Wiedervernässung in MV: 20 Moor-Projekte in Planung
Heute ist Welttag der Feuchtgebiete. Mecklenburg-Vorpommern will bis 2040 klimaneutral werden - ein wichtiger Baustein dafür ist die Wiedervernässung der Moore. Denn entwässerte Moore sind hier im Land für 40 Prozent aller Treibhausgase verantwortlich.
Jahrhundertelang wurden fast 99 Prozent aller Moore in Deutschland trockengelegt, für den Torfabbau und auch um Boden für die Landwirtschaft zu gewinnen - mit einer verheerenden Bilanz für den Klimaschutz. Denn nasse Moore können Riesenmengen an CO2 speichern und sind deswegen extrem effektive Klimaschützer. Werden sie trocken gelegt, und es gelangt Luft an den Torf, beginnen Mikroorganismen die Zersetzung der Pflanzenreste, setzen also die klimaschädlichen Treibhausgase CO2 und Lachgas frei. Aus Klimaspeichern werden Klimakiller. Deswegen werden laut Umweltministerium aktuell 20 Projekte zur Wiedervernässung von Mooren vorbereitet, unter anderem im Peene- und Recknitztal oder im Grambower Moor bei Schwerin.
Warum die Wiedervernässung von Mooren so wichtig ist
An jeder Tonne CO2, die jetzt noch freigesetzt wird, hänge ein Schaden von 200 Euro, sagt Franziska Tanneberger vom Greifswald Moor Centrum. "Das ist die Kalkulation des Umweltbundesamtes, die sagt: Das sind die Schäden, die wir und zukünftige Generationen haben werden, weil wir die Atmosphäre immer weiter anheizen durch das CO2." Wenn man die Pumpen für die Entwässerung stoppt, ist der Effekt sofort spürbar in der Klimabilanz. Die Wiedervernässung von Moorböden kann bis zu 40 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr einsparen.
MV zählt zu moorreichen Bundesländern
Mit 330.000 Hektar zählt Mecklenburg-Vorpommern zu den moorreichen Bundesländern - davon sind laut Umweltministerium bislang etwa zwölf Prozent wiedervernässt. Um bis 2040 klimaneutral zu werden, müssten pro Jahr 9.000 Hektar geflutet werden. (Quelle: Mooratlas vom Greifswald Moor Centrum). Trockene Moore geben hier im Land jedes Jahr 8,4 Millionen Tonnen CO2 frei und sind mit einem Anteil von 40 Prozent die größte Einzelquelle für den Ausstoß von Treibhausgasen - noch weit vor Energie, Industrie und Verkehr. Momentan sind 88 Prozent der Moorflächen noch entwässert und werden vor allem landwirtschaftlich genutzt.
Betroffene Landwirte bei Wiedervernässung mit ins Boot holen
Deshalb ist es Franziska Tanneberger wichtig, die betroffenen Landwirte mit ins Boot zu holen: "Ich wünsche mir natürlich, dass wir viele der Moorflächen wiedervernässen. Aber ich wünsche mir genauso, dass wir das gemeinsam schaffen, ohne dass sich Menschen komplett zerstreiten. Dass es uns gelingt, zu erklären, dass das Wiedervernässen zum Nutzen aller ist." Das sei ein langer Prozess, der Zeit brauche. Es verlange den Menschen, die nahe an den Mooren leben und dort wirtschaften, wirklich viel ab. Aber die Moorexpertin ist zuversichtlich, betroffenen Landwirten bald gute Alternativen bieten zu können, was sie auf wiedervernässten Moorflächen in Zukunft anbauen könnten.
Stichwort Paludikultur - das bedeutet "Sumpf-Kultur". "Da passiert im Moment sehr viel. Ich war gerade in Berlin. Wir haben große Umsetzungsprojekte, wo jetzt über zehn Jahre Modellvorhaben gezeigt werden, wie es in Zukunft funktionieren kann. Und es entsteht gerade eine Nachfrage-Allianz für die Pflanzen, die auf den nassen Mooren wachsen. Die große Frage für die Landwirte ist natürlich: Wer kauft uns das ab, was dann dort wächst?" Das könnten etwa Rohrkolben oder Schilf sein. Die lassen sich gut zu Dämmplatten für Häuser verarbeiten. Denn immer mehr Bauunternehmer interessieren sich für alternative, klimafreundliche Baustoffe.
Paludikultur-Projekte in MV
In MV gibt es schon erfolgreiche Beispiele für Paludikultur. In Malchin bewirtschaftet ein Landwirt seit einigen Jahren Nasswiesen. Das Heu wird dann als Brennstoff in einem Nahwärmeheizwerk verbrannt. Ebenfalls im Raum Malchin werden Rohrkolben als Baumaterial angebaut - ein Forschungsvorhaben. Nassweiden mit Wasserbüffeln kennen sicher viele Menschen vom Darß. Oder auch Moorwälder. Alles noch Einzelbeispiele, erklärt Franziska Tanneberger. Denn bislang war die Förderpolitik der EU noch nicht auf nasse Landwirtschaft ausgerichtet. Aber das habe sich seit letztem Jahr geändert, es gäbe jetzt viel mehr Möglichkeiten, lobt die Moorexpertin. "Mecklenburg-Vorpommern hat sehr gute Programme in der Agrarförderung an den Start gebracht. Agrar-, Umwelt- und Klimamaßnahmen für Landwirtschaftsbetriebe. Und es gibt auch eine große Nachfrage von den Betrieben."