Gedankenaustausches ist die Wiedervernässung ehemaliger Moorböden. Weil dadurch aber Acker- und Weideland verloren ginge, sehen viele Landwirte diese Maßnahme kritisch. Sie fürchten wirtschaftliche Nachteile.
Landwirtschaft im Moor: Eine Herausforderung
Intakte, nasse Moorflächen können jedoch große Mengen an Kohlenstoff speichern und tragen so zum Klimaschutz bei. Wenn Moorböden trockengelegt werden, reagiert der Kohlenstoff darin mit Sauerstoff und entweicht als CO2 in die Atmosphäre - ein Treibhausgas, das die Erderwärmung vorantreibt. Im nassen Zustand bieten Moorböden allerdings keine guten Bedingungen für den Pflanzenanbau. Speziell in den 1970er- und 80er-Jahren wurden deshalb viele Moorflächen trocken gelegt und zu Nutzflächen umfunktioniert. Die jetzt angestrebte Rückentwicklung zu intakten, nassen Mooren im Sinne des Klimaschutzes ist eine Herausforderung. Hier kommt die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe aus Gülzow bei Güstrow ins Spiel.
Paludikulturen und Photovoltaik als mögliche Lösungen
Die Fachagentur koordiniert bundesweit zehn Förderprojekte für eine ausgewogene Neuorientierung bei der Nutzung von Moorflächen. Alle haben das Ziel, mehr Akzeptanz für die Renaturierung zu schaffen. Dazu gehört auch der Anbau von sogenannten Paludikulturen. Das sind nässeliebende Pflanzen, die auch im Moor wachsen können, wie zum Beispiel der Rohrkolben. "Der kann für die Papierindustrie genutzt werden, der kann für die Dämmstoffindustrie genutzt werden", erläutert der Sprecher der Fachagentur, Torsten Gabriel. Landwirte könnten Rohrkolben auf Moorflächen anbauen, um ihre Verluste durch die Wiedervernässung zu begrenzen. Das Gut Darß auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst ist mit einem Photovoltaikvorhaben auf wiedervernässten Flächen beteiligt. Dabei soll unter anderem die Standfestigkeit der Anlagen auf moorigem Untergrund geprüft werden, so Agentur-Geschäftsführer Andreas Schütte.
"Allianz der Pioniere" mit Paludi-Pilotprojekten
Erst im März haben 14 namhafte Wirtschaftsunternehmen, darunter STRABAG, Tengelmann und Obi, die "Allianz der Pioniere" gegründet mit dem Ziel, Wertschöpfungsketten auf Basis von Paludi-Biomasse aufzubauen. Dazu will die Allianz in den kommenden Jahren im Schulterschluss mit der Landwirtschaft und der Wissenschaft mehrere Pilotprojekte auf den Weg bringen. Bei den Feldtagen der Deutschen Landwirtschaft will die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe aus Gülzow nun ihren Beitrag zur Entwicklung dieser Projekte leisten. "Wir wollen diesen innovativen Landwirten zeigen, was heute geht und was möglicherweise in Zukunft gehen wird", so Gabriel.